Donnerstag, 6. Dezember 2007

Auseinander gelebt

Eigentlich gehöre ich ja zu den Menschen, die die Entschuldigung, oder besser gesagt, die Ausrede "Wir haben uns auseinander gelebt." nicht gelten lassen.
Allerdings muss ich zugeben, dass es manchmal einfach keine bessere Erklärung für den Zustand einer Beziehung gibt, wie auch immer diese geartet sein mag.
-Da ich gelernt habe, dass man immer mit aktuellen Beispielen glänzen kann, baue ich eines ein.-
Zu Beginn meines Studiums (also vor einem halben Jahr...) habe ich eine Mitstudentin kennen gelernt, mit der ich mich auch ganz gut verstanden habe.
In letzter Zeit habe ich allerdings gemerkt, dass mir ihre Art im Moment einfach nicht gut tut.
Das klingt extrem komisch, wenn ich das sage, denn ich habe ja bisher zu den Menschen gezählt, die der Meinung waren, dass selbst ein Mensch mit dem miesesten Charakter noch viel zu gut für sie ist.
Aber im Augenblick kann ich es nicht brauchen, wenn sich jemand nicht für das begeistern kann, was der Typ da vorne erzählt. Ich brauche jemanden, der mich mitzieht - weil ich es alleine nicht auf die Reihe bekomme. Ich kann mich selbst einfach sehr schlecht bis gar nicht motivieren und da hilft es mir auch nichts, wenn dann jemand neben mir hockt, der mir erzählt, dass er nächste Woche nicht kommt, weil er auf ein Konzert geht. - Das sind Momente, in denen ich mich dann frage: Wozu?
Wozu den ganzen Mist lernen? Warum nicht von Beruf arbeitslos sein? Dann kann man tun und lassen, was man will, bekommt bei vielen Veranstaltungen günstiger Karten (falls man sich die dann überhaupt leisten kann), aber man hat nicht diesen gottverdammten ständigen Leistungsdruck, der einem im Nacken sitzt und immer wieder wie ein Drillsergant auf einen einbrüllt "Du musst noch mehr schaffen! - Du bist nicht genug! - Streng Dich mehr an! - Du bist ein Versager!".
Das ist es nämlich, was mich so fertig macht. Druck.
Klar, ein Großteil von dem, was ich darunter verstehe ist hausgemacht. Ich könnte es viel einfacher haben, wenn ich meine Ansprüche an mich selbst runterschrauben würde. Aber das klappt für zehn Minuten und dann habe ich schon wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich daran denke, mal wieder ein Buch zu lesen, das nichts mit der Uni zu tun hat, oder weil ich mal wieder was malen möchte.
Aber dieses ständige genügen wollen hat mich mittlerweile so sehr durchdrungen, dass ich nichts mehr machen kann, ohne gleich tausend Gründe zu finden, warum das jetzt wieder Mist ist, warum es jeder andere Mensch um Längen besser machen könnte.
Bei einem Einstellungsgespräch wäre meine persönliche Killerfrage "Warum gerade Sie?". - "Das frage ich mich auch..." wäre meine Antwort und die sichere Fahrkarte nach draußen.
Ich sollte wohl einfach mal einen Kurs besuchen: "Leben für Anfänger". Wobei ich selbst da wahrscheinlich nach kürzester Zeit rausfliegen würde, weil ich jedes noch so gute Argument, warum das Leben schön und auch gar nicht so schwer ist, widerlegen könnte. Ich wüsste - weiß immer ein Aber.
Um auf den Titel dieses Eintrags zurück zu kommen: vielleicht habe ich mich von mir selbst schon zu weit entfernt. Es gibt mich und mich. Mich und die andere. Aber wer ist die andere? Und wer bin ich? Fragte mich jemand, wer ich bin, könnte ich Name, Adresse, Geburtstag und den ganzen Kram angeben. Aber nicht wer ich bin.
Es liest sich furchtbar esoterisch, aber ich glaube, wenn ich wirklich weitermachen will, muss ich mich auf die Suche nach mir selbst machen. Ich muss mich wieder finden. Sonst habe ich keine Chance.