Mittwoch, 17. Dezember 2008
Wie fühlt man sich mit 22?
In letzter Zeit beschäftigte mich diese Frage wieder und mir wurde klar, dass ich jetzt anders antwortete.
Man fühlt sich eben nicht wie mit 21, sondern man hat den Eindruck, dass nun der körperliche Verfall vollends begonnen hat. Ein Biologielehrer sagte mal, dass ab 20 der Körper langsam verfällt. Damals dachte ich – und das war auch seine Aussage – dass man davon noch nicht so viel mitbekommt. Heute muss ich diese Ansicht revidieren. Denn die Zeichen, die ein 22-jähriger Körper seinem Insassen senden kann, deuten auf einen beschleunigten Verfallsprozess hin.
Kopfschmerzen sind da noch das geringste Übel, wenn sie auch dazu führen, dass man – wäre man ein Hund – den Wesenstest sicher nicht bestünde, weil der ständige Druck im Kopf soviel Aggression erzeugt, dass man sich schon sehr zusammennehmen muss, um andere nicht wegen noch so kleiner Dinge anzufahren.
Nein, es gibt noch andere Leiden, die so gar nicht zu einem „twen“ passen.
Beispielsweise das Gefühl, dass sich in jeder Nacht ein Elefant seinen Schlafplatz auf dem eigenen Brustkorb sucht. Atmen geht gerade noch, Lachen ist unmöglich und nicht daran zu denken, dass diese eventuell ein Hinweis auf einen Infarkt sein könnte, ausgeschlossen.
Eben diese Probleme in Kombination mit Nacken- und Rückenschmerzen führten dazu, dass ich mich dazu durchrang, zum Arzt zu gehen.
Dort stand natürlich eine Blutentnahme an, was bei mir nicht in zehn Minuten erledigt ist, sondern zu einer Prozedur von gefühlten zwei Stunden, realen fünfzig Minuten ausartet. Grund dafür ist die unvorstellbare Angst, die ich dabei jedes Mal durchlebe und die Tatsache, dass ich mit ziemlich versteckten Adern ausgestattet bin. Es wäre also an sich schon nicht einfach, eine Ader zu treffen. Sollte es dann doch gelingen, sorgt meine Angst dafür, dass nicht ein Tropfen fließt. Man könnte glauben, ich sei ein blutleeres Wesen.
Dass dem nicht so ist, zeigt sich, wenn dann enttäuscht die Nadel entfernt und ein kleines Pflaster aufgeklebt wird, auf dem sich nach wenigen Sekunden ein kleiner roter Punkt zeigt.
Um es kurz zu machen: Ich wurde drei Mal gestochen, bis etwas kam und bin dabei zwei Mal komplett zusammen geklappt, einer Ohnmacht mehr als nahe.
Das anschließende EKG hatte das Ergebnis, dass mein Herz – im Gegensatz zu mir – zu viel tut. Es schlägt ein paar Mal zu oft. Extrasystolen nennt man diese Schläge. Eine Woche später wurde mir deshalb ein Langzeit-EKG umgeschnallt bzw. angeklebt und am nächsten Tag sollte ich das Ergebnis dazu erfahren.
Ich saß im Wartezimmer. Alleine. Die Schwester führte draußen ein Telefonat: „Ich bräuchte einen Herzkatheter für Januar.“
Moment. Ich kombinierte so:
Beim Hereinkommen war mir kein weiterer Patient aufgefallen, es war sehr früh am Tag, im Wartezimmer hing keine Jacke, stand kein Schirm, ich saß da völlig allein. Ergo: Der Herzkatheter war nicht nur für Januar, sondern auch für mich!
Da mein Vater in den letzten Monaten sowohl einen Katheter, als auch eine Bypass-OP hinter sich gebracht hatte, wusste ich, was auf mich zu kam. Lebensgefährliche Eingriffe, die man nicht einfach so aus Spaß an einem Menschen vornahm. – Ich war in Gefahr! Eine tickende Zeitbombe. Jede Sekunde konnte meine Letze sein. Wem musste ich unbedingt noch danken, von wem musste ich mich persönlich verabschieden? Wie brachte ich meinem Freund bei, dass er wohl bald wieder Single sein würde? – Ich wurde aufgerufen.
Die Ärztin – klein, zierlich, verdächtig freundlich – begrüßte mich und nah mich mit in ihr Sprechzimmer. Dort bat sie mich ruhig und wieder sehr freundlich, Platz zu nehmen.
Selbstverständlich machte mich diese ganze Ruhe und Freundlichkeit noch skeptischer und keineswegs gelassener.
Gleich würde sie mir sagen, dass ich mich auf einen baldigen Tod einstellen sollte. Gleich wäre der Moment gekommen, in dem sie mir vertrauensvoll und tröstend in die Augen schaut und mir mitteilt, dass es wohl noch zwei oder drei Wochen sein könnten. Vielleicht auch länger. Wer weiß.
Dann kam die Diagnose endlich: Sie haben leichte Herzrhythmusstörungen. Es sind nicht gerade wenige, aber es ist nicht so schlimm, dass man Medikamente geben müsste.
Sofort wollte ich all meine Fragen geklärt wissen: Ist das lebensgefährlich? Was kann ich dagegen tun? Kann ich noch Sport treiben? Gibt es einen Zusammenhang mit Herzinfarkt? – Die Frage, wie lange ich noch zu leben hätte, verkniff ich mir, wenn es mir auch schwerfiel. –
Die Ärztin antwortete ziemlich eindeutig:
Es ist nicht lebensgefährlich, das ist wahrscheinlich angeboren, da kann man nichts dagegen tun, Sport ist kein Problem und es gibt keine Verbindung zu Herzinfarkt. Hormone oder Stress könnten die Auslöser dafür sein, dass ich das Stolpern verstärkt wahrnehme.
Als ich die Praxis verließ, machte sich überraschenderweise weder Erleichterung noch Besorgnis breit. Ich fühlte mich neutral.
Schließlich war das Stolpern nicht weg. – Ist es übrigens immer noch nicht ganz. – Mein Rücken fühlt sich an, als wäre meine Wirbelsäule aus Stacheldraht, mein Nacken ist versteinert, die Kopfschmerzen – mittlerweile migränewürdig – sind zu meinen ständigen Begleitern geworden und was den Elefanten auf meiner Brust angeht, überlege ich im Moment, ihm einen Namen zu geben, denn er hat sich schon häuslich eingerichtet.
Geändert hat sich also nicht wirklich etwas.
So fühlt man sich mit 22. Ziemlich kaputt.
Vielleicht baut das all diejenigen ein wenig auf, die älter sind als ich und die sich Gedanken machen, weil es hier und da mal zwickt, sticht oder drückt.
Keine Panik: Sie sind nicht alleine!
Mittwoch, 10. Dezember 2008
Ich bin ein Molltier.
Weil ich ein musikalischer Mensch bin, brachte ich den Gefühlszustand „traurig“ mit der musikalischen Entsprechung dafür in Verbindung: Moll.
Und so erschuf ich das Molltier!
Es befindet sich ständig in der Grundstimmung des Traurigseins. Was aber nicht bedeutet, dass es nicht humorvoll auf die Lebewesen in seiner Umgebung einwirken kann! Ein Molltier kann durchaus lustig sein, wenn auch ungewollt. Seine zu realistische Einstellung führt immer wieder zu Bemerkungen, die stark satirisch oder ironisch sind.
Es lebt sein Leben vor sich hin, hängt nicht sonderlich daran, möchte es aber auch nicht unnötig aufs Spiel setzen. Seine Umgebung betrachtet es mit einer gesunden Portion Zynismus und häufig zuerst einmal mit Skepsis. Hat es jedoch Vertrauen gefasst, gibt es den neuen Bestandteil seiner kleinen trüben Welt nicht mehr auf.
Besondere Ansprüche stellt es nicht, ist sozusagen pflegeleicht.
Eine Kleinigkeit macht dem Molltier allerdings ziemliche Probleme: Nähe zu anderen Lebewesen. – Das mag als Widerspruch zur Anhänglichkeit im Absatz zuvor erscheinen, ist es aber nicht. Die Verbindung zu einigen wenigen Vertrauten ist dem Molltier sehr wichtig, wird diese Beziehung allerdings zu nah, zu eng, dann reagiert es wie jedes Fluchttier: es sucht das Weite. Auf die Betroffenen wirkt das oft unhöflich, ist aber keineswegs so gemeint! Das Molltier weiß sich nur nicht anders zu helfen, weil es die Zuneigung (die für andere ganz normal sein mag) nicht verstehen, bzw. nicht ertragen kann.
Sollten Sie also auf ein Molltier treffen und von ihm als vertrauenswürdig erachtet und als Bestandteil seines Lebens auserwählt werden, achten sie darauf, dass sie das Thema „Nähe“ vorsichtig angehen – sonst ist das Molltier weg!
Freitag, 21. November 2008
Wenn ich könnte, wie ich wollte, dann...
Spielplätze für Erwachsene:
Warum sollen nur Kinder bis zwölf Jahren schaukeln und sich gegenseitig mit Sand bewerfen dürfen? Weshalb sollen nicht auch Erwachsene an einer Seilbahn ihren Spaß haben? Die sogenannten Erwachsenen haben heute so viel Ernsthaftigkeit in ihrem Leben, dass es sich durchaus lohnen würde, auch mal wieder die kindliche Seite etwas zu fördern. Und zwar draußen! Im Winter wie im Sommer!
Gute-Nachrichten-Quote:
Wenn man sich abends die Tagesschau (das Mutterschiff der Nachrichtensendungen) ansieht, bestehen die Informationen zu neunundneunzig, wenn nicht sogar zu hundert Prozent aus Krieg, Tod, Krankheit, Korruption und ähnlichen negativen Themen. Dabei muss es auch etwas Gutes geben, das den Tag über auf der Welt passiert ist. Es muss auch in Deutschland schöne Ereignisse geben. Jeden Tag. Und darüber sollte bitte auch berichtet werden.
Deko-Verbot:
Mit Sicherheit bin ich nicht der einzige Mensch, der sich erst mal leicht geschockt am nächsten Regal festkrallen muss, weil er rechts und links von Weihnachtsmännern und mittlerweile auch -frauen angegrinst wird, obwohl es gerade Mitte Okotber ist. Gleiches Schema nur in einer anderen Jahreszeit gilt für Ostern. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, Ende Januar schon Schokohasen und Fondantkücken bei jedem meiner Spaziergänge durch die Innenstadt um mich herum zu haben. - Noch nie was von Vorfreude gehört? Vier Wochen vor dem eigentlichen Fest, das muss doch reichen!
Wiederholungs-Beschränkung:
Wenn ich am Tag mein Radio alle zwei Stunden einschaltete, hörte ich unter Garantie jedes Mal das gleiche Lied. WARUM? Es gibt so viele gute und (weil das im Radio anscheinend so sein muss) gefällige Titel, die nicht gespielt werden. Aber dafür fünfzehn, wenn es hoch kommt zwanzig Titel, die locker mal ein halbes Jahr reichen. Meine Bitte wäre, dass man ein und das selbe Lied in einer Woche nicht häufiger als drei Mal spielt.
Entschleunigung des Alltags:
Mir geht es grundsätzlich gegen den Strich, dass heute alles immer sofort und unglaublich schnell funktionieren oder ablaufen muss. Es ist kein Wunder, dass die Zahl derer, die an ihrem alltäglichen Stress scheitern und wirklich krank werden, ständig steigt. Alles geht per Express, über Nacht-Lieferungen, jeder muss eine e-Mail-Adresse besitzen, immer und überall auf das Internet zugreifen können, um so schnell wie möglich die gewünschten Informationen zu bekommen. An der Kasse kann es vielen nicht schnell genug gehen und vom Straßenverkehr möchte ich gar nicht erst anfangen. Selbst im Bildungswesen ist man dem Schnelligkeitswahn verfallen: nach acht Jahren soll man sein Abitur bestehen, um dann an der Universität einen Bachelor-Studiengang zu belegen, der dann nach drei Jahren abgeschlossen wird, damit man so schnell wie möglich als Arbeitnehmer zur Verfügung steht. - Denjenigen, die diesen Weg gehen müssen, tut man damit sicher keinen Gefallen und den Lehrenden ebensowenig. Also: macht doch bitte mal langsamer!
Fernsehfreie Zeit:
Es gab tatsächlich Generationen vor uns, die jahrzehntelang überlebt haben, ohne nachts um zwei von fünfzigjährigen blonden Frauen den Befehl entgegen zu nehmen, sie doch gefälligst anzurufen. Und zwar sofort! Sie haben gut gelebt, auch ohne idiotische Ratespielchen, die von einem fünfundzwanzigjährigen Zellhaufen in wenig Stoff moderiert wurden. Mal ehrlich: wer braucht das wirklich? Es reichte, wenn man um null Uhr noch mal Nachrichten (s.o.) sehen kann und dann das Testbild eingeblendet wird, das im Grunde in sich intelligenter ist, als die eben beschriebenen Moderatorenversuche. Um sechs Uhr morgens kann es dann gerne weitergehen.
Weitere Ideen werden folgen, ich muss mich nur eben mal beruhigen.
Donnerstag, 13. November 2008
Goethe, Du Sack!
Ein etwa 45-jähriger Mann in grauem Anzug, mit dazu passendem Hemd und einer orange-schwarz gestreiften Krawatte steht vor einem und gibt wiederholt die Lautfolge „mmmmm – nnnnnn – llllllllll“ von sich, ohne dabei den Eindruck zu machen, das ganze auch nur im Ansatz peinlich zu finden.
Das ist Wissenschaft!
Ein weiteres Beispiel:
Ein Dozent liest einen Text vor, der in seiner Entstehungszeit für Aufsehen sorgte, weil er für diese Epoche extrem anzüglich war. Der Dozent weist allerdings mehrmals darauf hin, dass dies nun bei weitem nicht mehr der Fall sei und man sich nun keine großen Hoffnungen machen solle, er fange nun an.
Er liest und versucht immer wieder die Stellen zu betonen, die seiner Meinung nach ja gar nicht mehr so erotisch sind, wie sie damals eingestuft worden waren.
