Mittwoch, 19. Dezember 2007

Trotz-Problem und Ablenkungsmanöver

Ich glaube, dass ich mit einer ganz speziellen Art von Menschen ein großes Problem habe.
Am besten lassen sie sich wohl so beschreiben:
Sie sind weiblich, relativ klein, sehr dünn, machen immer einen schwächlichen, sehr zerbrechlichen Eindruck, sie reden leise, monoton, leicht verworren und man hat ständig Angst, dass sie gleich zusammenbrechen, weil sie so kraftlos sind.
Wenn mir so jemand dann auch noch zeigt, dass ich etwas falsch gemacht habe und mir sagt, ich habe mich nicht überzeugend verkauft, wo ich doch nicht mal die Chance dazu hatte, dann ist alles aus. Dann werde ich stur und trotzig und diejenige hat dann kaum eine Option, sich bei mir in ein gutes Licht zu stellen.
Sicher ist das von mir verkehrt, es ist mein Fehler, wenn ich da gleich jemanden in eine Schublade stecke und ihn da nicht mehr rauslasse. Aber in solchen Angelegenheiten kann ich nicht aus meiner Haut. Der Knackpunkt ist allerdings, dass ich bei dieser Frau eine Hausarbeit schreiben müsste und im Augenblick ist es so, dass ich es mich überhaupt nicht reizt, auch nur ein Thema zu finden.

Mein Hirn ist schlauer als ich!
In zweieinhalb Wochen habe ich ein Referat zu halten und die ersten Klausuren tauchen am Horizont auf. Was mache ich? – Es fallen mir tausend Sachen ein, die ich machen müsste, könnte und sollte. Ich sitze da, starre Löcher in die Luft, löse Sudokus oder räume in meinem Zimmer herum.
Obwohl ich sehr wohl weiß, dass die Ferien nicht so viel Zeit bieten, wie es auf den ersten Blick aussehen mag!
Psychologisch gesehen ist das wahrscheinlich Verdrängung in Reinform.
Aber was tut man dagegen? Denn es rächt sich bereits jetzt schon in bitterster Form: Panikschübe!

Ich hätte nie in dieses Seminar gehen sollen.
Es zeigt mir nur jeden Mittwoch aufs Neue, dass das schlimmste geschehen ist, was mir passieren konnte: Ich kann kein Theater mehr.
Ich habe vergessen, wie es geht.
Mehr noch: Ich habe das Gefühl, es nicht gekonnt zu haben.
Es scheint mir unglaublich weit weg, beinahe fremd. Nein, nicht beinahe: Es ist mir fremd geworden. Eine fremde Sprache und ich habe nicht mal ein Wörterbuch.
Ich verstehe kein Wort, keinen Laut, nichts.
Es ist vorbei.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Studieren ist wie Weihnachten

Warum schreibt man Seele mit zwei E´s und wie spricht man Keks eigentlich korrekt aus?

Das sind zwei Fragen, die mich schon länger beschäftigen und die gerade vorhin in der Linguistik-Sitzung wieder durch mein Hirn geschlichen sind.

Zur Seele:

eigentlich ist ja klar, dass man den ersten E-Laut in diesem Wort lang ausspricht. Selbst wenn man "Sele" schriebe, würde jeder [ze:lə] sagen.

Das hängt mit dem Silbenprinzip zusammen: Endet eine Silbe auf einem Vokal und ist damit offen, wird dieser zu einem Langvokal.

Weshalb stehen da aber trotzdem zwei E´s?

Eine Erklärung wäre, dass es einfach eine optische Hilfe sein soll (das ist tatsächlich eine in der Wissenschaft vertretene Meinung!).

Warum allerdings dann kein H da steht, also , ist mir auch nicht klar geworden…

Zum Keks:

Hier ist es wohl schwierig, eine eindeutige Erklärung zu finden (jedenfalls für mich als Laien!), denn ich denke mal, dass sich dieses Wort vom englischen „cake“ ableitet, was ja so viel wie Kuchen heißt.

