Freitag, 1. Februar 2008

Ça sera tout?

Der Tag begann im Endeffekt so, wie der gestrige endete. Mir war schlecht, schwindelig und ich musste gegen eventuelle Ohnmachtsanfälle ankämpfen. Nur nicht daran denken, dass es schief gehen könnte. Nur nicht darüber simmelieren (mein neues Lieblingswort), was alles passieren könnte, wenn du da sitzt und dir nichts einfällt.
Mit der gleichen Motivation, die einer in sich tragen dürfte, der zum Schafott schreitet, schwang ich mich auf mein Rad und steuerte mehr oder weniger zielsicher auf die Philfak zu. Der C-Turm. Abbreviatur für „Chaos im Hirn“? – Peut-être…
Im Gang eines Jack Sparrow begab ich mich also in den Aufzug und hatte irgendwie die Hoffnung, dass er niemals anhalten würde.
Im siebten Stockwerk angekommen betrat ich, meiner Niederlage sicher, den Raum C 702.
Knappe 120 Minuten später sollte ich ihn wieder verlassen, mit dem Gefühl, das Richtige getan zu haben, als ich heute morgen die Entscheidung getroffen hatte, nicht liegen zu bleiben, sondern mich der Prüfung (und damit meinen geistigen Lücken) zu stellen.
Tatsächlich war es gar nicht mal so schlecht gelaufen.
Das Diktat war weitaus einfacher als gedacht, ich verstand sämtliche Zahlen, das Einsetzen der richtigen Verbform war ebenfalls machbar und die Textkomposition wird die Dozentin sicherlich zum Lachen bringen.
Wann liest man schließlich schon mal, dass jemand am Wochenende nach Paris fahren wird (was vorgegeben war), dort den Eiffelturm besuchen und beim Besichtigen der Notre Dame vielleicht Quasimodo treffen wird? – Das ist es glaube ich, was man als Mut der Verzweiflung bezeichnet: Aus dem Gefühl heraus, sowieso das Falsche zu schreiben, einfach darauf los zu spinnen und am Ende etwas (in meinen Augen) humorvolles zu fabrizieren.
Alors…
Die Hälfte der Klausuren wäre also geschafft.
Am Dienstag wartet die nächste Hürde: Linguistik Grundkurs. Semantik, Semiotik und Morphologie ist ja noch ganz angenehm. Aber Phonologie und Phonetik (ja, da gibt es einen Unterschied!) treiben mir jetzt schon einen eisigen Schauer den Rücken hoch und runter.
Und mich nur darauf zu konzentrieren wird schwer sein, da am Donnerstag ja schon die letzte Klausur, nämlich Alte Geschichte, auf mich wartet.
Nun ja…c’est la vie, wie der Franke zu sagen pflegt.
Sollte mich allerdings heute jemand fragen, wie es mir geht, bekäme er die schönste Redewendung zu hören, die ich aus dem Französischen bis jetzt kenne: Pas mal. – Man lebt.

Das sagt doch alles...

Montag, 28. Januar 2008

“The times they are a-changin'” Und: Draufstellen!

Bob Dylan hatte Recht. – Obwohl er mich nicht kannte, als er das oben zitierte Lied schrieb.
Und ich beziehe mich auch lediglich auf den Titel, nicht den restlichen Inhalt (weil ich den grade nicht im Kopf habe…- Mut zur Lücke!).
Ich habe sie hinter mir, die erst Klausur dieses Semesters. Die erste von Vieren. Und zugleich die, vor der ich mich am meisten gefürchtet habe. Mittelaltergeschichte.
Das Mittelalter.
Eine Zeit, in der alle Herrscher entweder Karl, Friedrich, Heinrich oder Ludwig hießen und als es meistens Zoff mit dem Papst gab, wenn nicht grade die muslimische Expansion oder die Sachsen dazwischen kamen…
Was nun aber völlig atypisch für mich ist: Ich bin vorsichtig optimistisch, dass es gereicht haben könnte. – Jaa, dieses Wort „vorsichtig“ und dann der Konjunktiv…ich gebe zu, es wirkt nicht sonderlich überzeugend, was ich hier als Optimismus bezeichne; aber immerhin hatte ich nach Verlassen des Audimax keinen Schreikrampf, Heulanfall oder auch nur den Hauch einer Todessehnsucht (was man allerdings von der Zeit vor der Klausur nicht sagen kann…).
Ich sitze hier, schreibe und bin ganz Herr meiner Sinne.
Das ist schon mal ein Fortschritt im Vergleich zu früheren Prüfungen, nach denen ich erst mal losgezogen bin, um mir Nervennahrung zu besorgen; ein sinnloses Unterfangen, denn das sollte man eigentlich schon dann erledigen, wenn man im Begriff ist, die Nerven zu verlieren, nicht wenn alles vorbei ist und es gar keinen Grund mehr gibt, im Geiste Achterbahn zu fahren. Aber na ja…
Soweit wäre der Bezug zu meiner heutigen Überschrift hergestellt.
Was sich nicht verändert hat, war im Grunde schon vorher ersichtlich: ich war wieder sehr schnell. Eine knappe dreiviertel Stunde saß ich auf meinem Klappsitz. Dann stand ich auf, ging relativ locker (auch eine Veränderung: ich war kaum aufgeregt) zum von mir so gefürchteten Dozenten, Professor H. nach vorne, reichte ihm meine Klausur, sah ihm noch mal halb lächelnd in die Augen, worauf er zurücklächelte, legte den Umschlag auf den dafür vorgesehenen Stapel und verließ den Saal. – Die zur Verfügung stehende Zeit waren 90 Minuten.
Kurz nach drei war es also geschafft. Super. Am Freitag geht es mit Französisch weiter.

