Freitag, 15. Februar 2008

Shoppende Seegurken und das Glück der grauen Masse

Endlich ist er da.
Der Frühling. – Zumindest in Erlangen.
Es hat zwar nur drei Grad und im Schatten gefühlte minus zehn, aber die Sonne ist wunderschön warm und der blaue Himmel gigantisch.
Und kaum halten die wärmeren Tage Einzug, wird vielen Frauen bewusst: Oh mein Gott, ich hab nichts anzuziehen!
Klare Schlussfolgerung: Shopping ist im Moment die Freizeitbeschäftigung Nummer 1 für jede Frau, die sich darüber im Klaren ist, dass sie eine Frau ist.
Gut, was braucht die Dame von Welt, wenn sie einkaufen geht? – Klar: Zeit, Geld und jemanden, der die Taschen trägt, denn sie muss mit der einen Hand ihr Frühjahrshandy mit Svarowsky-Steinchen ans Ohr halten und mit der anderen Hand die Leine, an der Percy, Schnucky oder Toffy (solche Namen werden immer mit Ypsilon geschrieben) versucht durch unaufhörliches Kläffen auf sich aufmerksam zu machen, da sonst der schnelle Tod durch zertreten droht. – Hier gilt übrigens „Wie die Frau, so der Wauwau“. Denn das ständige Kläffen ist mit dem durchgehenden Keifen der Dame gleichzusetzen und was die Kleidung angeht, sind natürlich beide in schickes Karo gehüllt. – Außerdem wäre es für sie unmöglich auch nur ein Tütchen von Douglas zu tragen, da sie Schuhe trägt, die dafür gemacht sind, dass man sie nur im sitzen an den Füßen hat. Nebenbei bemerkt gibt es etwas wie Tütchen nicht mehr, denn selbst wenn man nur einen Tanga kaufte, man bekäme eine Tragetasche die in Quadratmetern der Größe Baden-Württembergs entspricht.
Aber gut…
Nun wäre also geklärt, dass sie die Taschen schon mal nicht tragen kann. Wer dann?
Mir ist nicht bekannt, dass es einen studentischen Begleitservice für shopping-süchtige Damen gibt, daher bleibt nur eine Lösung: Der Göttergatte. (Wahlweise Teilzeitlebensabschnittsgefährte, kurz Lover, vulgär Stecher genannt).
Dieses arme Geschöpf scheint in den Augen der Besitzerin (denn nur so kann man das Verhältnis nennen, in dem beide zueinander stehen) die Aufgabe zu haben, Missis in die Stadt zu chauffieren und ab dem Moment, da sie die Fußgängerzone betreten den Mund zu halten.
Die Anzahl der Tüten steigert sich potenziell zur Zahl der besuchten Läden, Boutiquen, Shops und Stores.
Am Ende muss man sich als Außenstehender die Augen reiben, da man auf den ersten Blick den Eindruck hat, man sehe einen Berg von Tüten, der sich von selbst bewegt. Vorne weg natürlich die Madame. Ins Handy quasselnd und wie immer sehr wichtig.
Ob er nun den ganzen Kram auch gezahlt hat, kommt auf die Einstellung der Frau an. Ist sie fest davon überzeugt, dass sie als Frau ein emanzipiertes Wesen ist, das auf eigenen Beinen stehen kann, hat sie gezahlt und man könnte ihr, wenn man großzügig ist, noch einen Rest an funktionierender Hirnmasse zutrauen.
Ist ihr einziger Lebenszweck allerdings Gutaussehen und ab und zu den aktuellen Mann durch (sind wir mal offen) Sex bei der Stange halten, dann hat natürlich er gezahlt.
Die Sache mit dem Hirn fällt in diesem Fall selbstverständlich weg.

Ja, wir Frauen sind seltsame Wesen und es wird wohl niemals ein anderes Wesen geben, das uns wirklich versteht.
Aber es wäre auch nicht gerade förderlich, gäbe es diesen Menschen tatsächlich. Denn sogenannte Comedians wie Mario Barth, Rüdiger Hoffmann und andere wären dann arbeitslos, schließlich hätten sie niemanden mehr, über den sie sich neunzig Minuten lang auskotzen könnten, um sich dann von der johlenden Menge feiern zu lassen. Einer Menge, deren Chromosomensatz mit Sicherheit dem einer Seegurke zum Verwechseln ähnlich sein dürfte.

Allerdings: Ich kann all die beruhigen, die in Gedanken bereits zum Strick greifen – Nicht alle sind so. Und wenn man genau hinsieht, dann ist es nur eine Minderheit, die auf die obige Beschreibung passt, sowohl Männer, als auch Frauen. Aber wie so oft ist es die Minderheit, die auffällt, eben weil sie in der Unterzahl ist. Bestes Beispiel dafür sind Schreibfehler im Diktat oder allgemein einem Text, den man liest. Niemand würde sagen: Oh, in diesem Zehn-Seiten-Text sind dreitausend Wörter richtig geschrieben. – Jeder würde lediglich die falsch geschriebenen zählen. Weil sie eben auffallen (so sie denn als falsch erkannt werden...).
So ist es mit den Menschen auch.
Der Großteil ist im Grunde als „nicht auffällig“ einzustufen. Aber den Großteil kennen wir nicht. Wir kennen nur Paris Hilton, Amy Winehouse oder Verona Feldbusch/Pooth die, wie viele andere dieser Kategorie, durch Merkmale auffallen, die eher rar gesät sind.

Bei dem Gedanken daran, dass man durch Zufall auch zu dieser Gruppe gehören könnte, ist man dann doch wieder froh, sich im Schutz der grauen Masse zu befinden und die meiste Zeit seines Lebens übersehen zu werden.
Und seien wir mal ehrlich: Es ist viel schöner von wenigen wirklich beachtet, als von vielen nur ab und zu und nebenbei…