Grillen ist toll und sorgt für längere Haltbarkeit der Anwesenden.
Man kann so gut wie immer davon ausgehen, dass man zu Beginn für etwa zehn Minuten in einer Rauchwolke verschwindet, die man ohne Mühe in Scheiben schneiden könnte. Während dieser zehn Minuten bekommt man neben der Räucherung noch einen gratis Adrenalinkick, denn man lebt 600 Sekunden langt mit der Angst, dass die örtliche Feuerwehr mit einem großaufgezogenen Löschzug anrückt und einem ohne Vorwarnung erstmal den Balkon unter Wasser setzt.
Schließlich gibt es überall übereifrige Nachbarn, die achtzig Prozent ihres Lebens damit verbringen, ihren langgehegten Traum vom Agentenjob einen Hauch von Wirklichkeit zu geben.
Es kam dann doch nicht zur Balkonflutung und es wurde ein schöner Abend, der zeitweise vom Geschrei einer einzelnen nürnberger Bratwurst untermalt war. Nach einer Minute auf dem Grill hörte ich ein leises, kontinuierliches Wimmern - das Wimmern einer Wurst.
Meine selbstlose Aktion, die Wurst mit Daumen und Zeigefinger irgendwann von ihrem Leid zu erlösen und vom Grill zu nehmen hatte zur Folge, dass ich wenige Sekunden später mit einem Zahnputzbecher voll kaltem Wasser auf dem Balkon saß, in den ich meinen Finger tauchte, um die Schmerzen zu lindern.
Unsere Tomatenpflanzen werden voraussichtlich Früchte tragen, die einen leichten Rauchgeschmack haben. Sollte das der Fall sein, werde ich sie mir auf jeden Fall patentieren lassen.
Um die Überschrift zu erklären, muss ich zu bedenken geben, dass ich vor meinen Gedanken an singende Tomatenpflanzen, die die schreiende Wurst begleiten sollten, mehrere Atemzüge lang grau-bläuliche Dämpfe in mich aufgenommen habe, was mit Sicherheit dazu geführt hatte, dass sich diverse Synapsen völlig neue Verbindungspartner gesucht haben. Dieses Phänomen erklärt auch, warum ich einer Elster den Namen Hannelore gab und mich über dieses Wortspiel minutenlang wunderbar amüsierte.
Das Bild ist aber auch zu schön: singende Tomaten, die die Stämmchen wiegen und die Blätter schwenken. Im Vordergrund ein Nürnberger Würstchen und alle singen "Don't worry, be happy". Wie schön...
Der Arschvogel war natürlich auch da.
Der Arschvogel ist ein schwarzer Vogel, der einmal auf dem Baum gegenüber des Balkons saß und unaufhörlich zwitscherte. Ich fasste den Entschluss, mit ihm in Kontakt zu treten und pfiff eben auch. Er antwortete sogar! Als ich meinem Freund nun zeigen wollte, dass ic hmich mit einem Vogel unterhalten kann, hielt dieses Mistvieh natürlich den Schnabel.
Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht wirklich verärgert. Wir gingen wieder rein, ließen die Tür aber offen. Während ich dann kurz in der Küche war, fing das Drecksvieh an zu pfeifen, als gäbe es kein Morgen mehr; kam ich zurück, hörte das Pfeifen auf.
Seit diesem Tag ist das der Arschvogel.
Ja, die Tierwelt ist schon eine schöne Sache. - Und der Menschenwelt so ähnlich!
Auf einer Antenne saß ein Taubenpaar, das erst eine Runde turtelte. Er war natürlich ein totaler Aufreißertyp. Minutenlang hat er seine Partnerin umtanzt, gepickt und beknabbert. Als sie fertig waren, saßen sie auf unterschiedlichen Ästen der Antenne und er war mit dem Wiederherstellen seiner Federpracht beschäftigt, wonach er sich schließlich aus dem Staub machte. Sie saß noch eine ganze Weile auf der Antenne rum, als warte sie auf seine Rückkehr.
Er kam natürlich nicht wieder. Das meinte ich mit der Ähnlichkeit zwischen Tier und Mensch.
Tja, das ist also meine Umwelt:
Hannelore Elster, singende Tomatenstauden, brüllende Würstchen, one-night-stand-Tauben und Arschvögel.
Könnte das Leben noch schöner sein?
Mittwoch, 25. Juni 2008
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