Freitag, 29. Februar 2008

…wo sind sie geblieben?

Ja, wo sind sie, die Zeiten, in denen man Lehrer hatte, bei deren Anblick man sich immer wieder fragte: Warum ist er kein Müller-Milch-Modell geworden? Oder der Typ mit dem Lasso in der Hand und dem Hut auf dem Kopf, der sich lässig gegen einen Weidezaun lehnte und noch lässiger an einer Zigarette zog?
Wo sind die Zeiten hin, in denen man wusste, was man tun soll? In denen einem gesagt wurde, was wichtig ist und was nicht und in denen man sich auf solche Informationen auch verlassen konnte. Man hatte das Gefühl zu leben, geregelt zu leben. Die Tage waren eingeteilt und es gab immer mindestens einen in der Woche, auf den man sich gefreut hat. -Wo sind sie hin?

An die Stelle des Müller-Milch-Cowboys sind Männer getreten, bei denen man den Eindruck hat, man sieht sie in einem Schwarzweißfilm, da sie nur aus drei Farben bestehen: grau, dunkelweiß und hellschwarz. Bestenfalls trifft man auf einen, der der Meinung ist, dass man Pfirsich hinten mit „sch“ schreibt…
Aus den klaren Ansagen ist ein Zufallsprinzip geworden, das sich selbst widerspricht und man lebt auf ein Mal in einer Welt, in der man schräg angekuckt wird, weil man in der Lage ist, ohne Alkoholzufuhr zu existieren.
Aber du kannst doch jetzt das machen, was dich interessiert, du kannst es dir doch aussuchen, was du lernst! – Mhm, genau…
Diese vermeintliche Freiheit ist absolut nichts für Menschen, die einen festen Rahmen und einen ebenso festen Tritt in den Hintern brauchen. Nichts mehr ist geregelt und wer sich selbst keinen Rahmen basteln kann, der wird ganz leicht aufs offene Meer hinausgetrieben, um dort jämmerlich zu ersaufen, weil man zwar auch wie Kate Winslet mit einer lustigen kleinen Trillerpfeife versucht, auf sich aufmerksam zu machen – pfrüüüü-pfrüüüüü – es hört einen nur keiner.
Da treibt man dann. Und man wünscht sich, man hätte sich erschossen, als man die Gelegenheit dazu hatte.

Da ist keine Küche mehr, die der Treffpunkt für alle war, wo man sich zum schnacken getroffen hat, wo es immer lecker roch, wo man einfach gerne war.
Die Küche besteht jetzt aus einer zweijährigen Küchenzeile, die aussieht, als hätte sie den zweiten Weltkrieg mit Mühe überstanden. Die einzigen, mit denen man schnacken könnte, sind die Motten an der Decke oder die Speisereste in dem Topf der schon ’ne Woche lang auf dem Herd steht und dessen Inhalt nur noch entfernt mit etwas Essbarem verwandt ist.
Doch, WG-Leben is’ super, echt….kann mir nix Schöneres vorstellen…äh…wie heißt du nochma’?...
Einziger Lichtblick: Tanzen. Tanzen bis zur Besinnungslosigkeit. Seit-rück-vor-chachacha-vor-rück-chachacha; EINS-zwei-drei-ZWEI-zwei-drei-DREI-zwei-drei-VIER-zwei-drei; eins-zwei-tab-eins-zwei-tab-eins-zwei-tab…einfach Tanzen, Bewegung, Musik, Entspannung.
Satz der Woche:
If you can walk, you can dance!