Das würde zumindest plausibel machen, warum wir "Keks" und nicht "Kex" schreiben.

Da man aber "Kex" durchaus schreiben könnte, würde dann das Wort aus drei Graphemen (unwissenschaftl.: Buchstaben) bestehen und hier käme wieder das Silbenprinzip zum Einsatz: Ein einsilbiges Wort, das auf einem Vokal oder einem Konsonanten endet, führt ebenfalls zu einem Langvokal. (Vorsicht: es gibt einige Ausnahmen!)

Damit hätte ich ja eigentlich meine Fragen selbst beantwortet.

Wobei ich hier jedoch deutlich machen möchte, dass ich keinerlei Garantie geben kann, inwieweit diese Spekulationen tatsächlich richtig sind.

Aber: zumindest für mich ist die Welt um zwei Geheimnisse ärmer geworden.

Was mich zu einem philosophischen Exkurs anregt:

Studieren bzw. Lernen im Allgemeinen heißt doch eigentlich nur, sich seiner Illusionen zu berauben und die Welt zu entmythologisieren.

Je mehr ich mir an Wissen aneigne, desto weniger kann ich verrückte Theorien aufstellen, warum bestimmte Dinge so und nicht anders sind.

Um das mit einem aktuellen Beispiel zu untermauern:

Lernen ist wie Weihnachten!

Solange ich die Geschenke eingepackt unter dem Christbaum liegen lasse, kann ich mir ausmalen, was sich darin wohl verbergen mag, weil ich nicht weiß, was tatsächlich drin ist. Ich kann mich in wildesten Phantasien ergehen und eine große Spannung baut sich in mir auf, die nur so lange schön ist, bis ich zur Tat schreite, die Schleifen aufziehe, das Papier entferne und letztlich vor dem wirklichen Inhalt sitze.

Dann ist die Spannung vorbei und grob gesagt ist auch Weihnachten in diesem Moment vorbei.

Die ganze Weihnachtszeit ist geprägt vom Warten auf diesen einen Moment. Und wenn er dann da und letztlich vorüber ist, ist Weihnachten beendet.

So ist es mit dem Lernen auch:

Man arbeitet eine ganze Weile darauf hin, dass man etwas dazulernt, etwas Neues, was man vorher noch nicht wusste. Man klärt Fragen, die einen schon soundsolange beschäftigt haben, sitzt am Ende vor einem Haufen Tatsachen und ist um eine Handvoll Hirngespinste ärmer.

So gesehen ist Studieren keine angenehme Angelegenheit und wenig kreativ.

Montag, 17. Dezember 2007

Na gut...,

ich hatte Unrecht!
JA, Götz ist kein Wolf und JA ich war vollkommen auf dem Holzweg.

Zu dieser Stellungnahme bewegt mich nicht etwa plötzlich erlangtes Verständnis oder eine rasante Eingebung, sondern die Erkenntnis, dass ich nur eine Studentin im zweiten Semester bin und die Dozentin eben eine Dozentin mit nem Titel. - Wenn sie so sehr darauf beharrt, dass ich mich da in eine Sache verrannt habe, die so nicht stimmt, dann wird sie wohl Recht haben.
Das sehe ich ein und gebe hiermit meinen Kampf um die Postition Götzens als Wolf auf.

