Ich stehe am Fahrradständer und öffne das Schloss an meinem Rad. Dabei fällt mein Blick auf das Nachbarrad. "all terrain" steht auf dem Rahmen. Wahrscheinlich kann man mit dem Ding, das da so trostlos im Nieselregen steht wirklich überall fahren. Bergtouren, Schotterpisten, Schlammwiesen oder Wüstensand sind dem Teil vielleicht tatsächlich völlig egal, wenn nur der richtige Fahrer drauf sitzt.
Da kann es einem doch fast ein wenig leid tun, dass es sein Leben als stink normales Straßenfahrrad fristet und nie das Knirschen von Alpengeröll unter seinem Profil spürt, sondern nur das Knistern von Rollsplitt im Winter. Es ist für Größeres geschaffen, für Reisen durch die Sahara, über die Anden oder gar nach Nepal. Stattdessen steht es hier in Erlangen und wartet darauf, die Kaufland-Einkäufe nachhause fahren zu dürfen.
Dann seh ich mein Rad an, ein typisches "City-Bike": tiefer Einstieg, bequemer Sattel, beinahe zu einem Halbrund gebogener Lenker - das Weichei unter den Fahrrädern. Abenteuer sieht anders aus. Es ist banal. Völlig banal. Keiner würde darauf kommen, damit eine Radtour fernab befestigter Straßen zu machen.
Und doch fahre ich immer wieder mal durch den Wald, über Kieswege, fahre Randsteine hoch und runter, springe mit dem Vorderrad, lege Vollbremsungen hin und erhebe mich vom Sattel, nur um das Gefühl zu haben, sportlicher zu sein.
Mein Fahrrad ist nicht dafür gemacht.
Als ich diese beiden Drahtesel so nebeneinander stehen sah, kam mir nur ein Gedanke:
Entweder bin ich - mit all meinen Gaben, Talenten und sonstigen Eigenschaften - ein City-Bike, das nicht einsehen will, dass es kein Mountainbike ist, aber trotzdem ständig so tut.
Oder ich bin ein Mountainbike, das langsam verkümmert und an einigen Stellen schon Rost ansetzt, weil es nicht seiner eigentlichen Bestimmung (falls es sowas gibt) gemäß genutzt wird.
Die Fahrt in unsere Ein Zimmer - Küche - Bad - Abstellkammer - Wohnung nutzte ich, um über mich als Fahrrad nachzudenken.
Und irgendwie verblasste das Mountainbike immer mehr, je näher ich der Haustür kam.
Sonntag, 7. Februar 2010
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