Dummerweise macht er dabei den Eindruck, als ginge es ihm persönlich mit dem Text ganz anders. Als finde er die zitierte Passage durchaus auf eine nicht jugendfreie Weise ansprechend.
Das Auditorium merkt das ohne dass er es bemerkt und hat seinen Spaß daran, zu beobachten, wie dieser Mann in seinem Gesicht einen Farbwechsel von seinem Grundton Zement-Grau über Mandarin-Orange zu Ampel-Rot durchläuft.
Auch das ist Wissenschaft!
(Dass in dieser Vorlesung später noch der Satz fällt „Ach Gott, ich möcht mir selbst was Blasen!“ (natürlich leidenschaftlich betont), sei nur am Rande bemerkt und nicht weiter kommentiert.)
„Seit ich fühle, habe ich Goethe gehasst. Seit ich denke, weiß ich warum.“
Warum hat mir nie jemand gesagt, dass Börne genau das in Worte gefasst hat, was mich im Deutsch-LK immer dazu gebracht hat, dass ich mich schwer beherrschen musste, um nicht das kleine Reclam-Heftchen „Faust I.“ in seine kleinsten Moleküle zu zerlegen und daraufhin in einem nicht aufzuhaltenden Redefluss die literarische Traumwelt meines Lehrers in Trümmer zu hauen?
Soviel für heute aus der Uni(per)versität.
So long.
Sonntag, 9. November 2008
Text ohne Überschrift
ohne Ziel
taumeln keuchend
durch steinernes Meer
die Höhlen fest versiegelt
Gläser schneiden scharf
die stummen Blicke
Taube Schritte
wie auf Schienen
gleiten über Kopfsteinpflaster
festgeschnallt
an Uhrwerkticken
Stundenzeigermenschenjagd
Zahnraddolche
treiben an
brüllen brav die Richtung vor
Blinde Schreie
ohne Ziel
lehnen blutend
an Beton
küssen weinend Kopfsteinpflaster
beißen hungrig in Asphalt
Taube Schritte
wie auf Schienen
gleiten weiter fernbestimmt
weichen blinden
Schreien aus
bauen Brücken über Tote.
Dienstag, 21. Oktober 2008
Dönerbibel
Das Chaos ist auf den Thron zurückgekehrt und beherrscht mein Leben auf's Neue.
Aber es gibt auch schöne Dinge zu berichten.
Zum Beispiel über das Buch, das mich seit knapp zwei Wochen begleitet und in dem ich ab und zu mal (wenn es die Zeit zulässt)lese:
Meine Dönerbibel.
Richtig gelesen.
Ich besitze eine Dönerbibel.
Im Grunde ist es eine ganz normale Bibel, Einheitsübersetzung, gebunden.
Nachdem jeder Geschichtsdozent irgendwann einmal während des Semesters darauf hingewiesen hat, dass für Historiker die Bibel zur Pflichtlektüre gehört, habe ich mich dazu durchgerungen, mir eine eigene Ausgabe der "Heiligen Schrift" zuzulegen.
Zuletzt habe ich in der Grundschule eine in Händen gehalten. Danach wurde uns immer nur das Neue Testament vorgelegt.
Dabei soll doch gerade das Alte Testament so spannend sein. Da soll es ja so richtig rund gehen.Da fließt noch Blut, Menschen werden brutal ermordet und Frauen geschändet. - Passt doch wie die Faust auf's Auge in unsere heutige Gesellschaft.
Allerdings bin ich noch nicht so weit.
Ich habe gerade Abraham hinter mir gelassen und bin nun bei Isaak und Jakob.
Warum meine Bibel trotzdem etwas Besonderes ist, lässt sich ganz einfach erklären.
Auf dem Weg nach Hause machte ich noch einen Zwischenstop beim Dönermeister meines Vertrauens. Ein Döner-Spezial mit Allem.
Den packte ich dann, weil es gerade an diesem Tag so schweinekalt war, in meine Tasche, in der sich natürlich auch die Bibel befand.
Zuhause angekommen packte ich erst den Döner aus und legte eine Pause ein (zuvor hatte ich sechs Stunden in der Bibliothek verbracht, das ist zermürbend!).
Danach wollte ich natürlich sofort anfangen, dieses grundlegende Werk der Religion zu lesen, die ich - abgesehen von Taufe, Kommunion und Firmung - nur passiv ausübe.
Soll heißen:
In meinen Papieren steht zwar, dass ich römisch katholisch bin, aber ich gehe weder in die Kirche, noch bete ich. Ich bin davon überzeugt, dass der Glaube nur als psychologische Hilfe "erfunden" wurde. Und auch nicht für alle Menschen, sondern nur für die, die ihn in der Quelle verstehen. Denn die Bibel ist laut Aussage einiger Lehrer voller Codes.
Ich sage nur "und er erkannte seine Frau". - Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen sich schon bildlich vorgestellt haben, wie Abraham zu Sara geht, ihr tief in die Augen sieht und dann sagt: "Ha, dich kenn ich doch!".
(Ich habe es getan und es war sehr lustig!)
Gerade neulich habe ich einem jungen Mann erklärt, dass damit nicht dieses Erkennen gemeint ist, sondern in manchen Fällen eben die sportliche Betätigung, die man gemeinsam mit seinem Partner im Bett ausübt.
Was ich damit sagen will, ist Folgendes:
Meiner Meinung nach, ist die Bibel viel zu kompliziert geschrieben, als dass sie jeder verstehen könnte.
Das allerdings ist in meinen Augen eine Grundvoraussetzung für etwas, das angeblich allen Menschen zustehen soll.
Wenn ich immer einen brauche, der mir erklärt, was mit diesem oder jenem Gleichnis gemeint ist, dann hilft mir das im Zweifelsfall nicht weiter.
In der Bibel werden eben grundsätzliche Verhaltensweisen aufgezeigt. Beispiele, wie man miteinander besser auskommt. Das Grundgesetz in Sachen Miteinander. Vielleicht.
Und mit psychologischer Hilfe meine ich, dass es jedem einleuchten dürfte, dass es sich gut anfühlt, wenn man in Notzeiten oder Momenten, in denen man nicht weiter weiß daran glauben kann, dass man nicht alleine ist.
Auch die Vorstellung, dass jemand nach seinem irdischen Leben nun bei Gott ist, ist eindeutig schöner, als der Fakt, dass ein Mensch gestorben ist, nicht mehr existiert und seine Überreste in einer Holzkiste unter der Erde vor sich hin verrotten.
Dann schon lieber Opa, der täglich sein Manna genießt.
Was ich vielleicht klarstellen muss:
Auf keinen Fall möchte ich hier jemanden, der einen starken Glauben an Gott hat verletzen!
Ich beneide manchmal sogar diejenigen, die fähig sind zu glauben. Denn ich kann es offensichtlich nicht, weil ich in diesem Punkt zu rational denke.
Zurück zur Dönerbibel.
Dadurch, dass die Bibel noch eine Weile in der Tasche war, konnte sie den Dönerduft prima annehmen und jetzt besitze ich eben eine Dönerbibel.
Klar, langsam verfliegt der Hauch von Zwiebel, Knoblauch und gegrilltem Fleisch...
Aber der Gedanke daran, dass es in den Zelten der Menschen "damals" eventuell ebenso gerochen haben könnte, war schon lustig.
Donnerstag, 9. Oktober 2008
Fragen
Wenn man keine Uni hat, dann stellt man sich komische Fragen.
Wer würde mir noch zum Geburtstag gratulieren, wenn es keine Erinnerungsservices (z.B. im Handy oder Studivz) mehr gäbe?
Denken Leute an mich, ohne besonderen Grund, sondern einfach nur, weil sie mich mögen? Wenn ja, wer?
Was wäre, wenn ich jetzt tot wäre?
Wer käme zur Beerdigung, wer würde eine Anzeige schalten?
Wer wäre wirklich traurig darüber?
Würden sich Leute aus der Schulzeit an mich erinnern? Lehrer, Mitschüler?
(Diese Fragen sind nicht aus depressiven Momenten entstanden, sondern aus reinem Interesse!)
Mittwoch, 8. Oktober 2008
Long time ago…
da bin ich nun wieder!
Schon klar, meine so zahlreichen Leser haben meine Einträge sicherlich schon schmerzlich vermisst. – Ironie ist was Schönes… - Aber heute ist es wieder so weit: ein neuer Eintrag.
Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Vieles!
Ich habe zum Beispiel drei Wochen lang Kinder fremder Menschen bespaßt, bin mit ihnen in den Wald gegangen und wir haben dort aus herumliegenden Ästen, Zweigen und Moos kleine Hütten gebaut. Wir haben zwei Filme gekuckt, eine Zirkusvorstellung für die Eltern gemacht und sehr oft Uno gespielt…
Dass so ein Job die Uni Geld kostet, ist ja in Ordnung, aber dass dabei auch ein Gutteil meiner Nerven draufgeht, war eigentlich nicht eingeplant. Zumindest kann ich mir jetzt vorstellen, warum vielen Lehrern das Wort ‚Wandertag’ oder ‚Klassenfahrt’ den Schrecken in sämtliche Glieder fahren lässt. Denn von den Orten, die bei solchen Unternehmungen besucht werden, bekommt man im Grunde nichts mit. Man ist die meiste Zeit damit beschäftigt die Kinder zu zählen, Streit zu schlichten, Ideen zur Beschäftigung zu liefern oder kleine Verletzungen (z.B. Wildschweinbisse) zu verarzten. Außerdem können Kinder sehr indiskret sein und Fragen stellen, die man nicht mal seinem Psychiater beantworten würde.
Aber gut. Diese drei Wochen sind vorbei und irgendwie hat es ja auch Spaß gemacht und es tat gut, von einigen Kindern für die nächsten Ferien gleich zwangsverpflichtet zu werden.
Dann kam der Urlaub.
Wo es hinging, kann man oben rechts gut erkennen. London!
Meine Lieblingsstadt.
Wir waren acht Tage da, aber bereits nach der Hälfte fühlten sich meine Füße an, als hätten wir drei Mal hintereinander die Zugspitze bestiegen. Den Großteil unserer Tagesausflüge legten wir nämlich zu Fuß zurück. Bewaffnet mit einer Umhängetasche und einem Stadtplan. Es war der schönste Urlaub meines Lebens.
Mit dem wichtigsten Menschen meines Lebens.
Nach dem Urlaub wurde es wieder ernst.
Praktikum stand an. Eine Woche in einer Förderschule, die ich mir selbst ausgesucht hatte.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich seit dem einen wahnsinnigen Respekt vor Sonderschulpädagogen habe.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich die meiste Zeit des Tages mit geistig- und teilweise zusätzlich körperlich behinderten Kindern verbringen würde…
Klar: Es gibt wunderschöne Momente, die Kinder waren zuckersüß und wir hatten viel Spaß, aber mir persönlich würden viel zu viele Gedanken durch den Kopf gehen, die sich um die Zukunft der Kinder drehen. Ich würde mir schlichtweg zu viele Sorgen machen. Und das ist in einem solchen Beruf eben nicht gut.
Aber mein Fazit war: Ich würde jederzeit wieder dort Praktikum machen!
Und was ist mit Uni? Hast du dafür nichts gemacht? Hast du die ganze Zeit nur gefaulenzt? Das geht doch nicht? Du hast doch so viel Zeit, die kannst du doch nutzen und lernen!
Tja.
Nebenbei habe ich auch noch zwei Hausarbeiten geschrieben, die Dritte wird diese Woche fertig.
Über die Niederlage, dass ich ein Seminar in Linguistik nicht bestanden habe, musste ich auch erst mal wegkommen und ehrlich gesagt habe ich immer noch daran zu knabbern. Mist.
Sowas schwört natürlich sämtliche Selbstzweifel wieder hervor. Ist das wirklich der richtige Job für mich? Ich bin doch viel zu dumm dafür. Das kann ich alles nicht, ich hab es von Anfang an gewusst. Ich bin hier völlig falsch. Alle anderen können das viel besser als ich. Ich bin ein vollkommener Versager, zu nichts zu gebrauchen und total überflüssig.
Mit solchen Gedanken muss man dann so ganz nebenbei auch noch fertig werden.
Und dann hat man auch noch Geburtstag. Bei mir ist das der schlimmste Tag im ganzen Jahr, weil ich es nicht ertragen kann, so viele nette Dinge auf ein Mal gesagt zu bekommen. Am Besten einfach nicht ansprechen.
(Gut, es gibt Ausnahmen. Den Freund zum Beispiel. Er wusste, wie er es anstellen muss ;-)
Am Montag geht es also weiter mit dem Unileben.
Es kann nur besser werden.
Aber ich erwarte es nicht.
Leider.
Dienstag, 19. August 2008
Supersized me?
Wer zum Teufel hat dafür gesorgt, dass ich für die meisten Dinge, die der Mensch am Körper trägt, zu groß bin?
Ich kann mich nicht daran erinnern bei Gott am Tresen gestanden zu haben und auf seine Frage „You want it supersize?“ mit einem klaren „Yes!“ geantwortet zu haben.
Vielleicht ist er auch einfach nur ein kleiner Sadist, der gerne dabei zusieht, wie sich Menschen den Kopf über Dinge zerbrechen, die ihnen im Alltag ab und zu mal ein paar Probleme bereiten. Die Körpergröße zum Beispiel. – Und damit meine ich Größe in alle Richtungen. Also auch nach vorne, hinten, oben und unten. Durchmesser, Umfang, Gewicht, Höhe, Breite, Länge, Tiefe. Alles, was so dazugehört.
Wahrscheinlich sitzt er in seinem abgeranzten Fernsehsessel und durchsucht per Fernbedienung seine favorisierten Kanäle (für jeden Menschen gibt es einen) nach etwas Heiterem. So richtig zum kaputt lachen. – Meinen Kanal eben.
Da lümmelt er dann, schlägt sich vor Lachen auf die göttlichen Oberschenkel und verschluckt sich am himmlischen Manna, während er mir dabei zusieht, wie ich in der Damenabteilung der Galeria Kaufhof vor einem Ständer mit Blusen stehe, an dem Oberteile hängen, die einem dreijährigen Kind etwas zu knapp sein dürften.
