Donnerstag, 2. August 2007

Flo

Ich hab dich an Silvester kennen gelernt.
Wir haben Karten gespielt, du hattest deinen orangen Pullover mit dem braunen Querstreifen an und um Mitternacht haben wir mit Kindersekt angestoßen und uns das Feuerwerk angesehen.
Du hast oft Gitarre gespielt, selten geredet und ab und zu gelächelt.
Deine Stimme war warm, ruhig und sehr angenehm. Ich hab dir gerne zugehört.
Du hast viel geschlafen und konntest dich grade mal zehn Stunden zurückerinnern.
Das kommt von den Drogen. Hast du gesagt.
Du liebtest Jazz und klassische Musik. Dein Saxophon hast du nicht gespielt, weil mal von "oben einer geklopft hat". Ich hätte es gerne mal gehört.
Beim Kartenspielen warst du immer dabei.
Beim Monopoly hast du mir Geld geschenkt.
Das fand ich süß, aber habe es dir nicht gesagt. Ich war zu schüchtern. Ich habe mich nie dafür bedankt.
Du hast mal über mich gelacht. Das hat mich gefreut.
Ich war ein bisschen in dich verliebt, aber konnte es dir nicht sagen.
An deinem letzten Tag wolltest du unbedingt noch mal Karten spielen.
Als deine Mutter kam, haben wir abgebrochen. Bis Dienstag. Hast du gesagt.

An einem Samstag blätterte ich die Zeitung durch.
Draußen regnete es und es war kalt.
Dann las ich deinen Namen.
Er war schwarz eingerahmt. Liebe hält euch am Leben. Hast du schreiben lassen.
An einem Freitag bist du gegangen.
Am Montag hast du dich zum letzten Mal schlafen gelegt.
Du wolltest nicht mehr aufstehen.

Ich kannte dich nur drei Wochen.
Ich mochte dich sehr.
Ich konnte es dir nicht sagen.
Ich hasse mich dafür.

Aber jetzt kannst du Saxophon spielen. Keiner wird mehr klopfen.
Und du kannst malen.
Und ganz lange schlafen.

Du fehlst mir.

Mittwoch, 1. August 2007

Endlich wieder zu Hause!

Ich stecke den Schlüssel ins Schloss, dreh ihn um, öffne die Haustür.
Es riecht ein wenig nach Weihrauch, nach Kirche, nach altem, aber sauberem Teppichboden.
Langsam drücke ich die Tür wieder ins Schloss, nehme meine Taschen und mache mich auf den Weg nach oben. Die Stufen der Holztreppe knarren ein wenig. Jeder Schritt bringt mich meinem Zimmer näher. Im Postfach: kein Brief für mich. Von wem auch.
Die nächste Treppe wird in Angriff genommen und als ich oben angekommen vor der Zimmertür stehe, den Schlüssel im Schloss klappernd herumdrehe weiß ich: Ich bin zu Hause. Endlich.

So war es, als ich gestern endlich wieder in Erlangen war.
Eine Woche bei der Familie und man weiß wieder, warum man nicht in Bamberg studiert und ausgezogen ist. Das fängt bei den ungewohnt vielen Menschen um einen herum an und hört beim Essen auf, bei dem man sich immer wieder fragt, wenn es vor einem auf den Tisch kommt: Gibt´s das auch in gesund?
Gut, mein Zimmer hier sah aus wie ein Schlachtfeld. Die letzten Spuren des Lernmarathons sind noch nicht beseitigt.
Aber: es stört keinen. Ich kann es auch liegen lassen. Niemand wird es bemängeln. Es ist mein Zimmer. Mein Chaos. - Das ich heute oder morgen auflösen werde, denn so kann man nicht leben...
Und ich kann mir wieder lecker was kochen. Ohne Sahnesoße (eher Sahne mit Geschmack), mit Öl statt Butter, ohne Mehl, mit viel Gemüse. Herrlich!
Goldene Zeiten kommen auf mich zu.
Das erste Buch ist auch schon beendet. Bronsteins Kinder. Wie ich es finden soll, weiß ich noch nicht. Anfangs dachte ich, dass es nicht schlecht zu sein scheint, aber jetzt, da ich das Ende kenne, finde ich es nicht mehr ganz so toll...
Mal sehen, was ich mir als nächstes zu Gemüte führe.
Für heute ist hier erst mal Schluss.
Die Sonne scheint und der Schlossgarten, der ob der zahlreichen Sandhügel wie Verdun anmutet, ist trotzdem irgendwie schön.
Ich hab frei.
Ne, watt is datt schön ;-)