Donnerstag, 19. Februar 2009

Es ist, als ob...

Manchmal ist es ja ganz praktisch, dass man jemanden kennt, bei dem man sich für ein Wochenende mal ein kleines Auto borgen kann.
Dann geht man da hin, holt sich den Wagen und macht sich wieder auf den Weg nach Hause. Man ist auf der Autobahn unterwegs und schwankt mit der eigenen Aufmerksamkeit zwischen dem Radiobeitrag und den eigenen Gedanken hin und her.
Man überholt andere und andere überholen einen. Ganz normal. Immer wieder rauschen Autos an einem vorbei, von denen man, wenn man Glück hat, gerade noch die Farbe erkennen kann, weil sie so schnell, wie sie auftauchen auch wieder verschwinden.
Im Radio läuft irgendein Stück Weltmusik.
Wieder düst ein Wagen vorbei.
Zwei Sekunden später läuft alles wie in Zeitlupe:
Der Wagen fünfzig Meter vor mir will die Spur wechseln, blinkt und ist schon mit zwei Reifen auf dem linken Fahrstreifen.
Der vorbeigezischte Wagen nähert sich dem vor mir mit einem Affenzahn, verringert sein Tempo aber nicht.
Der Wagen vor mir will wieder auf seine rechte Spur zurück, reißt das Lenkrad herum, verliert die Kontrolle über sein Fahrzeug, schießt erst gegen die rechte Leitplanke, dreht sich um seine eigene Achse, donnert dann gegen die Mittelleitplanke und bleibt dann entgegen der Fahrtrichtung auf dem linken Fahrstreifen stehen.
Unter meinem Auto kratzt irgendwas. Der untere Teil der Stoßstange des Unfallwagens, der sich beim Aufprall gelöst hat.
Ich fahre rechts ran. Warnblinkanlage. Durchatmen.
Mit ist nichts passiert. Es ist alles gut.
Aber was ist mit dem Fahrer des anderen Autos?
Im Rückspiegel sehe ich, dass noch ein Wagen gehalten hat.
Ich bin schon mal nicht alleine.
Sehr gut.
Ich gehe ebenfalls zum Unfallwagen.
Dem Fahrer geht's gut. Nur das Auto hat was abbekommen.


Letztlich war alles halb so wild.
Aber diese paar Sekunden, in denen das Auto vor mir auf der Autobahn von rechts nach links getanzt ist, waren sehr extrem.
Erst als ich meine Fahrt fortsetzte, wurde mir langsam bewusst, wieviel Glück ich gerade gehabt hatte.
Es hätte viel mehr passieren können. Dem Mann in dem Auto - und mir auch. Ich fuhr ja nur fünfzig Meter dahinter. Und wir waren beide mit etwa 120 km/h unterwegs. Nicht gerade langsam.

Danach gingen mir die verrücktesten Sachen durch den Kopf.
Was wäre gewesen, wenn dem Mann etwas Schlimmes passiert wäre. Hätte ich ihm wirklich helfen können?
Was, wenn ich nicht so schnell reagiert und auf den Standstreifen gewechselt hätte?
Oder wenn die hinter uns Fahrenden nicht genug Abstand gehalten hätten?

Ich glaube, dass so ein Erlebnis (wenn es auch kein wirklich Schlimmes gewesen ist) die Aufmerksamkeit enorm schärft.
Da wird einem wieder bewusst, wie wichtig der Abstand zu den anderen Fahrzeugen ist, dass man den Schulterblick nicht vergessen sollte und Raserei einen auch nicht schneller ans Ziel bringt.

Ich bin jedenfalls dankbar (wem auch immer), dass keinem etwas passiert ist.
Vergessen werde ich das auf keinen Fall so schnell...

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