Es dürfte in etwa so lustig aussehen wie ein Elefant, der verzweifelt versucht, seinen Kumpel Bob, einem Biber, den Beweis zu liefern, dass er sich ja wohl mal ganz locker die Badehose seines Pflegers überstreifen kann.
Nein.
Irgendwas passt da nicht so ganz.
Dabei habe ich abgenommen. Ganze sieben Kilo! – Ich weiß, dass man mir das nicht ansieht, aber ich habe Zeugen, die beim Wiegen dabei waren, die das auf Nachfrage bestätigen können. Außerdem gibt es mittlerweile auch wieder Hosen, die ich zugeknöpft und mit Gürtel einfach so runterziehen kann, ohne dass dabei Nähte reißen oder Nieten fliegen.
Sogar das Kleid vom Frühjahrsball saß schon fast zu locker. Ich musste mit einer Sicherheitsnadel verhindern, dass ich ständig auf den Saum trat, weil der Rock wieder gerutscht war.
Was also ist an mir verkehrt?
Ähnliche Geschichte im Schwimmbad. Der Badeanzug saß eindeutig lockerer als im letzten Jahr.
Und trotzdem konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich mich für mein Aussehen nun für alle sichtbar schämen sollte, oder ob ich in ein schallendes Lachen ausbrechen sollte, als mich drei Damen anstarrten, während ich mit meinem Freund an ihnen vorbei lief. – Lachen deshalb, weil sie von der Hautfarbe her den Blumenkästen mit Terrakotta-Optik ähnelten – sehr braun mit einem Hang zu Hummer. (Wer den Schmuckverkäufer aus Bridget Jones kennt, weiß was ich meine…)
JA, ich weiß: An seinem Aussehen kann man was ändern. Man kann abnehmen, Sport treiben, sich gesund ernähren, sich schminken, zum Friseur gehen – und sich zur Not ne Tüte übern Kopf ziehen.
Aber das habe ich zum Teil schon getan bzw. tue es noch. Und andere dieser Möglichkeiten wären einfach nicht ich. Ich bin nicht der Make up-Typ. Mein Friseur bin ich selbst, weil ich sowieso nie mit dem zufrieden wäre, was dabei herauskäme.
Ich will ja trotzdem noch ich bleiben und nicht zu jemandem oder besser etwas mutieren, das ich nicht bin.
Wenn man allerdings als junge Frau mit Übergewicht gut gelaunt loszieht, um sich ein Oberteil zu kaufen (Voraussetzung ist gute Laune!), dann weiß man schnell, warum man sich seit einem Jahr nichts Neues gekauft hat.
Es gibt nichts, in dem man nicht entweder aussieht, als würde man verzweifelt versuchen ein wenig modisch auszusehen, wohlwissend, dass man eher aussieht wie ein Blauwal, der versucht in einem Tutu gut auszusehen. Oder in dem man den Eindruck macht, dass man gerne ein Drei-Mann-Zelt trägt, weil es so schön kaschiert …
Mal abgesehen davon, dass man selten etwas findet, was schlicht aussieht. Schlicht, nicht plump!
Die Regale sind voll mit nuttigen Tops, strassbesetzten Kettenhemden oder quer gestreiften Sonnensegeln.
Und wenn man dann mal ein T-Shirt findet, das ganz normal ist, ohne Glitzer- oder Fick-mich-Effekt, dann muss man sich schnell von der Illusion lösen, sich vom Restgeld noch ein zweites Teil kaufen zu können.
Warum?
Und vor allem warum ich?
Ich weiß, dass es vielen so geht, wie mir. Aber trotzdem …
Falls sich jemand mit mir einen Spaß erlauben sollte, indem er sämtliche Kleidungsstücke, die ich probieren möchte, auf dem Weg zur Umkleide fünft Nummern kleiner macht, und falls dieser Jemand das hier lesen sollte, möchte ich doch höflichst darum gebeten haben, diesen Scherz zu beenden.
Danke.
Freitag, 1. August 2008
...und alles ohne Horst...
Die Fahrt dauerte wegen des Staus etwas mehr als fünf Stunden. Dank der Klimaanlage im Mietkombi ließen sich die wahnsinnigen Temperaturen zwar ganz gut aushalten, aber beim Aussteigen zur einzigen Pause musste ich mich dann doch kurz an der Wagentür festhalten, um von der Hitze nicht erschlagen zu werden.
Wir fuhren durch den Steigerwald, den Spessart, den Taunus, immer Richtung Nord-Westen. Namen bekannter Städte rauschten an uns vorbei: Frankfurt am Main, Aschaffenburg, Hanau, Bonn und endlich Köln.
Gut, nicht Köln direkt, aber das eigentliche Ziel unserer Reise lag in der Nähe. Frixheim, ein Teil von Nettesheim, ein Teil von Rommerskirchen, was wiederum zum Kreis Neus gehört.
Ganz in der Nähe liegt auch das berühmte Grevenbroich. Das Grevenbroich.
Und ich war da!
An einem Ortsschild ließ ich mich zum Beweis fotografieren und dann ging es in die Fußgängerzone. Positiv überraschte mich die Tatsache, dass nirgends irgendwas auf den fingierten Reporter Horst S. hinwies. Keine Fan-Shirts, Kappen, Stofftaschen oder Aufkleber. Horstfreie Zone also.
Der Ort hat mir richtig gut gefallen. Besonders das kleine Schloss und der Park. Kleine Gassen und Plätze, Straßencafès, Mütter, die mit ihren Kindern ein Eis essen (oder es zumindest versuchen), Jugendliche, die die Ferien nutzen, um ins Freibad zu gehen und ein älterer Mann, der auf seinem Seniorenmobil (das aussah wie ein Autoscooter mit Hochsitz) ein paar Einkäufe erledigt.
Nach Grevenbroich folgte eine Fahrt zum Schloß Dyck, bekannt für seine Obstbäume, deren Ertrag (zu leicht überhöhten Preisen) im schlosseigenen (klimatisierten) Laden erstanden werden kann. Das war allerdings auch das Einzige, was wir uns dort ansehen konnten, denn das Schloss und der Park sind Dienstag bis Sonntag geöffnet. Wir standen jedoch am Montag vor den verdunkelten Kassenhäuschen.
Die Äpfel waren trotzdem sehr lecker.
Auf dem Rückweg machten wir am Wildpark Tannenbuschhalt und spazierten an ein paar Gehegen vorbei. In einem standen ein großer und muskulös gebauter rheinischer Hengst namens Charles und ein Hausesel namens Benny, der laut Tagel "immer 'scharf' auf seine Mädels" ist, was er uns auch überaus anschaulich vor Augen führte, indem er sein bestes Stück a la Freischwinger herabbaumeln ließ. - Sonst werde ich ja nicht so schnell rot, aber bei geschätzten 100 cm treibt es selbst mir die Schamesröte ins Gesicht...
In Köln waren wir natürlich auch. Vom Dach der FH (in der übrigens der Film "Teufelsbraten" gedreht worden ist) hat man einen traumhaften Blick über die Stadt!
Wir fuhren schließlich noch am Dom, dem WDR, der Oper, der We will rock you-Arena und dem Drehort der Mitternachtsspitzen vorbei. Alles sehr sehenswert!!! Den Abschluss bildete ein Blick auf das stadtbekannte Bordell Pascha.
Interessant war auch der Ausblick auf einen riesigen Tagebau, an dessen Stelle mal mehrere Dörfer lagen. Wirklich beeindruckend und irgendwie auch erschreckend.
Was allerdings für die meiste Verwirrung sorgte war, dass wir den oben beschriebenen älteren Mann an jedem der von uns besuchten Orte (außer Köln, Tagebau und Wildpark) wiedersahen. - Sehr mysteriös...
Resümee:
Ich gehöre eindeutig ins Rheinland!
Die Menschen dort sind einfach super und der Dialekt allein sorgt bei mir schon für gute Laune. - Irgendwann werde ich also da hinziehen. Irgendwann.
Dienstag, 1. Juli 2008
Sätze der bisherigen Woche
"...weil die Kriegswürstchen verarmt waren." (Anmerkung: die Referentin hatte eigentlich Kriegsfürsten gesagt. Soviel zum Thema Schwerhörigkeit im Alter...)
"Der kann seine Farbe wechseln, sich so anpassen, wie ein Kolibri." (ersetze Kolibri durch Chamäleon.)
Mittwoch, 25. Juni 2008
Hannelore Elster und die Backroundtomaten
Man kann so gut wie immer davon ausgehen, dass man zu Beginn für etwa zehn Minuten in einer Rauchwolke verschwindet, die man ohne Mühe in Scheiben schneiden könnte. Während dieser zehn Minuten bekommt man neben der Räucherung noch einen gratis Adrenalinkick, denn man lebt 600 Sekunden langt mit der Angst, dass die örtliche Feuerwehr mit einem großaufgezogenen Löschzug anrückt und einem ohne Vorwarnung erstmal den Balkon unter Wasser setzt.
Schließlich gibt es überall übereifrige Nachbarn, die achtzig Prozent ihres Lebens damit verbringen, ihren langgehegten Traum vom Agentenjob einen Hauch von Wirklichkeit zu geben.
Es kam dann doch nicht zur Balkonflutung und es wurde ein schöner Abend, der zeitweise vom Geschrei einer einzelnen nürnberger Bratwurst untermalt war. Nach einer Minute auf dem Grill hörte ich ein leises, kontinuierliches Wimmern - das Wimmern einer Wurst.
Meine selbstlose Aktion, die Wurst mit Daumen und Zeigefinger irgendwann von ihrem Leid zu erlösen und vom Grill zu nehmen hatte zur Folge, dass ich wenige Sekunden später mit einem Zahnputzbecher voll kaltem Wasser auf dem Balkon saß, in den ich meinen Finger tauchte, um die Schmerzen zu lindern.
Unsere Tomatenpflanzen werden voraussichtlich Früchte tragen, die einen leichten Rauchgeschmack haben. Sollte das der Fall sein, werde ich sie mir auf jeden Fall patentieren lassen.
Um die Überschrift zu erklären, muss ich zu bedenken geben, dass ich vor meinen Gedanken an singende Tomatenpflanzen, die die schreiende Wurst begleiten sollten, mehrere Atemzüge lang grau-bläuliche Dämpfe in mich aufgenommen habe, was mit Sicherheit dazu geführt hatte, dass sich diverse Synapsen völlig neue Verbindungspartner gesucht haben. Dieses Phänomen erklärt auch, warum ich einer Elster den Namen Hannelore gab und mich über dieses Wortspiel minutenlang wunderbar amüsierte.
Das Bild ist aber auch zu schön: singende Tomaten, die die Stämmchen wiegen und die Blätter schwenken. Im Vordergrund ein Nürnberger Würstchen und alle singen "Don't worry, be happy". Wie schön...
Der Arschvogel war natürlich auch da.
Der Arschvogel ist ein schwarzer Vogel, der einmal auf dem Baum gegenüber des Balkons saß und unaufhörlich zwitscherte. Ich fasste den Entschluss, mit ihm in Kontakt zu treten und pfiff eben auch. Er antwortete sogar! Als ich meinem Freund nun zeigen wollte, dass ic hmich mit einem Vogel unterhalten kann, hielt dieses Mistvieh natürlich den Schnabel.
Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht wirklich verärgert. Wir gingen wieder rein, ließen die Tür aber offen. Während ich dann kurz in der Küche war, fing das Drecksvieh an zu pfeifen, als gäbe es kein Morgen mehr; kam ich zurück, hörte das Pfeifen auf.
Seit diesem Tag ist das der Arschvogel.
Ja, die Tierwelt ist schon eine schöne Sache. - Und der Menschenwelt so ähnlich!
Auf einer Antenne saß ein Taubenpaar, das erst eine Runde turtelte. Er war natürlich ein totaler Aufreißertyp. Minutenlang hat er seine Partnerin umtanzt, gepickt und beknabbert. Als sie fertig waren, saßen sie auf unterschiedlichen Ästen der Antenne und er war mit dem Wiederherstellen seiner Federpracht beschäftigt, wonach er sich schließlich aus dem Staub machte. Sie saß noch eine ganze Weile auf der Antenne rum, als warte sie auf seine Rückkehr.
Er kam natürlich nicht wieder. Das meinte ich mit der Ähnlichkeit zwischen Tier und Mensch.
Tja, das ist also meine Umwelt:
Hannelore Elster, singende Tomatenstauden, brüllende Würstchen, one-night-stand-Tauben und Arschvögel.
Könnte das Leben noch schöner sein?
Mittwoch, 18. Juni 2008
Lang lang ist's her...
ich habe mich nun schon seit längerer Zeit nicht mehr zu Wort gemeldet, zumindest nicht auf dieser Seite.
Aber wie soll ich auch?
Schließlich bewege ich mich im Augenblick von einer Stresssituation in die andere.
Morgen habe ich mein letztes Referat, das vierte in zwei Wochen.
Die Klausuren (zwei) kommen näher, die Hausarbeiten (drei) wollen noch geschrieben werden und die mündlichen Prüfungen (zwei) stehen auch an. Was mich nur etwas kirre macht ist die Tatsäche, dass ich bisher nur einen einzigen Prüfungstermin weiß. - Das ist nicht gut für jemanden, der es liebt, Dinge zu planen! Gar nicht gut!
Ein anderer Stressfaktor wird allerdings morgen abend beendet. Ich gehe fest davon aus, dass die Nationalmannschaft gegen Portugal verliert. - Schon gegen Österreich hatte ich mich auf ein Ausscheiden eingestellt.
Dritter Stressfaktor: Zahnschmerzen.
Vierter Stressfaktor: Kopfweh, als würde ein Elefant in meinem Hirn Seilspringen üben...
Zwei Lichtblicke:
1. Gestern entdeckte ich die ersten kleinen...na gut...winzigen Tomaten an unseren Tomatenpflanzen. Juhuuu! Was für ein schönes Gefühl! Wir haben was angepflanzt und es ist tatsächlich was geworden!