Depression kann tödlich sein.
Wörtlich. Das wurde mir heute in einem ernsten Gespräch klar.
Es ist zwar eine Krankheit und die ist sehr gut behandelbar, sogar heilbar; aber der Weg ist manchmal lang und geht nicht immer nur bergauf, sondern kann in extreme Tiefen führen, die man zuvor noch nie gesehen hat.
Und besonders gefährlich wird es, wenn einem der eigene Tod keine Angst mehr macht. Wenn man bei dem Gedanken daran, dass man sich doch eigentlich umbringen könnte, kein mulmiges Gefühl mehr bekommt, sondern dieser Option ruhig, beinahe gelassen gegenübersteht.
Beispiel:
Man kommt von der Uni nach Hause, der Tag war weder gut noch schlecht, eigentlich normal und man hat keinen Grund, wegen irgendetwas traurig zu sein.
Als man die Tür seines Zimmers hinter sich schließt, kommt einem plötzlich eine Idee:
Wenn man eben diese Türe nicht nur zudrückte, sondern absperrte, könnte man in Ruhe und bei seiner Lieblingsmusik sterben. Es bemerkte keiner. Erst nach ein bis drei Tagen käme vielleicht jemand vorbei und klopfte an.
Man müsste sich keine Gedanken machen, in einer blöden Situation gefunden zu werden oder gar in die Verlegenheit zu kommen, dass man rechtzeitig gefunden, "gerettet" werde und dann in Erklärungsnot geräte, weil einen doch noch jemand früh genug erreicht hätte.
Man ginge noch ein Mal durch sein Zimmer, sähe sich ein Mal noch die Bilder an, die man gemalt hat, dann legte man sich ruhig hin, drehte die Musik etwas lauter und schliefe ein. Endlich Ruhe.
Kein gehetzes Unbehagen mehr, das einen umtreibt, keine Angst mehr, nicht zu genügen oder gar zu stören. Völlige Ruhe.
Ich denke, dass es sich wie eine Narkose anfühlt. Man bekommt gar nichts mit, nicht mal, dass man in "Narkose" ist.

Aber wie ich mich kenne, wäre es kein schöner Tod. Denn mir kämen Menschen in den Sinn, die wegen eines solchen Ablebens meinerseits ernsthafte Probleme bekämen. Von wegen "Haben sie das nicht bemerkt?" - "Sie muss doch was gesagt haben!" - "Wie, Sie wussten, dass sie depressiv ist? - Warum haben Sie nichts getan?"
Und letztlich machten sich einige Leute diese Gedanken sowieso schon. Egal, ob sie mich leiden konnten oder nicht.
Ich kenne das Gefühl, wenn man aufgezeigt bekommt, wie machtlos man eigentlich ist. Denn gegen einen solchen Wunsch kommt niemand an.
Nicht mal der, der ihn hat.
Einerseits würde es sehr gut zu mir passen, diesen Weg zu wählen. Ein Davonlaufen, eine Flucht vor dem, was ich nicht zu bezwingen fürchte. - Meine eigenen Ansprüche.
Das ist der Strick, den ich mir unablässig drehe, jeden Tag aufs Neue.
Ich gestehe mir keine Fehler zu und finde doch immer wieder neue an mir. - Anders: Ich bin ein Fehler.
Als ich vor nicht all zu langer Zeit einen Ausspruch Claudius' Mutter über ihren "missratenen" Sohn gelesen habe, kam ich mir angesprochen vor. Sie sagte, er sei etwas, das die Natur angefangen, aber nicht zu Ende gebracht habe. Etwas Unfertiges.
Ein Bruchstück.

Ab und zu komme ich mir so vor. Ich bin auch nur ein Bruchstück von dem, was ich eigentlich sein sollte. Ob das nun gut oder schlecht ist, will ich nicht festlegen.
Ich weiß nur, dass ich nicht ganz bin.

Um zu dem ernsten Gespräch zurück zu kommen: Wir haben eine Art Pakt geschlossen, der besagt, dass ich nichts tun werde, was für mich tödlich enden würde.
Ich habe es versprochen.
Mal wieder.

Der Kampf geht also weiter.
Mein Gegner - bin ich.
Ich kämpfe - um mich.

Jetzt geht`s zur Übung in Alter Geschichte: Germanen und Kelten in der antiken Ethnographie.
Heutiger Tagesordnungspunkt: Die "Germania" des Tacitus, Kapitel vier bis acht.
Wenn doch jedes Seminar und jede(r) Dozent(in) so angenehm wäre...