Die Sonne scheint, der Himmel ist mit nur wenigen Wolken überzogen, die langsam ein sanfter Wind vor sich her treibt. Die Wiesen haben zu ihrem Grün zurückgefunden und schmücken sich mehr und mehr mit bunten Tupfen, die sich bei näherem Hinsehen als Gänseblümchen entpuppen.
Frühling.
Schon komisch. Bisher war ich der festen Überzeugung, dass ich ein absoluter Wintermensch bin. Da ist es schön knackig kalt, es regnet viel, manchmal gibt´s Schnee und man kann es sich zuhause gemütlich machen oder ins Kino gehen.
Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass ich absolut kein Wintermensch bin. Nicht mehr.
Ich brauche die Sonne, warme Tage, die man im Freien verbringen kann und an deren lauen Abenden man ein schlechtes Gewissen bekäme, ginge man tatsächlich ins Kino, wo man von dem wunderbar rot leuchtenden Himmel nichts hätte.
Die Stimmung ist allgemein auch besser. Die Menschen um einen herum sind nicht mehr ganz so miesepetrig und können sich im Zweifelsfall sogar zu einem Lächeln durchringen. Schön...
Und die Uni macht auch mehr Spaß!
Angenommen man sitzt nicht gerade (wie ich) im Computerraum neben einem Menschen, der absolut laut ist.
Laute Menschen betreten einen Raum und sorgen erstmal dafür, dass jeder mitbekommt, dass sie jetzt da sind. Dann gehen sie mit stampfenden Schritten (wahlweise auf Pumps) auf einen freien Platz zu, stoßen mit einer Wahrscheinlichkeit von 150 Prozent an die Tower-Halterung, die daraufhin zu scheppern beginnt, knallen ihren Rucksack auf den Boden und lassen sich auf den Stuhl plumpsen.
Nachdem sie ihren ganzen Krempel auf dem Tisch ausgebreitet haben, worunter sich mit Sicherheit ein blechernes Stifteetui befindet, in dem sie erst mal wühlen müssen, um zu sehen, ob auch alle Stifte da sind, hacken sie auf die Tastatur ein, als hätten sie das Zwei-Finger-System auf einer Schreibmaschine von 1920 gelernt.
Während man selbst in einen Zustand aus Mitleid für die Tastatur, Verzweiflung und krampfhafter Selbstbeherrschung verfällt, greifen sie zu ihrem Handy, um im Rechenzentrum anzurufen, weil sie ihr Passwort mehrmals falsch eingegeben haben und nun mit dem richtigen Passwort, dass ihnen plötzlich wieder eingefallen ist, nicht mehr fähig sind, sich ordnungsgemäß einzuloggen. Dieses Gespräch führen sie natürlich nicht außerhalb des Raumes und in gedämpfter Stimmlage, sondern sie stellen sich an die Pinnwand, an der die Notrufnummer hängt und sprechen so laut, dass die Person am anderen Ende der Leitung sie sicher auch ohne Handy und per Luftlinie verstehen könnte.
Da es eine Weile dauert, bis das Login wieder funktioniert (wie man mithören konnte etwa 15 Minuten - eine viertel Stunde länger diesen Störfaktor am Hals, super...), setzen sich solche Leute an ihren Platz zurück und packen ihr Fresspaket aus. Dieses besteht aus einem Joghurt, den sie schmatzend und schlürfend verzehren.
Man selbst ist nun schon so angespannt, dass selbst das Schaben des Löffels im Becherinneren zu Implosionen mit der Energie einer mittleren Atombombe führt.
Ist der Joghurt vernichtet (wie auch gut 90 Prozent der Gutmütigkeit in einem selbst), geht es an den nächsten Posten: Studentenfutter. Natürlich befindet sich das ganz unten im Rucksack und natürlich in einer raschelnden und knisternden Plastiktüte. Eine Nuss nach der anderen, wird in den Mund geschoben und nun stellt sich heraus, das solche Menschen auch nicht in der Lage sind, die Kaugeräusche auf ein Minimum zu beschränken. Jeder Biss, jedes Knacken, dass man links neben sich vernimmt, lässt den Zeiger der Wutskala um ein Vielfaches weiterschnellen.
Dass in dieser Zeit noch zwei weitere Telefonate stattfinden, versteht sich fast von selbst.
Nachdem auch die Lust auf Nüsse gestillt ist, bedankt sich der Magen mit drei kräftigen Rülpsern, die nur rudimentär unterdrückt werden. Ist ja alles menschlich.
Ob speziell dieser Mensch letztlich auch noch die Nagelfeile herausgekramt hat, um die Fingernägel auf eine ihm angenehme Länge zu stutzen, ist mir nicht bekannt, weil ich dann irgendwann meinen Rucksack geschultert, meine Jacke gegriffen (sie nicht mal angezogen)und den Raum verlassen habe.
Genug ist genug.
Mittwoch, 16. April 2008
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