2. In den Sommerferien werde ich Geld verdienen. Vom 18. August bis zum Schulbeginn wird die dicke Tante auf Kinder aufpassen, mit ihnen Spiele spielen, in den Zoo gehen und sonstige Unternehmungen machen. Endlich fließt mal bisschen Schotter! Und es gibt mir sicher wieder ein bisschen das Gefühl, doch zu etwas brauchbar zu sein.
Denn im Augenblick komme ich mir ziemlich überflüssig vor. Und kaputt. Kaputt im Sinne von defekt, minderwertig, B-Ware...oder wie in Thomas Bernhards "Gehen": tschechoslowakische Ausschussware.
In diesem Text habe ich übrigens ein wunderbares Zitat entdeckt:
"Es ist etwas ungemein Deprimierendes, wenn Sie einem Menschen gegenübersitzen, der durch seine Gegenwart allein fortwährend von sich behauptet, kompetent zu sein und nicht im geringsten in der Sache, um die es geht, kompetent ist."
Auch schön:
"Wir dürfen, wenn wir etwas tun, nicht darüber nachdenken, warum wir, was wir tun, tun, sagt Oehler, denn dann wäre es uns plötzlich vollkommen unmöglich, etwas zu tun. Wir dürfen das, was wir tun, nicht zum Gegenstand unseres Denkens machen, denn dann kommen wir in tödliche Zweifel zuerst, schließlich in tödliche Verzweiflung."
Überhaupt ist Bernhard ein prima Zitatelieferant, wenn man einen bissigen Kommentar sucht...zum Beispiel dürfe man nicht vergessen, dass alle, die ein Kind machen, ein Verbrechen begehen!
Montag, 26. Mai 2008
Balko ist ein Steppenwolf
Am Samstag war ich in einer Inszenierung des Theaters Fürth, in der der Schauspieler, der sonst im Fernsehen Balko spielt (ich glaube er heißt Jochen Horst), den Harry Haller in Hermann Hesses Steppenwolf gespielt hat.
Die Aufführung war auch für Leute geeignet, die das Buch nicht vorher gelesen hatten. Allerdings ist es sehr zu empfehlen, den Roman zu kennen, da man die Tiefe der Geschichte dann besser wahrnehmen kann.
Ohnehin ist das ja ein Buch, das zur Pflichtlektüre erklärt werden sollte! Keines hat mich so aufgebaut, wie dieses.
Also, wenn ihr die Gelegenheit haben solltet, das Stück zu sehen, nutzt sie!
(Auch für Nicht-Jochen-Horst-Fans wie mich, war es ein toller Abend…)
So long
Stina
Du Freund wolle hab?
Nicht nur, dass gerade das Mannesalter erreicht oder überschritten habende männliche Menschen sich vor Zimmertüren niederlassen, deren dahinter liegende Räume in keiner Verbindung zu ihnen stehen, um mit tiefschürfenden Gedanken um halb ein Uhr in der Nacht die Welt zu retten und sich gegenseitig ihren Gram über kürzlich beendete Beziehungen mitzuteilen.
Nicht nur, dass ein vorher schon relativ unwohnliches Wohnzimmer danach wie die Innenstadt Kabuls aussieht – nein, auch der Geruch, der sich dank warmer Außentemperaturen wunderbar intensiviert und auf Grund geschlossener Fenster auch Wochen später noch wahrnehmen lässt, erinnert stark an das Innere eines Bergkirchweihbesuchermagens.
Ein schwerer Bierdunst, der sich aus den Flaschen, die strategisch günstig im Raum verteilt sind, schlängelt und sich mit dem unsichtbaren Nebel aus Weinresten und angetrunkenen, dann aber doch stehen gelassenen Orangensaftpäckchen vermischt, schlägt einem schon beim Betreten des Flures entgegen.
Der Vorraum, der Küche, Wohnzimmer und Flur verbindet, ist mit Bierkästen (deren Flaschen natürlich leer sind) angefüllt und auch die kleine Ablagefläche steht voller leerer Wein-, Wodka- und Plastikflaschen.
Die Feier war vor vier Wochen.
Der Vorteil des ganzen ist, dass diejenigen, die die Flaschen geleert haben, kein Interesse daran zeigen, sich das Pfand zurückzuholen. Nun gut. Es war Zeit genug, die Flaschen wegzubringen. Ich habe mir also meinen Rucksack, eine Sporttasche und zwei Stoffbeutel geschnappt und diese mit Flaschen gefüllt. Auf zur nächsten Leergutrücknahme.
Vier Euro siebenundneunzig. Das hat sich doch gelohnt!
Als ich meinen mit dem Pfand bezahlten Wasserflaschen in meinen nun leider etwas nach altem Bier riechenden Rucksack packen will, tritt ein südländisch-osteuropäisch wirkender kleiner Mann neben mich, sieht mich betont unauffällig an und nimmt dann Kontakt mit mir auf. „Hallo. (Pause) Du schöne Frau.“ Leicht verwirrt und genauso leicht gebauchpinselt antworte ich mit einem Lächeln und einem freundlichen Danke.
„Du Freund wolle hab?“ Ich frage vorsichtshalber noch mal nach. „Wie bitte?“ – „Du un ich. Du Freund wolle hab?“ – „Oh, ich hab’ schon einen Freund.“
Ich erwarte eine kurze Antwort und eine ebenso kurze Verabschiedung. Der kleine Mann fragt allerdings noch drei Mal nach, ich erkläre immer wieder freundlich, dass ich schon vergeben sei. Er realisiert endlich, dass er keine Chance hat, reicht mir die Hand und wünscht mir „alles Gute und viele Spaß für deine Freund un dich“, legt seine Hand kurz auf mein Schulterblatt und geht dann seines Weges.
Meine nicht gerade klein dimensionierte Verwirrung ist daran erkennbar, dass ich eine ganze Weile brauche, um mich zu entscheiden, in welche Tasche ich nun die Flaschen packen soll.
Aber schließlich fahre ich dann doch fröhlich grinsend nach Hause.
Das war nun schon das zweite Mal, dass mich jemand so angesprochen hat. Den Grund dafür weiß ich nicht so recht.
Aber es war ein schönes Gefühl! – Das mich zusätzlich noch vom Traum letzter Nacht abgelenkt hat, in dem mich ein Lehrer, von Rührung und Zuneigung übermannt, einfach so in die Arme genommen hat. – Sehr gut.
Freitag, 23. Mai 2008
Ein Bundesland und ich
Ob dieses Phänomen auch für Bundesländer gilt, weiß ich nicht. Aber möglich wäre es doch.
Seit ich klein war habe ich jedes Jahr zur Faschingszeit die Sitzungen der Kölner und Düsseldorfer Karnevalsvereine im Fernsehen mit größter Freude verfolgt. Irgendwann war ich die einzige in unserer Familie, die verstand, worum es in den Liedern und Reden ging. Ich konnte viele der Texte mitsingen und kann es zum Teil immer noch.
Dann kam das Theaterspielen und hier hat mir mein alljährlicher Sprachkurs durchaus weitergeholfen (*), denn Bömmel spricht nun mal im rheinischen Dialekt.
Darüber hinaus habe ich Menschen getroffen, die aus dem Rheinland kamen und war nicht zu letzt Fan von Marius Müller-Westernhagen, der ja bekanntlich aus Düsseldorf stammt.
Mittlerweile bin ich mit einem Fast-Kölner zusammen und hatte in den ersten zwei Semestern meines Studiums mindestens zwei Dozenten, die aus dem Rheinland kamen.
Und in diesem Semester ist das nun wieder der Fall. Allerdings kommt bei besagtem Dozenten erschwerend hinzu, dass er Linkshänder ist und einen (oft) trockenen Humor hat. Ersteres ist eine Eigenschaft, die ich auch besitze (das sagt freilich nichts aus…). Was den Humor angeht…nun ja, ab und zu kann ich schon relativ trockene Sprüche klopfen.
Wahrscheinlich ist es tatsächlich das gleiche Phänomen. – Aber interessant ist es schon. Vor allem wenn man dabei beachtet, dass ich bisher mit all den oben genannten NRW-Exporten nur gute Erfahrungen gemacht habe.
Bin ich am Ende im Herzen eine Rheinländerin?
Gut, es gibt gewisse Charakterzüge, die eindeutig dagegen sprechen.
Besonders fränkisch ist an mir, dass ich häufig kurz angebunden bin. Das liegt aber daran, dass ich der Meinung bin, dass oft ein einfaches Nö unkomplizierter ist, als eine längere Antwort. Wenn man es positiv ausdrücken möchte, bin ich keine Frau vieler Worte. – Was nicht heißt, dass ich immer gleich zum Punkt komme!
Eine Art Menschenscheu, die ich unbestreitbar in mir trage, ist sicher auch ein fränkischer Einschlag, der sich nicht mit dem rheinischen Frohsinn und der (mir bisher immer entgegengebrachten) Offenheit vereinbaren lässt.
Aber sonst? Vielleicht sollte ich mal Nachforschungen anstellen, ob nicht doch ein paar Tropfen rheinischen Blutes in mir ihr Unwesen treiben.
Über den Schaden, den das Preußische in mir anrichtet, möchte ich an dieser Stelle nicht nachdenken…
Vielleicht ist das alles nur r(h)einer Zufall, vielleicht ein Fall frühkindlicher Prägung oder pawlowscher Konditionierung, wer weiß…
Eines weiß ich sicher:
Wenn Rheinländer simmelieren und ihre Ergebnisse dann mitteilen, klingt es eindeutig intelligenter, als die Worte, die ein Franke aus sich heraus ziehen (da geht es ja schon los!) lässt, wenn er, was man ihm nicht wirklich ansieht, mit einem Denkprozess beschäftigt war und für sich zu einem Ergebnis gekommen ist.
Woran das wohl liegt? – Hiermit erkläre ich die folgende Frage zur Wochenendaufgabe:
Warum klingt Rheinisch (Kölsch u.ä.) intelligenter als Fränkisch?
Lasst euch nicht stressen, denkt in Ruhe drüber nach, denn ihr wisst ja:
Isch hab Zeit…
Und immer dran denken:
Wenn de Mittwoch überlebs, is Donnerstach!
In diesem Sinne,
Eure Stina
(*)Na gut, ich gebe es zu, ich habe heimlich geübt, indem ich mir die Szene geschätzte 20 Mal angesehen habe...
Samstag, 10. Mai 2008
Man muss dafür geboren sein!
Heute war es so weit. Der siebzigste Geburtstag meiner Tante. Und wenn man den ganzen Tag mit Menschen verbringt, die alle mindestens drei Mal so alt sind, wie man selbst, lernt man ganz spezielle Dinge über unsere Welt, Tiere und das Leben allgemein.
So wurde mir beispielsweise sehr anschaulich beschrieben, welche Erfahrungen eine fast achtzigjährige Dame beim Kamelreiten (!) gemacht hat. Dass diese Tiere nämlich erst mit ihrem Hintern hochgehen und man dabei unglaublich nach vorne kippt. Von dem wahnsinnigen Tempo, das sie aufnehmen, wenn sie mal losrennen, ganz zu schweigen.
Ein ganz spezieller Vergleich wurde mir von einer ehemaligen Kellnerin dargelegt, die eine flammende Rede auf ihren Beruf hielt und diese mit der Überleitung begann, dass es mit dem Beruf Lehrer ja wie mit dem der Kellnerin sei: Man muss dafür geboren sein. Wenn man das nicht ist, fällt das sofort auf und man wird nie glücklich damit. Man muss mit einer ordentlichen Portion Herzblut dabei sein.
Um ehrlich zu sein, hinkte dieser Vergleich in meinen Augen nicht nur, sondern er bewegte sich auf Stumpen fort...
Außerdem bin ich nun bestens über den Zustand der Campingplätze nahe Tüchersfeld (bei Pottenstein) in den späten Fünfzigern, frühen Sechzigern informiert.
Wie bei vielen Geburtstagen gab es natürlich auch heute wieder ein paar, die ihre Füllstandsgrenze erfolgreich ignorierten und nach mehreren Gläsern Bier auch noch das ein oder andere Achterle Roten tranken.
Wenn ich dem betrunkenen Menschen an sich nun wirklich nichts abgewinnen kann, aber angeheiterte Witwen, die die Siebzig deutlich überschritten haben, sind einfach unglaublich lustig.
Besonders, wenn sie einem vormachen, wie man auf einem Kamel reitet...
Mittwoch, 7. Mai 2008
Mich gibt's auch im Kleid
Alle, die mich kennen und wissen, dass ich in meinem ganzen Leben weitestgehend um Kleider herum gekommen bin, weil ich mich ab einem bestimmten Alter energisch gegen ein derartiges Kleidungsstück gewehrt habe, sollten sich den 19. April 2008 rot in ihrem Kalender anstreichen, ganz fett. Denn just an diesem Tag trug ich ein Kleid. Nicht irgendein Kleid, nein, es war ein Abendkleid und ich blieb damit auch nicht in meinem Zimmer stehen, sondern ich ging unter Leute. Besser gesagt: Ich war zum ersten Mal in meinem Leben auf einem richtigen Ball.
Für alle, die es nicht glauben folgt hier der Beweis:
Es war ein wundervoller Frühjahrsball in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen. Wir tanzten den ganzen Abend lang.
Dafür bekomme ich doch ein Fleißbildchen oder?
Dienstag, 6. Mai 2008
Halt’ die Klappe, ich hab’ Feierabend!
Mein Mobiltelefon klingelt nicht nur mit diesen Worten, wenn ich angerufen werde, nein, auch bei einer Kurzmitteilung und beim Wecken höre ich Schildkrötes Weisheit.
Man kann sich vorstellen, dass dies jedoch einer der wenigen Klingeltöne ist, der einem die Schamesröte ins Gesicht treibt, sollte man vergessen haben, den Ton abzustellen.
Dem war auch so, als heute kurz vor Beginn des Linguistik-Seminars etwas in meiner Hosentasche vibrierte und dann ein missmutiges „Halt’ die Klappe, ich hab’ Feierabend!“ durch den Hörsaal schallte. – Ich war nicht schnell genug gewesen, um den Anruf abzufangen.
Um mich herum betretenes Schweigen. Vor mir eine Dozentin, die mich überrascht lächelnd ansah und auf meine Entschuldigung nur mit einem „Macht nix, wir haben ja noch nicht angefangen.“ Antwortet. Glück gehabt.
