Donnerstag, 19. Februar 2009

Ich bin kein Gewohnheitstier.

Nacht im Hirn
und Dunkelheit,
die langsam stumm
die Augen füllt.
Stille brüllt
von allen Seiten
prügelnd auf
ihr Opfer ein.
Hände suchen
zitterndblind
nach Halt in
Schwerelosigkeit.
Adern krallen sich
laut flüsternd
an mondbleichen
Knochen fest.


Das fiel mir ein, als ich nach zwei von vier Stunden mit der Zwischenprüfungsklausur fertig war.
Ich saß im Audimax, wartete darauf, dass eine Bekannte mit ihrer Arbeit fertig wurde und starrte Krater in die stickige Luft.

Ja, der Gedanke, dass alle anderen um mich herum noch schrieben und sich teilweise noch neues Papier holten, während ich da saß und etwas auf die Rückseite des Angabenblattes kritzelte, was irgendwie nach Gedicht aussah, machte mir schon ein wenig Sorgen.
Allerdings wusste ich nicht, was ich sonst noch hätte schreiben sollen.
An diese Situation sollte ich mich im Grunde langsam gewöhnt haben, denn es ist schließlich bei jeder Klausur der Fall, dass ich nach etwa der Hälfte der Zeit zum Ende komme, während die restlichen Prüflinge gerade ihre kreative Hochphase erreicht haben. Traurig aber wahr.
Irgendwie scheint bei mir die Verbindung zwischen Hirn und Hand mit einer zweitausender DSL-Leitung vergleichbar zu sein, während die zwischen Hirn und Mund = Sprechwerkzeug noch analog funktioniert.
Für eine zukünftige Lehrerin nicht gerade die besten Voraussetzungen, wie ich finde. Wohl eher für eine Angehörige der schreibenden Zunft.
Mal sehen, wie lange ich meinem bisherigen Weg noch treu bleibe.
(Wie ich mich und meine selbstverfassten Grundsätze kenne, gehe ich bis zum Schluss, um danach zu sagen "So doll is es jetz nich, aber ich mach's halt mal.".)
Aber gut.
Alles ist irgendwann einmal vorbei. Oder um es mit einer bekannten rheinischen Kabarettistin zu sagen:
" Wenn de Mittwoch überlebs, is Donnerstach!"
(Gerburg Jahnke, ehem. Missfits-Mitglied)

In diesem Sinne bereite ich mich jetzt auf die online-Anmeldung heute nacht um null Uhr vor. Psychisch.
Und danach auf den Besuch des Kölner Rosenmontagszuges!
Alaaf!

Es ist, als ob...

Manchmal ist es ja ganz praktisch, dass man jemanden kennt, bei dem man sich für ein Wochenende mal ein kleines Auto borgen kann.
Dann geht man da hin, holt sich den Wagen und macht sich wieder auf den Weg nach Hause. Man ist auf der Autobahn unterwegs und schwankt mit der eigenen Aufmerksamkeit zwischen dem Radiobeitrag und den eigenen Gedanken hin und her.
Man überholt andere und andere überholen einen. Ganz normal. Immer wieder rauschen Autos an einem vorbei, von denen man, wenn man Glück hat, gerade noch die Farbe erkennen kann, weil sie so schnell, wie sie auftauchen auch wieder verschwinden.
Im Radio läuft irgendein Stück Weltmusik.
Wieder düst ein Wagen vorbei.
Zwei Sekunden später läuft alles wie in Zeitlupe:
Der Wagen fünfzig Meter vor mir will die Spur wechseln, blinkt und ist schon mit zwei Reifen auf dem linken Fahrstreifen.
Der vorbeigezischte Wagen nähert sich dem vor mir mit einem Affenzahn, verringert sein Tempo aber nicht.
Der Wagen vor mir will wieder auf seine rechte Spur zurück, reißt das Lenkrad herum, verliert die Kontrolle über sein Fahrzeug, schießt erst gegen die rechte Leitplanke, dreht sich um seine eigene Achse, donnert dann gegen die Mittelleitplanke und bleibt dann entgegen der Fahrtrichtung auf dem linken Fahrstreifen stehen.
Unter meinem Auto kratzt irgendwas. Der untere Teil der Stoßstange des Unfallwagens, der sich beim Aufprall gelöst hat.
Ich fahre rechts ran. Warnblinkanlage. Durchatmen.
Mit ist nichts passiert. Es ist alles gut.
Aber was ist mit dem Fahrer des anderen Autos?
Im Rückspiegel sehe ich, dass noch ein Wagen gehalten hat.
Ich bin schon mal nicht alleine.
Sehr gut.
Ich gehe ebenfalls zum Unfallwagen.
Dem Fahrer geht's gut. Nur das Auto hat was abbekommen.


Letztlich war alles halb so wild.
Aber diese paar Sekunden, in denen das Auto vor mir auf der Autobahn von rechts nach links getanzt ist, waren sehr extrem.
Erst als ich meine Fahrt fortsetzte, wurde mir langsam bewusst, wieviel Glück ich gerade gehabt hatte.
Es hätte viel mehr passieren können. Dem Mann in dem Auto - und mir auch. Ich fuhr ja nur fünfzig Meter dahinter. Und wir waren beide mit etwa 120 km/h unterwegs. Nicht gerade langsam.

Danach gingen mir die verrücktesten Sachen durch den Kopf.
Was wäre gewesen, wenn dem Mann etwas Schlimmes passiert wäre. Hätte ich ihm wirklich helfen können?
Was, wenn ich nicht so schnell reagiert und auf den Standstreifen gewechselt hätte?
Oder wenn die hinter uns Fahrenden nicht genug Abstand gehalten hätten?

Ich glaube, dass so ein Erlebnis (wenn es auch kein wirklich Schlimmes gewesen ist) die Aufmerksamkeit enorm schärft.
Da wird einem wieder bewusst, wie wichtig der Abstand zu den anderen Fahrzeugen ist, dass man den Schulterblick nicht vergessen sollte und Raserei einen auch nicht schneller ans Ziel bringt.

Ich bin jedenfalls dankbar (wem auch immer), dass keinem etwas passiert ist.
Vergessen werde ich das auf keinen Fall so schnell...