Eine mögliche Erklärung für meine Gefasstheit wäre in dem zu finden, was sich am Samstagabend in der Großstadt Erlangen, ziemlich im Stadtzentrum, abgespielt hat.
Ein junges Paar bewegte sich (im Gegensatz zu einigen anderen anwesenden Pärchen) rhythmisch zur stark verlangsamten Versionen bekannter Pop-Schlager über das (wie der weibliche Teil des Paares persönlich erfahren sollte) glatte Tanzparkett einer ortsansässigen Tanzschule.
Ich bekenne mich schuldig: Ich war der weibliche Part.
Und meinen großen Auftritt hatte ich bereits am Anfang der ersten Tanzstunde, als wir nach Geschlechtern getrennt in zwei Reihen gegenüberstehend den Blues übten. Da der Saal relativ klein und schließlich irgendwann zu Ende war, sollten die dort angekommenen Eleven (nicht zu verwechseln mit Elfen, denn davon war denkbar wenig zu spüren) an das andere Ende der Tanzfläche zurücklaufen und von neuem beginnen.
Als ich mich also auf den Weg machte und beinahe mein Ziel erreicht hatte, streute ich, zur Erheiterung einiger anderer und um mein Gespür für Grazie zu verdeutlichen, einen ansehnlichen Ausfallschritt ein, der mich beinahe in die altbekannte Spagat-Stellung gebracht hätte.
Diesen eye-catcher, der für mich beinahe zum neck-breaker wurde, hatte ich meinen Schuhen zu verdanken, deren Absätze leider nicht aus Gummi waren und daher wunderbar gleitfähig waren.
Eine mögliche Deutung dieses Ereignisses wäre natürlich, dass mir da jemand (wer auch immer) zeigen wollte, dass ich schon längst wieder auf die Bühne gehörte, um (dann mit Vorsatz) andere zum Lachen zu bringen.

Der Rest der Tanzstunde verlief jedoch ohne Komplikationen, so dass ich nun in der Lage bin, den Blues, den langsamen Walzer und den Discofox zu tanzen, ohne dabei als möglicher Bewegungslegastheniker aufzufallen.
Das Tanzen an sich, hat mich nach anfänglicher Anspannung dann doch so locker gemacht, dass ich nur noch den Moment an sich wahrgenommen habe, nicht mehr das, was um mich herum geschah. Die Musik, die Bewegungen und der Halt, den mir mein Tanzpartner gab…zu geben versuchte…das mit dem führen lassen muss ich noch üben…jedenfalls gab mir die gesamte Atmosphäre die Gelegenheit, einfach abzuschalten. Loszulassen.
Um ehrlich zu sein, ist es ja schon länger mein Wunsch, einfach mal ne Nummer zu machen, die nur aus Bewegung (mehr als nur Pantomime, eher schon Tanz) besteht…Und nun kann ich also Samstag abends zumindest ein wenig in diese Richtung gehen. – Traumhaft!

Draufstellen war übrigens der freundliche aber doch bestimmte Hinweis der Kursleiterin, sich beim Walzerschritt tatsächlich auch auf den ganzen Fuß (wohlgemerkt den Eigenen!) zu stellen, da man sonst „schrittweise“ durcheinander kommt. – Bei einigen war es sicherlich die Aufforderung, dem Tanzpartner ebenfalls schrittweise näher zu kommen und zu testen, ob Schuhe nun Stahlkappen haben oder nicht.

Nun ja…