Meinen kleinen faux pas machte ich mit außergewöhnlich guter Mitarbeit (ich war die einzige, die sich bei jeder Frage meldete) wieder wett.
Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass mich der Rest des Kurses jetzt für eine peinliche Streberin hält. Diese Meinung könnte durch die Tatsache, dass ich alleine in der ersten Reihe saß, noch unterstützt werden. Es war also wirklich nicht mein Tag.
Was macht man, wenn man feststellt, dass man nicht den Ansatz eines Netzwerkes (soll heißen Freundeskreis) hat?
Mir wurde es gestern bewusst, als ich in der Philosophie des Mittelalters saß und dem Prediger vor mir nur schwer folgen konnte.
Mein einziger Kontakt zu Mitmenschen besteht aus meinem Freund, einer Mitstudentin und den Mitbewohnern meiner WG. Allerdings muss man hier noch die Trennlinie zwischen gewolltem und erduldetem bzw. zufälligem Kontakt ziehen. Wenn ich das tue, bleibt nur mein Freund übrig. Dinge wie sich mit Freunden auf einen Kaffee in der Stadt treffen, ins Kino gehen oder einfach so mal quatschen gibt es bei mir nicht.
Es gibt Tage, an denen mein Freund der einzige Mensch ist, mit dem ich rede.
Aus der Sicht eines Psychologen ist das sicher eine denkbar schlechte Situation, in der ich mich befinde.
Aber ich wüsste nicht, wie ich da rauskommen soll. Ich habe verlernt, Beziehungen zu anderen aufzubauen – wenn ich es denn je konnte. Es funktioniert nicht mehr. Ein ganzes Semester sitze ich neben Leuten, mit denen ich insgesamt maximal zehn Sätze spreche. In Gruppen fühle ich mich unwohl und abgesehen von meinem Freund ist es mir lieber, wenn mich alle in Ruhe lassen, weil sie dann nicht erleben müssen, wie peinlich ein Mensch sein kann. Wie nervig, widerlich, abstoßend und dumm. – Und das ist jetzt kein fishing for compliments, sondern meine tiefste Überzeugung.
Ich hänge total in der Luft und weiß nicht was ich tun und lassen soll. Lernen ist beinahe unmöglich geworden. In zwei Wochen habe ich zwei Referate und für keines der beiden ist etwas vorbereitet. Keine gute Ausgangslage für das Ziel des Bestehens.
Ich habe wieder Angst zu leben und gleichzeitig Angst vor dem Tod.
Im Endeffekt bin ich ständig auf der Flucht vor mir selbst und dem, was ich will. Wirklich will.
Das Schlimmste aber ist im Augenblick, dass es bis auf zwei Ausnahmen (Papa und Schwester) keinen gibt, der sich für mich freut, dass ich endlich einen Menschen gefunden habe, der mich liebt. Besonders meine Mutter macht mir zu schaffen, denn ihr ist es wichtiger, dass ich „vor lauter Verliebtheit (m)ein Studium nicht ver(gesse)“.
Toll.
Da habe ich es tatsächlich geschafft einen Menschen für mich zu gewinnen und an mich heran zu lassen, habe mir ein Stück weit eingestanden, dass es etwas an mir geben muss, was liebenswert ist (jaa, das haben mir schon viele Menschen ganz oft gesagt, ich weiß), traue mich, jemanden zu lieben, stelle sogar fest, dass ich denjenigen lieben darf und bin darüber überglücklich und was passiert? – Die Uni ist wichtiger. Oder es ist den anderen einfach egal. Teilweise scheint es ja beinahe lästig zu sein, dass ich mich verliebt habe. Man bekommt das Gefühl aufgedrückt, dass man wieder etwas Böses getan hat, etwas Schlechtes, was Falsches.
Das ist so frustrierend.
Niemanden scheint zu interessieren, wie es mir dabei geht, nicht mehr alleine zu sein, geschweige denn wie es mir vorher gegangen ist.
Das geht mir so dermaßen auf den Sack. (anders kann ich es nicht sagen)
Aber wie sang Rio Reiser: „Halt Dich an deiner Liebe fest.“
Ich werde es versuchen. Jetzt habe ich ja eine. Endlich.
Freitag, 2. Mai 2008
If you can walk, you can dance.
Klar - man sollte beim Tanzen den Spaß an der Musik und der Bewegung in den Vordergrund stellen, aber...der Ehrgeiz, möglichst gut zu sein, vielleicht sogar sehr gut, mindestens aber so gut, dass man nicht als negatives Beispiel auffällt und gut und gerne im oberen Drittel der tanzenden Paare anzusiedeln ist, dieser Ehrgeiz lässt sich nur schwer unterdrücken.
Es ist allerdings nicht der Gedanke, was wohl die anderen von einem halten, vielmehr ist es der Wille, sich selbst zu genügen, den eigenen Maßstäben gerecht zu werden.
Aber davon einmal abgesehen, gibt es wirklich Menschen, die mit Fug und Recht unter den Begriff "Bewegungslegastheniker" fallen. Und als jemand, der wohl einigermaßen musikalisch und taktsicher ist, hat man da schnell - nicht Mitleid, das wäre zu despektierlich - aber doch ein gewisses Schamgefühl in sich, das wenn überhaupt nur die haben sollten, die beim Tanzen eher einem Tatzball ähneln, der immer eine Sekunde zu spät ist und dem Takt hinterher rennt. Von der Hoffnung beseelt, ihn irgendwann doch noch einzuholen.
Das soll um Himmels Willen nicht als Lästerei erscheinen! Wirklich nicht! Die Leute, denen es so geht, können nichts dafür. Vielleicht brauchen sie einfach etwas länger oder sollten doch lieber noch mal den Anfängerkurs machen, anstatt den Aufsteiger I zu besuchen, in dem sowieso schon viel zu viele Paare sind, die die Tanzfläche blockieren...Und zwar nicht, weil sie beharrlich versuchen, die Schritte doch noch auf die Reihe zu bekommen, sondern nur deshalb, weil sie einfach nur dastehen und sich gegenseitig Vorwürfe machen, dass doch der andere derjenige ist, der immer mit dem falschen Fuß anfängt oder in die falsche Richtung läuft. - Dafür gibt es doch die Tanzlehrer!
Aber man zofft sich ja lieber vor dem Rest der Mannschaft.
Vielleicht sollte man Paaren, die an ihrer Beziehung arbeiten wollen, zu einem Tanzkurs anstelle einer Paartherapie raten. Denn wenn man die dort aufkommenden Konflikte lösen kann und sich danach trotzdem noch mit gutem Gewissen sagen kann, dass man sich liebt, dann hat man eine gute Beziehung. Und wenn dann auch noch Spaß dabei ist, dann kann man echt nicht meckern.
Montag, 28. April 2008
Diagnose: Verbalkomplex
Als er neben dem Patienten steht, klappt er dessen Akte auf, wirft einen langen Blick hinein, atmet ein Mal tief aus und sagt dann, die Hand auf der Schulter des Patienten:
„Es…tut mir Leid. – PAUSE – Sie haben einen Verbalkomplex.“
Daraufhin wird die nun zukünftige Witwe ohnmächtig und muss von ihren beiden Kindern gestützt werden.
Der Patient erbleicht.
Es ist schon bitter, wenn man sich das anhören muss. Aber immer noch besser, als das ewige Herumgerede. Klare Ansagen sind im Nachhinein oft leichter zu verarbeiten, als vorsichtige Andeutungen.
Im Ernst: ein Verbalkomplex ist keine schwere Erbkrankheit, die sich immer nur in der übernächsten Generation bemerkbar macht und deshalb häufig so überraschend kommt; man kann trotzdem ganz ‚normal’ reden, Sätze bilden, sich anderen mitteilen und daran gestorben ist (bisher) auch noch niemand.
Verbalkomplex ist auch nicht der geheime Kosename von Karin ‚Muschi’ Stoiber für ihren Edmund, den sie immer dann so nennt, wenn er grade mal nicht da und sie mit ihren Freundinnen allein beim Kaffee sitzt.
Ein Verbalkomplex ist, um es mal ganz einfach auszudrücken, ein Prädikat in einem Satz, das aus mehreren Verben besteht, ein komplexes Verb eben.
Beispiel: Das Kind scheint den Hund gesehen zu haben.
Wo wäre hier der Komplex? – Ganz simpel: ‚scheint…gesehen zu haben’.
Man muss das (hoffentlich) nicht gleich beim ersten Hören oder Lesen verstehen. Und ich hoffe mal, dass ich selbst nie die Diagnose gestellt bekomme, aber die Vorstellung ist schon lustig…
Ansonsten verstehe ich mich mit der Grammatik im Augenblick noch ganz gut. Allerdings kann ich mir bis jetzt nur schwer vorstellen, einen achtseitigen Aufsatz über einen Satz zu schreiben. Genau das wird jedoch am Ende des Semesters die Aufgabe sein.
Wir bekommen einen Satz und sollen an ihm zeigen, was wir grammatikalisch drauf haben. Und acht Seiten wären laut Dozentin durchaus zu erwarten.
Hm, die kennt mich noch nicht gut genug. Dann wüsste sie nämlich, dass ich zumindest in Prüfungen eher dazu neige, kurz und bündig zu schreiben. Vielleicht sollte ich sie mal mit den beiden Korrektoren meines Geschichts-Lk-Abis zusammenbringen. Die schrieben mir nämlich so schöne Sachen wie „genauer, ausführlicher, mehr“ und sonstige Aufforderungen, doch bitte ausschweifender zu erklären an den Rand.
Was soll ich sagen: So bin ich eben.
Man stellt mir eine Frage bzw. gibt mir einen Denkanstoß. Dann schweige ich kurz. Und ebenso kurz fällt dann auch die Antwort aus, die es dann aber auf den Punkt bringt.
Diese Beschreibung stammt übrigens nicht von mir und soll keine Selbstbeweihräucherung sein.
Wer mich kennt, weiß das. In den Augen mancher tue ich das viel zu selten, aber es ist nun mal echt nicht mein Ding (oh…ich merke grade: je mehr ich es betone, desto mehr tue ich es ja…). Egal.
Es ist Sommer!
Jedenfalls für mich.
Oder wie mein Onkel immer zu sagen pflegt: Tauwetter für die Dicken.
Ja, so ist er eben. Gerade heraus, offen und ehrlich.
Aber von ihm durfte ich mir ja auch schon folgende Weisheit anhören, die ich mit gekonnter Leichtigkeit schluckte, ohne mir etwas anmerken zu lassen:
Lieber Vegetarierin, als Lesbierin.
Wohlgemerkt, dieser Satz viel am ersten Weihnachtsfeiertag.
Was soll´s. Er ist über siebzig, glaubt immer noch, dass „beim Adolf“ nicht alles schlecht war und gibt das ohne Umschweife auch Menschen unter achtzehn zur Antwort.
Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich Geschichte studiere. Ich will nicht irgendwann meinen Kindern solche Stammtisch-Parolen mit auf den Weg geben. Klar, er war dabei, er war als Junge in der Hitlerjugend und ihm wurde durch einen Fehler beim Umgang mit einer Panzerfaust seinerseits beinahe das linke Schienbein weggerissen. Er hat die Nachkriegszeit mitbekommen und sein Leben war zumindest bis in die sechziger oder siebziger Jahre kein Zuckerschlecken. Aber er sieht diese Zeit eben aus einer subjektiven Sicht.
Damit will ich nicht sagen, dass ich das alles objektiv betrachten könne, das kann ich sicher nicht. Aber auf jeden Fall objektiver, als er. Dadurch, dass ich selbst mit dem Zweiten Weltkrieg in direkter Weise nichts zu tun hatte, habe ich die Möglichkeit mir mein eigenes Bild zu machen. Und im späteren Leben als Lehrerin kann ich anderen jungen Menschen dazu verhelfen, sich ebenfalls Gedanken darüber zu machen, was in dieser Zeit passiert ist und wie man rechtsradikale Parolen, die es dann mit Sicherheit immer noch geben wird, einordnen muss.
So gesehen habe ich die Chance dazu beizutragen, dass eine radikale Form wie die der Diktatur Hitlers nicht mehr aufblühen und neue Wurzeln schlagen kann.
Dass alte Wurzeln und Triebe noch immer da sind, kann ich nicht mehr ändern. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht wie. Aber wenn es gelingen sollte, eine Jugend nach vorne zu bringen, die gegen derartige Ideen immun ist, wäre das schon mal ein großer Schritt in Richtung Toleranz.
Ich bin mir sicher, dass ich in vieler Hinsicht ein zu idealistisches Bild vom Alltag als Lehrerin habe. Eine Menge an negativen Dingen sehe ich wohl noch nicht. – Obwohl es mir ab und zu so vorkommt, als sähe ich nur all die schrecklichen Ereignisse, die mir passieren könnten.
Aber im Grunde ist es denke ich so, dass man gerade am Anfang einen riesigen Berg an Idealismus braucht, mit dem man an die Arbeit gehen kann. Denn kleiner wird dieser Berg von selbst, ganz klar, je mehr ich also am Anfang habe, desto mehr bleibt am Ende übrig.
Das oft erwähnte dicke Fell, das man sich in einem Beruf zulegen sollte, in dem man sich ständig der Kritik anderer ausgesetzt sieht, muss bei mir auf jeden Fall noch wachsen. Ebenso die gesunde Portion Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit.
Ich weiß nur, dass die Schulzeit in meinem bisherigen Leben die schönste Zeit war und dass ich das viel zu spät bemerkt habe. Deshalb will ich später versuchen den Kiddings klar zu machen, dass sie in den Jahren von der ersten bis zur zwölften (früher ja dreizehnten) Klasse trotz aller Einschränkungen durch den Stundenplan und das Lernen die meisten Chancen haben, sich selbst zu finden und sich dann auch zu verwirklichen.
Bestes Beispiel bin ich wohl selbst.
Hätte ich früher mit dem Theater angefangen, wäre Vieles sicher anders und einiges auch besser gelaufen. So habe ich in der Neunten begonnen und leider nach dem Abi erst festgestellt, dass ich mich nur dort, beim Spielen, wirklich sicher gefühlt habe. Ob ich dort auch am richtigen Platz war, dessen bin ich mir bis jetzt noch nicht ganz sicher. Anders gesagt: Ich traue mich nicht, es mir einzugestehen, weil ich dann begreifen müsste, dass ich eigentlich nicht Lehrerin werden darf, sondern bis zum Umfallen versuchen müsste, auf eine Schauspiel- oder Theaterschule zu kommen.
Ich neige dazu, lange nicht sehen zu wollen, was gut für mich ist und erst wenn andere mich zu meinem Glück zwingen, lasse ich es über mich ergehen, um danach festzustellen, dass ich es einfach selbst hätte tun müssen.
Und wie es aussieht, wird das wohl noch eine Weile so bleiben…denn der Gedanke, dass der jetzige Weg nicht der richtige für mich ist, ist immer noch präsent. Jeden Tag.
Dienstag, 22. April 2008
Ich geh nur kurz mal zur Toilette
Heute habe ich sie mir korregiert und benotet abgeholt. Das war allerdings gar nicht so einfach, da ich mich erst mal auf die Suche nach dem zugehörigen Dozenten machen musste. In seinem Zimmer war er nicht. Der Hiwi im Sekretariat schickte mich in die Präsens-Bibliothek und dort sagte man mir, dass der Dozent eben in die Richtung gegangen sei, aus der ich gerade gekommen war. Hm.
Ich ging nochmal zu seinem Zimmer, klopfte, erhielt wieder keine Antwort und entschloss mich darauf hin, einfach mal zu warten. Inzwischen kam der Hiwi kurz auf den Gang, fragte mich, ob ich ihn immer noch nicht gefunden hätte und konnte nach meinem Nein auch keine ergiebige Lösung finden. Ich wartete weiter.
Nach ungefähr zehn Minuten, in denen ich mehr oder weniger interessiert die Karte des antiken Griechenlands nach kuriosen Städtenamen durchsucht hatte, öffnete sich am Anfang des Ganges eine Tür und der gesuchte Dozent kam mit weit gespreitzten Fingern in meine Richtung.
Ich grüßte ihn und erklärte, dass ich lediglich meine Hausarbeit abholen wolle. Er sah mich kurz an - ich bemerkte den Krümel in seinem linken Mundwinkel und musste mich beherrschen, ihn nicht wegzuwischen; gleichzeitig fühlte ich mich an einen ehemaligen Lehrer erinnert, bei dem das durchaus auch schon mal vorkam - dann sagte er "Nero
Nachdem er sich kurz entfernt und seine Hände gewaschen hatte (auch der Krümel war weg), schloss er sein Büro auf, nahm einen Stapel Schnellhefter aus dem untersten Fach eines Regales und begann zu suchen.
Zuerst gab er mir nach einem kurzen Kontrollblick auf den beiliegenden Schein den kurzen Text zur Kelten-Übung zurück. 2,0 - nicht schlecht.
Er kramte weiter und fand schließlich den Klemmordner mit meiner Arbeit. Auch hier las er sich den Schein noch mal in aller Ruhe durch und sagte dann etwas, was mich innerlich spontan einen Handstand machen ließ (was mir im Gymnasium nie gelungen war, selbst nach verordnetem Einzeltraining auf einer Matte in einer Ecke der Turnhalle...aber das ist eine andere Geschichte).
"Oh, 1,3! Schön."
Moment, Moment, Moment!
Eins-komma-drei?
Das war meine erste Hausarbeit an der Uni, meine allererste, und ich habe eine Eins-komma-drei!
"Wahnsinn..." war das einzige Wort, das mir dazu einfiel. Ich bedankte mich und er meinte auch noch, dass ich mir das ja verdient habe.
Ich verabschiedete mich, er wünschte mir weiterhin alles Gute und ich verließ das Büro.
Auf dem Weg zu meinem Fahrrad sah ich immer wieder auf die Note und mit jeder Sekunde, in der ich die Arbeit länger in Händen hielt, stieg die riesige Freude in mir, dass ich das ganz alleine geschafft hatte.
Es war ein Seminar in dem ich niemanden kannte. Mein erstes Proseminar in Geschichte. Mein zweites Semester.
Toll.
Und es ist die erste Arbeit seit langer langer Zeit, über deren Ergebnis ich mich richtig freue.
Nicht mal die Englisch-Noten in der Kollegstufe, die ja nun nicht die schlechtesten waren, haben so eine Freude bei mir ausgelöst.
Wie sagt ein geliebter Mensch immer so schön:
Ich könnte quietschen vor Glück!
Montag, 21. April 2008
Könige der Halbsätze
Die Antworten auf diese Fragen, sollen sich mir in diesem (meinem nun dritten Semester) eröffnen. Ich besuche nämlich im Rahmen meines Geschichtsstudiums auch zwei Seminare in jeweils einer Nachbarwissenschaft. Für den Sommer habe ich mir die Philosophie des Mittelalters, so der Titel der Vorlesung, ausgesucht.
Heute war die erste Sitzung.
Was mich an dem Dozenten so fasziniert hat war nicht das, was er sagte, sondern wie er es sagte. Er hatte etwas seltsam Religiöses in seiner Stimme. Wie ein Prediger einer neuen Heilsbotschaft stand er an seinem Pult. Die eine Hand links auf den Rand des Katheders gestützt, die andere rechts. Dabei drückte er die Arme durch und ging zwei Schritte nach hinten. Er sah aus, als wolle er entweder das Pult mit aller Kraft verschieben oder gleich mit seiner täglichen Fitnessübung beginnen.
Mit einer tiefen, lauten und gleichzeitig warmen Stimme ergeht er sich in nie enden wollenden Halbsätzen, die es jedem Zuhörer unmöglich machen, einen auch nur blassroten Faden im Gehörten zu finden, geschweige denn diesen auch nur in Ansätzen mitzuschreiben.
Das ist es wahrscheinlich, was die Philosophie so weltfremd erscheinen lässt: Die Gedanken des Verfassers bzw. Sprechers sind so konfus, dass es einem Normalsterblichen schon nach kurzer Zeit wie Schuppen aus den Haaren fällt, dass er für diese Art der Argumentation nicht gemacht ist. Selbst ein Mensch, der wie ich, mit einem fotographischen Gedächtnis ausgestattet ist, ist in einem solchen Fall aufgeschmissen. Denn das Schriftbild, das vor dem inneren Auge entsteht, ist von Pünktchen, Bindestrichen und Klammern überflutet und nirgends ist ein Rettungsring in Sicht, an dem man sich zur Not festhalten könnte.
Die Grundgedanken, die dieser Mann uns heute mitteilen wollte, waren im Grunde ja nicht schlecht: Die Welt ist grundsätzlich erst mal ne gute Einrichtung; die Schöpfung an sich ist quasi ganz in Ordnung.
Um das auszudrücken, reichen aber wie gerade bewiesen zwei knappe Sätze. Da muss man nicht 90 Minuten mit drei Schachtelsätzen füllen, von denen zwei Drittel nicht komplett waren.
Nein, Philosphie wäre wirklich nicht mein Fach.
Sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, was der Sinn des Lebens (abgesehen von der Fortpflanzung, also dem Arterhaltungstrieb) ist, warum es immer dann regnet, wenn man gerade mal keinen Regenschirm dabei, und falls doch, keine Hand frei hat, um ihn aufzuspannen, und warum manche Menschen mit einer nahezu paradiesischen Dummheit gesegnet sind, das macht mir durchaus Spaß. Dafür kann ich mich begeistern und es fällt mir nicht unbedingt schwer, auf diese Fragen Antworten zu finden, aber das auch noch beruflich zu machen und am Ende so zu sprechen, wie der beschriebene Zeitgenosse - das ist es nicht wert.
Da ich gerade bemerke, dass ich mich langsam den Sätzen Thomas Bernhards nähere, was die Länge und Kompliziertheit angeht, schließe ich für heute und hoffe, dass ich morgen mein Döschen mit den Punkten wieder finde.
Bis denn dann
Stina ;-)
Mittwoch, 16. April 2008
Mein inneres Hiroshima
Frühling.
Schon komisch. Bisher war ich der festen Überzeugung, dass ich ein absoluter Wintermensch bin. Da ist es schön knackig kalt, es regnet viel, manchmal gibt´s Schnee und man kann es sich zuhause gemütlich machen oder ins Kino gehen.
Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass ich absolut kein Wintermensch bin. Nicht mehr.
Ich brauche die Sonne, warme Tage, die man im Freien verbringen kann und an deren lauen Abenden man ein schlechtes Gewissen bekäme, ginge man tatsächlich ins Kino, wo man von dem wunderbar rot leuchtenden Himmel nichts hätte.
Die Stimmung ist allgemein auch besser. Die Menschen um einen herum sind nicht mehr ganz so miesepetrig und können sich im Zweifelsfall sogar zu einem Lächeln durchringen. Schön...
Und die Uni macht auch mehr Spaß!
Angenommen man sitzt nicht gerade (wie ich) im Computerraum neben einem Menschen, der absolut laut ist.
Laute Menschen betreten einen Raum und sorgen erstmal dafür, dass jeder mitbekommt, dass sie jetzt da sind. Dann gehen sie mit stampfenden Schritten (wahlweise auf Pumps) auf einen freien Platz zu, stoßen mit einer Wahrscheinlichkeit von 150 Prozent an die Tower-Halterung, die daraufhin zu scheppern beginnt, knallen ihren Rucksack auf den Boden und lassen sich auf den Stuhl plumpsen.
Nachdem sie ihren ganzen Krempel auf dem Tisch ausgebreitet haben, worunter sich mit Sicherheit ein blechernes Stifteetui befindet, in dem sie erst mal wühlen müssen, um zu sehen, ob auch alle Stifte da sind, hacken sie auf die Tastatur ein, als hätten sie das Zwei-Finger-System auf einer Schreibmaschine von 1920 gelernt.
Während man selbst in einen Zustand aus Mitleid für die Tastatur, Verzweiflung und krampfhafter Selbstbeherrschung verfällt, greifen sie zu ihrem Handy, um im Rechenzentrum anzurufen, weil sie ihr Passwort mehrmals falsch eingegeben haben und nun mit dem richtigen Passwort, dass ihnen plötzlich wieder eingefallen ist, nicht mehr fähig sind, sich ordnungsgemäß einzuloggen. Dieses Gespräch führen sie natürlich nicht außerhalb des Raumes und in gedämpfter Stimmlage, sondern sie stellen sich an die Pinnwand, an der die Notrufnummer hängt und sprechen so laut, dass die Person am anderen Ende der Leitung sie sicher auch ohne Handy und per Luftlinie verstehen könnte.
Da es eine Weile dauert, bis das Login wieder funktioniert (wie man mithören konnte etwa 15 Minuten - eine viertel Stunde länger diesen Störfaktor am Hals, super...), setzen sich solche Leute an ihren Platz zurück und packen ihr Fresspaket aus. Dieses besteht aus einem Joghurt, den sie schmatzend und schlürfend verzehren.
Man selbst ist nun schon so angespannt, dass selbst das Schaben des Löffels im Becherinneren zu Implosionen mit der Energie einer mittleren Atombombe führt.
Ist der Joghurt vernichtet (wie auch gut 90 Prozent der Gutmütigkeit in einem selbst), geht es an den nächsten Posten: Studentenfutter. Natürlich befindet sich das ganz unten im Rucksack und natürlich in einer raschelnden und knisternden Plastiktüte. Eine Nuss nach der anderen, wird in den Mund geschoben und nun stellt sich heraus, das solche Menschen auch nicht in der Lage sind, die Kaugeräusche auf ein Minimum zu beschränken. Jeder Biss, jedes Knacken, dass man links neben sich vernimmt, lässt den Zeiger der Wutskala um ein Vielfaches weiterschnellen.
Dass in dieser Zeit noch zwei weitere Telefonate stattfinden, versteht sich fast von selbst.
Nachdem auch die Lust auf Nüsse gestillt ist, bedankt sich der Magen mit drei kräftigen Rülpsern, die nur rudimentär unterdrückt werden. Ist ja alles menschlich.
Ob speziell dieser Mensch letztlich auch noch die Nagelfeile herausgekramt hat, um die Fingernägel auf eine ihm angenehme Länge zu stutzen, ist mir nicht bekannt, weil ich dann irgendwann meinen Rucksack geschultert, meine Jacke gegriffen (sie nicht mal angezogen)und den Raum verlassen habe.
Genug ist genug.
Mittwoch, 19. März 2008
Es ist alles eitel – Von Gryphius und Schokoeiern
Mehr und mehr teile ich Gryphius Ansicht. Auch wenn ich zu einem anderen Schluss komme. Denn in seinem Tonfall, klingt es, was für ihn typisch ist, sehr pessimistisch. Das Werden und Vergehen hat bei ihm etwas von ausgespuckt werden und dann verfallen. Aber es ist anders. Ja, nichts ist ewig. Das steht felsenfest im Mittelpunkt dieses Gedankengebäudes.
Ich sehe jedoch in dem Auftauchen und Verschwinden von Dingen etwas anderes. Es ist positiv. Wandel ist nicht in jedem Fall negativ zu sehen. In dem, was heute entsteht, stecken Ideen, die nur durch das Scheitern der vorausgegangenen Idee möglich geworden sind.
Darüber wollte ich aber eigentlich gar nicht schreiben.
Eigentliches Thema: Osterwahnsinn.
Er ist wieder ausgebrochen und gestern wagte ich es, mich in denselben zu stürzen. Eine knappe Stunde hielt ich es aus. Dann waren die Besorgungen, die nötig waren, erledigt. Zum Glück. Länger hätte ich es nicht ausgehalten.
Was mir allerdings auffiel und was mich etwas stutzig machte war, dass der Altersdurchschnitt der Einkaufenden (übrigens zu 90 % Frauen) bei ca. 60 Jahren und darüber lag (was erklärt, warum es überwiegend Frauen waren). Um mich herum schlurften ältere Damen, die sich mit der einen Hand an ihren Gehwägelchen, Regenschirmen oder Spazierstöcken festhielten und die andere Hand fest um den Griff des Drahtkörbchens der Galeria Kaufhof klammerten, durch die Regalreihen und versuchten mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen, was sich in der bunten Folie eigentlich befindet.
Hatte ich etwas nicht mitbekommen? Gab es etwa Rentnerrabatt auf Schokoeier und Schmunzelhasen?
Egal. Das Ziel nicht aus den Augen verlieren und weiter nach den überlegten Kleinigkeiten suchen!
Das gestaltete sich jedoch nicht halb so leicht, wie gedacht. Denn dass es Menschen gibt, die mit einer Minz-Apfel-, Cranberrie-Basilikum- oder gar Wasabi-Füllung nichts anfangen können, sondern ein stinknormales Schokoladenosterei wollen, hat die Süßwarenindustrie in diesem Jahr wohl einfach ignoriert.
Da stand ich nun. Umringt von Ostereiern, deren Beschreibungen der Füllung sich eher nach dem Inhalt der Biotonne eines Feinschmeckerlokals anhörten.
Gibt es denn keine einigermaßen traditionellen Dinge mehr fürs Osternest? Weshalb muss in jeder Schokolade etwas drin sein, was absolut nichts mit Schokolade zu tun hat? Pfeffer, Chili, Lavendel…all das brauche ich nicht! Ich möchte bitte einfach nur ein spießiges, nichtgefülltes und in einfarbige Alufolie gewickeltes Schokoei! Mehr nicht!
Da haben wir wieder unseren lieben Herrn Gryphius: alles ist eitel, alles vergeht. Sogar die Schokoeier.
Damit verschwindet ein Teil meiner Kindheit!
Nachdem ich an der Wursttheke keine Extrascheibe mehr angeboten bekomme, ich offiziell nicht mehr mit dem Fahrrad auf dem Gehweg fahren darf und auch in der Gastwirtschaft beim Bezahlen kein Lutscher mehr rüberwächst, bricht nun auch dieser wichtige Bestandteil meiner Jugend weg und ich nähere mich mehr und mehr dem Gefühl, wirklich alt zu werden.
Zum Glück gibt es noch die Fondant-Küken, Fondant-Nester und Fondant-Spiegeleier. Wobei ich bei Letzteren in der Weihnachtszeit einen Schock bekommen habe, denn da gab es doch tatsächlich Fondant-Spiegelei-Sterne!
Meine Jugend, meine Kindheit, meine Basis geht in die Binsen und ich kann nichts dagegen tun…
Aber das ist eben der Wandel der Zeit.
Es werden neue Dinge kommen und irgendwann werde ich denen nachtrauern, weil sie durch wieder neue Sachen ersetzt werden.
So wird es weitergehen, bis schließlich ich eines Tages ersetzt werde.
As time goes by…
Montag, 3. März 2008
Von fehlenden Streichhölzern
Weshalb sollte man sich das Leben schwerer machen, als es schon ist?
Wenn man jemanden liebt, gibt man sich der Illusion hin, dass man auf ewig mit diesem Menschen zusammen sein wird. Man wird nie wieder auseinander gehen. Ein ganzes Leben lang.
Aber da gibt es ein Problem: irgendwann wird einer von beiden sterben. Und dann? Dann zerplatzt der Traum vom immerwährenden Glücklichsein. Dann wird man auf den verdammt harten Boden der Tatsachen zurückgeholt. Zack. Da steht man jetzt und weiß nicht weiter. Die schöne Zeit, die man miteinander hatte, fällt einem in solchen Momenten natürlich nicht ein und wenn doch, zieht einen das nur noch mehr runter.
Die meisten können allerdings den Gedanken an diesen Moment, der zwangsläufig kommen wird, verdrängen oder sogar ausblenden.
Aber andere können das nicht. Die denken jeden Abend, den sie neben ihrem Partner einschlafen daran, dass der vergangene Tag bedeutet, dass man wieder einen Tag weniger zusammen ist. Wieder ist ein Tag zu Ende und man kommt mit jeder Stunde die vergeht dem unweigerlich endgültigen Ende der Beziehung näher.
Solche Menschen stellen sich dann vor, wie es wohl sein wird, wenn er oder sie nicht mehr neben einem aufwachen wird. Wenn keine liebevollen Berührungen mehr möglich sind und man verzweifelt versucht dem anderen eine Kurzmitteilung zu schicken, bis einem einfällt, dass das ja nun nicht mehr möglich ist. Jeder Gegenstand um einen herum ist mit diesem Menschen verbunden, trägt eine Erinnerung an einen Moment in sich.
Und wenn man da sitzt, umgeben von kleinen Memos in Form von Fotos, Büchern, Bildern – dann fangen sie an zu flüstern. Jeder Gegenstand erzählt seinen Moment und man ist umringt von seiner eigenen Geschichte.
Nichts kann man tun, ohne an den anderen zu denken. Man kann sich nicht in den Park setzen und Eis essen, weil man das mit dem anderen so gerne getan hat. Man kann nicht einfach einkaufen gehen, denn spätestens vor dem Regal mit den Nutella-Gläsern wird man das kribbeln in der Nase spüren während die Welt um einen Schlieren zieht und langsam verschwimmt.
Man wird stundenlang einfach nur dasitzen und den leeren Platz gegenüber anstarren.
Das ist es, was das Leben so schwer macht. Der Gedanke daran, dass alles und jeder endlich ist.
Nur die Zeit nicht. Die dreht stumm und mahnend ihre Kreise, biegt verstohlen um die nächste Häuserecke, nur um dann, wenn wir nicht an ihre Worte denken, aus dem Dunkeln zu treten und uns mit kalten Augen anzustarren bis bei einem von beiden das Glühen in den Augen erlischt.
Und kein Streichholz der Welt kann dieses Feuer je wieder zum leuchten bringen.
Freitag, 29. Februar 2008
…wo sind sie geblieben?
Wo sind die Zeiten hin, in denen man wusste, was man tun soll? In denen einem gesagt wurde, was wichtig ist und was nicht und in denen man sich auf solche Informationen auch verlassen konnte. Man hatte das Gefühl zu leben, geregelt zu leben. Die Tage waren eingeteilt und es gab immer mindestens einen in der Woche, auf den man sich gefreut hat. -Wo sind sie hin?
An die Stelle des Müller-Milch-Cowboys sind Männer getreten, bei denen man den Eindruck hat, man sieht sie in einem Schwarzweißfilm, da sie nur aus drei Farben bestehen: grau, dunkelweiß und hellschwarz. Bestenfalls trifft man auf einen, der der Meinung ist, dass man Pfirsich hinten mit „sch“ schreibt…
Aus den klaren Ansagen ist ein Zufallsprinzip geworden, das sich selbst widerspricht und man lebt auf ein Mal in einer Welt, in der man schräg angekuckt wird, weil man in der Lage ist, ohne Alkoholzufuhr zu existieren.
Aber du kannst doch jetzt das machen, was dich interessiert, du kannst es dir doch aussuchen, was du lernst! – Mhm, genau…
Diese vermeintliche Freiheit ist absolut nichts für Menschen, die einen festen Rahmen und einen ebenso festen Tritt in den Hintern brauchen. Nichts mehr ist geregelt und wer sich selbst keinen Rahmen basteln kann, der wird ganz leicht aufs offene Meer hinausgetrieben, um dort jämmerlich zu ersaufen, weil man zwar auch wie Kate Winslet mit einer lustigen kleinen Trillerpfeife versucht, auf sich aufmerksam zu machen – pfrüüüü-pfrüüüüü – es hört einen nur keiner.
Da treibt man dann. Und man wünscht sich, man hätte sich erschossen, als man die Gelegenheit dazu hatte.
Da ist keine Küche mehr, die der Treffpunkt für alle war, wo man sich zum schnacken getroffen hat, wo es immer lecker roch, wo man einfach gerne war.
Die Küche besteht jetzt aus einer zweijährigen Küchenzeile, die aussieht, als hätte sie den zweiten Weltkrieg mit Mühe überstanden. Die einzigen, mit denen man schnacken könnte, sind die Motten an der Decke oder die Speisereste in dem Topf der schon ’ne Woche lang auf dem Herd steht und dessen Inhalt nur noch entfernt mit etwas Essbarem verwandt ist.
Doch, WG-Leben is’ super, echt….kann mir nix Schöneres vorstellen…äh…wie heißt du nochma’?...
Einziger Lichtblick: Tanzen. Tanzen bis zur Besinnungslosigkeit. Seit-rück-vor-chachacha-vor-rück-chachacha; EINS-zwei-drei-ZWEI-zwei-drei-DREI-zwei-drei-VIER-zwei-drei; eins-zwei-tab-eins-zwei-tab-eins-zwei-tab…einfach Tanzen, Bewegung, Musik, Entspannung.
Satz der Woche:
If you can walk, you can dance!
Donnerstag, 21. Februar 2008
Es ist für uns eine Zeit angekommen…
Tatsächlich gibt es angenehmere Situationen, als während der Semesterferien abends um halb sieben in der Uni im Aufzug zu stehen, in der Gewissheit, dass mit einem höchsten zwei Dozenten und geschätzte drei Putzfrauen im Gebäude sind. Dazu kommt das unwohle Gefühl in der Magengegend, das in zwei Ängsten begründet liegt: a) wann schalten die hier abends den Strom und damit den Aufzug ab? Könnte doch sein, dass die denken hier ist niemand mehr und einfach den Strom abstellen – zack – und dann häng ich hier im Aufzug fest. Am Ende bricht in der gleichen Nacht noch ein Brand im Gebäude aus, das Aufzugseil schmort durch und ich rausche aus dem dritten Stock in den Keller um dort aufzuschlagen und an meinen inneren Blutungen elendig zu verrecken, weil ich zu schwach bin, um nach Hilfe zu rufen und außerdem ja alle der Meinung sind, dass niemand mehr im Haus war!
Und b) Welche Nachricht wird mich am schwarzen Brett erwarten? Vor mir wird ein riesiges, knallgelbes Plakat hängen, auf dem die Bekanntmachung steht, dass nur eine Studentin die Mittelalterklausur nicht bestanden hat. Darunter in mördermäßig großen Buchstaben mein Name, meine Matrikelnummer, meine Adresse und ein Passbild, das mich in einer peinlichen Situation zeigt…auf dem Klo oder so…
Mit diesen zwei Gedanken näherte ich mich also gestern Abend besagtem Aushang in der Kochstraße.
Um es kurz zu machen: Von 123 Leuten haben 42 die Klausur nicht bestanden. Ein knappes Drittel darf also noch mal antreten. Am ersten April. Was für ein Datum…
Aber: Ich gehöre zu den glücklichen zwei Dritteln, die es auf Anhieb geschafft haben. Zugegeben, ich stand ziemlich ungläubig vor der drei Seiten langen Liste. Und als ich wieder auf dem Rückweg war (diesmal per Treppe) war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, dass das wirklich meine Nummer und meine Note war. Vielleicht war ich ja in der Zeile verrutscht…
Ich kehrte auf dem Absatz um und prüfte alles noch mal nach. Es stimmte. Bestanden. Super.
Diese Nacht war die erste seit langer Zeit, nach der ich richtig früh (kurz vor acht) aufgewacht bin und mich nicht gefühlt habe, als wäre es wieder ein Tag weniger, der mich vom Schafott trennt. Und bis vor kurzem waren es noch drei Klausuren, durch die ich jetzt noch durchgefallen sein könnte.
Seit einer knappen halben Stunde sind es nur noch zwei, denn ich habe mit Freude im Internet gelesen, dass ich mit einer unglaublichen 2,3 den Französischkurs für Einsteiger ohne Vorkenntnisse bestanden habe. – Strike! Meine Story vom Quasimodo hat also was gebracht.
Nächste Woche dürfte die Arbeit über Nero fertig werden, dann kommt das Papier über die Kelten und Germanen dran und dann wohl oder übel der Versuch einer Proseminar-Arbeit über ein Thema, das unglaublich unkonkret gefasst ist und sich um Götz von Berlichingen dreht – das kann nur in die Hose gehen. Vor allem bei einer Dozentin, die mindestens zehn Titel in der Liste der Sekundärliteratur sehen will. Ein hoffnungsloses Unterfangen.
Freitag, 15. Februar 2008
Shoppende Seegurken und das Glück der grauen Masse
Der Frühling. – Zumindest in Erlangen.
Es hat zwar nur drei Grad und im Schatten gefühlte minus zehn, aber die Sonne ist wunderschön warm und der blaue Himmel gigantisch.
Und kaum halten die wärmeren Tage Einzug, wird vielen Frauen bewusst: Oh mein Gott, ich hab nichts anzuziehen!
Klare Schlussfolgerung: Shopping ist im Moment die Freizeitbeschäftigung Nummer 1 für jede Frau, die sich darüber im Klaren ist, dass sie eine Frau ist.
Gut, was braucht die Dame von Welt, wenn sie einkaufen geht? – Klar: Zeit, Geld und jemanden, der die Taschen trägt, denn sie muss mit der einen Hand ihr Frühjahrshandy mit Svarowsky-Steinchen ans Ohr halten und mit der anderen Hand die Leine, an der Percy, Schnucky oder Toffy (solche Namen werden immer mit Ypsilon geschrieben) versucht durch unaufhörliches Kläffen auf sich aufmerksam zu machen, da sonst der schnelle Tod durch zertreten droht. – Hier gilt übrigens „Wie die Frau, so der Wauwau“. Denn das ständige Kläffen ist mit dem durchgehenden Keifen der Dame gleichzusetzen und was die Kleidung angeht, sind natürlich beide in schickes Karo gehüllt. – Außerdem wäre es für sie unmöglich auch nur ein Tütchen von Douglas zu tragen, da sie Schuhe trägt, die dafür gemacht sind, dass man sie nur im sitzen an den Füßen hat. Nebenbei bemerkt gibt es etwas wie Tütchen nicht mehr, denn selbst wenn man nur einen Tanga kaufte, man bekäme eine Tragetasche die in Quadratmetern der Größe Baden-Württembergs entspricht.
Aber gut…
Nun wäre also geklärt, dass sie die Taschen schon mal nicht tragen kann. Wer dann?
Mir ist nicht bekannt, dass es einen studentischen Begleitservice für shopping-süchtige Damen gibt, daher bleibt nur eine Lösung: Der Göttergatte. (Wahlweise Teilzeitlebensabschnittsgefährte, kurz Lover, vulgär Stecher genannt).
Dieses arme Geschöpf scheint in den Augen der Besitzerin (denn nur so kann man das Verhältnis nennen, in dem beide zueinander stehen) die Aufgabe zu haben, Missis in die Stadt zu chauffieren und ab dem Moment, da sie die Fußgängerzone betreten den Mund zu halten.
Die Anzahl der Tüten steigert sich potenziell zur Zahl der besuchten Läden, Boutiquen, Shops und Stores.
Am Ende muss man sich als Außenstehender die Augen reiben, da man auf den ersten Blick den Eindruck hat, man sehe einen Berg von Tüten, der sich von selbst bewegt. Vorne weg natürlich die Madame. Ins Handy quasselnd und wie immer sehr wichtig.
Ob er nun den ganzen Kram auch gezahlt hat, kommt auf die Einstellung der Frau an. Ist sie fest davon überzeugt, dass sie als Frau ein emanzipiertes Wesen ist, das auf eigenen Beinen stehen kann, hat sie gezahlt und man könnte ihr, wenn man großzügig ist, noch einen Rest an funktionierender Hirnmasse zutrauen.
Ist ihr einziger Lebenszweck allerdings Gutaussehen und ab und zu den aktuellen Mann durch (sind wir mal offen) Sex bei der Stange halten, dann hat natürlich er gezahlt.
Die Sache mit dem Hirn fällt in diesem Fall selbstverständlich weg.
Ja, wir Frauen sind seltsame Wesen und es wird wohl niemals ein anderes Wesen geben, das uns wirklich versteht.
Aber es wäre auch nicht gerade förderlich, gäbe es diesen Menschen tatsächlich. Denn sogenannte Comedians wie Mario Barth, Rüdiger Hoffmann und andere wären dann arbeitslos, schließlich hätten sie niemanden mehr, über den sie sich neunzig Minuten lang auskotzen könnten, um sich dann von der johlenden Menge feiern zu lassen. Einer Menge, deren Chromosomensatz mit Sicherheit dem einer Seegurke zum Verwechseln ähnlich sein dürfte.
Allerdings: Ich kann all die beruhigen, die in Gedanken bereits zum Strick greifen – Nicht alle sind so. Und wenn man genau hinsieht, dann ist es nur eine Minderheit, die auf die obige Beschreibung passt, sowohl Männer, als auch Frauen. Aber wie so oft ist es die Minderheit, die auffällt, eben weil sie in der Unterzahl ist. Bestes Beispiel dafür sind Schreibfehler im Diktat oder allgemein einem Text, den man liest. Niemand würde sagen: Oh, in diesem Zehn-Seiten-Text sind dreitausend Wörter richtig geschrieben. – Jeder würde lediglich die falsch geschriebenen zählen. Weil sie eben auffallen (so sie denn als falsch erkannt werden...).
So ist es mit den Menschen auch.
Der Großteil ist im Grunde als „nicht auffällig“ einzustufen. Aber den Großteil kennen wir nicht. Wir kennen nur Paris Hilton, Amy Winehouse oder Verona Feldbusch/Pooth die, wie viele andere dieser Kategorie, durch Merkmale auffallen, die eher rar gesät sind.
Bei dem Gedanken daran, dass man durch Zufall auch zu dieser Gruppe gehören könnte, ist man dann doch wieder froh, sich im Schutz der grauen Masse zu befinden und die meiste Zeit seines Lebens übersehen zu werden.
Und seien wir mal ehrlich: Es ist viel schöner von wenigen wirklich beachtet, als von vielen nur ab und zu und nebenbei…
Dienstag, 5. Februar 2008
Jeck auf Entzug
Wie jemand, dem man sein Liebstes genommen hat wirkt er.
Traurige Augen, beinahe ein Hundeblick, der einem entgegengebracht wird.
Mir blutet jedenfalls das Herz, wenn ich diese Art zu Schauen mit ansehen muss. – Deshalb werde ich das auch schleunigst bekämpfen!
Ich werde versuchen ein klein wenig Köln nach Erlangen zu holen.
Luftschlangen, Knabbersachen und Hütchen sind schon besorgt. Nun muss nur noch dekoriert werden und dann kann es losgehen.
Was freu ich mich drauf!
Gerade habe ich übrigens die Linguistik-Klausur geschrieben und ein bisschen habe ich das Gefühl, dass es auch hier gereicht haben könnte. Ich bin tatsächlich zuversichtlich.
Fehlt nur noch die Römische Geschichte und dann sind die Klausuren vorbei. Die Hausarbeiten und das dreiseitige Papier für die Übung fehlen allerdings noch. Aber das dürfte auch kein Problem sein.
Dann kann ich mich endlich wieder dem widmen, was ich schon so lange wieder tun möchte: Gitarre spielen, Schreiben, Malen.
Ohne Druck, ohne das Gefühl, eigentlich etwas anderes tun zu müssen.
Wird das schön!
Und ich werde mich auf die Suche nach neuer Musik machen.
Die CDs die ich im Schrank stehen habe, kenne ich alle schon und irgendwie brauche ich was Neues. Eine neue Stimme, neue Besetzungen, neue Stimmungen. – Schließlich befinde ich mich ja auch in einer neuen Gefühlslage. Da braucht es die passende Musik dazu.
So long…
Freitag, 1. Februar 2008
Ça sera tout?
Der Tag begann im Endeffekt so, wie der gestrige endete. Mir war schlecht, schwindelig und ich musste gegen eventuelle Ohnmachtsanfälle ankämpfen. Nur nicht daran denken, dass es schief gehen könnte. Nur nicht darüber simmelieren (mein neues Lieblingswort), was alles passieren könnte, wenn du da sitzt und dir nichts einfällt.
Mit der gleichen Motivation, die einer in sich tragen dürfte, der zum Schafott schreitet, schwang ich mich auf mein Rad und steuerte mehr oder weniger zielsicher auf die Philfak zu. Der C-Turm. Abbreviatur für „Chaos im Hirn“? – Peut-être…
Im Gang eines Jack Sparrow begab ich mich also in den Aufzug und hatte irgendwie die Hoffnung, dass er niemals anhalten würde.
Im siebten Stockwerk angekommen betrat ich, meiner Niederlage sicher, den Raum C 702.
Knappe 120 Minuten später sollte ich ihn wieder verlassen, mit dem Gefühl, das Richtige getan zu haben, als ich heute morgen die Entscheidung getroffen hatte, nicht liegen zu bleiben, sondern mich der Prüfung (und damit meinen geistigen Lücken) zu stellen.
Tatsächlich war es gar nicht mal so schlecht gelaufen.
Das Diktat war weitaus einfacher als gedacht, ich verstand sämtliche Zahlen, das Einsetzen der richtigen Verbform war ebenfalls machbar und die Textkomposition wird die Dozentin sicherlich zum Lachen bringen.
Wann liest man schließlich schon mal, dass jemand am Wochenende nach Paris fahren wird (was vorgegeben war), dort den Eiffelturm besuchen und beim Besichtigen der Notre Dame vielleicht Quasimodo treffen wird? – Das ist es glaube ich, was man als Mut der Verzweiflung bezeichnet: Aus dem Gefühl heraus, sowieso das Falsche zu schreiben, einfach darauf los zu spinnen und am Ende etwas (in meinen Augen) humorvolles zu fabrizieren.
Alors…
Die Hälfte der Klausuren wäre also geschafft.
Am Dienstag wartet die nächste Hürde: Linguistik Grundkurs. Semantik, Semiotik und Morphologie ist ja noch ganz angenehm. Aber Phonologie und Phonetik (ja, da gibt es einen Unterschied!) treiben mir jetzt schon einen eisigen Schauer den Rücken hoch und runter.
Und mich nur darauf zu konzentrieren wird schwer sein, da am Donnerstag ja schon die letzte Klausur, nämlich Alte Geschichte, auf mich wartet.
Nun ja…c’est la vie, wie der Franke zu sagen pflegt.
Sollte mich allerdings heute jemand fragen, wie es mir geht, bekäme er die schönste Redewendung zu hören, die ich aus dem Französischen bis jetzt kenne: Pas mal. – Man lebt.
Das sagt doch alles...
Montag, 28. Januar 2008
“The times they are a-changin'” Und: Draufstellen!
Und ich beziehe mich auch lediglich auf den Titel, nicht den restlichen Inhalt (weil ich den grade nicht im Kopf habe…- Mut zur Lücke!).
Ich habe sie hinter mir, die erst Klausur dieses Semesters. Die erste von Vieren. Und zugleich die, vor der ich mich am meisten gefürchtet habe. Mittelaltergeschichte.
Das Mittelalter.
Eine Zeit, in der alle Herrscher entweder Karl, Friedrich, Heinrich oder Ludwig hießen und als es meistens Zoff mit dem Papst gab, wenn nicht grade die muslimische Expansion oder die Sachsen dazwischen kamen…
Was nun aber völlig atypisch für mich ist: Ich bin vorsichtig optimistisch, dass es gereicht haben könnte. – Jaa, dieses Wort „vorsichtig“ und dann der Konjunktiv…ich gebe zu, es wirkt nicht sonderlich überzeugend, was ich hier als Optimismus bezeichne; aber immerhin hatte ich nach Verlassen des Audimax keinen Schreikrampf, Heulanfall oder auch nur den Hauch einer Todessehnsucht (was man allerdings von der Zeit vor der Klausur nicht sagen kann…).
Ich sitze hier, schreibe und bin ganz Herr meiner Sinne.
Das ist schon mal ein Fortschritt im Vergleich zu früheren Prüfungen, nach denen ich erst mal losgezogen bin, um mir Nervennahrung zu besorgen; ein sinnloses Unterfangen, denn das sollte man eigentlich schon dann erledigen, wenn man im Begriff ist, die Nerven zu verlieren, nicht wenn alles vorbei ist und es gar keinen Grund mehr gibt, im Geiste Achterbahn zu fahren. Aber na ja…
Soweit wäre der Bezug zu meiner heutigen Überschrift hergestellt.
Was sich nicht verändert hat, war im Grunde schon vorher ersichtlich: ich war wieder sehr schnell. Eine knappe dreiviertel Stunde saß ich auf meinem Klappsitz. Dann stand ich auf, ging relativ locker (auch eine Veränderung: ich war kaum aufgeregt) zum von mir so gefürchteten Dozenten, Professor H. nach vorne, reichte ihm meine Klausur, sah ihm noch mal halb lächelnd in die Augen, worauf er zurücklächelte, legte den Umschlag auf den dafür vorgesehenen Stapel und verließ den Saal. – Die zur Verfügung stehende Zeit waren 90 Minuten.
Kurz nach drei war es also geschafft. Super. Am Freitag geht es mit Französisch weiter.
Eine mögliche Erklärung für meine Gefasstheit wäre in dem zu finden, was sich am Samstagabend in der Großstadt Erlangen, ziemlich im Stadtzentrum, abgespielt hat.
Ein junges Paar bewegte sich (im Gegensatz zu einigen anderen anwesenden Pärchen) rhythmisch zur stark verlangsamten Versionen bekannter Pop-Schlager über das (wie der weibliche Teil des Paares persönlich erfahren sollte) glatte Tanzparkett einer ortsansässigen Tanzschule.
Ich bekenne mich schuldig: Ich war der weibliche Part.
Und meinen großen Auftritt hatte ich bereits am Anfang der ersten Tanzstunde, als wir nach Geschlechtern getrennt in zwei Reihen gegenüberstehend den Blues übten. Da der Saal relativ klein und schließlich irgendwann zu Ende war, sollten die dort angekommenen Eleven (nicht zu verwechseln mit Elfen, denn davon war denkbar wenig zu spüren) an das andere Ende der Tanzfläche zurücklaufen und von neuem beginnen.
Als ich mich also auf den Weg machte und beinahe mein Ziel erreicht hatte, streute ich, zur Erheiterung einiger anderer und um mein Gespür für Grazie zu verdeutlichen, einen ansehnlichen Ausfallschritt ein, der mich beinahe in die altbekannte Spagat-Stellung gebracht hätte.
Diesen eye-catcher, der für mich beinahe zum neck-breaker wurde, hatte ich meinen Schuhen zu verdanken, deren Absätze leider nicht aus Gummi waren und daher wunderbar gleitfähig waren.
Eine mögliche Deutung dieses Ereignisses wäre natürlich, dass mir da jemand (wer auch immer) zeigen wollte, dass ich schon längst wieder auf die Bühne gehörte, um (dann mit Vorsatz) andere zum Lachen zu bringen.
Der Rest der Tanzstunde verlief jedoch ohne Komplikationen, so dass ich nun in der Lage bin, den Blues, den langsamen Walzer und den Discofox zu tanzen, ohne dabei als möglicher Bewegungslegastheniker aufzufallen.
Das Tanzen an sich, hat mich nach anfänglicher Anspannung dann doch so locker gemacht, dass ich nur noch den Moment an sich wahrgenommen habe, nicht mehr das, was um mich herum geschah. Die Musik, die Bewegungen und der Halt, den mir mein Tanzpartner gab…zu geben versuchte…das mit dem führen lassen muss ich noch üben…jedenfalls gab mir die gesamte Atmosphäre die Gelegenheit, einfach abzuschalten. Loszulassen.
Um ehrlich zu sein, ist es ja schon länger mein Wunsch, einfach mal ne Nummer zu machen, die nur aus Bewegung (mehr als nur Pantomime, eher schon Tanz) besteht…Und nun kann ich also Samstag abends zumindest ein wenig in diese Richtung gehen. – Traumhaft!
Draufstellen war übrigens der freundliche aber doch bestimmte Hinweis der Kursleiterin, sich beim Walzerschritt tatsächlich auch auf den ganzen Fuß (wohlgemerkt den Eigenen!) zu stellen, da man sonst „schrittweise“ durcheinander kommt. – Bei einigen war es sicherlich die Aufforderung, dem Tanzpartner ebenfalls schrittweise näher zu kommen und zu testen, ob Schuhe nun Stahlkappen haben oder nicht.
Nun ja…