Donnerstag, 26. März 2009

In 100 auf 2,0.

Dass ich bei Prüfungen etwas anders bin, als die meisten, ist mittlerweile bekannt.
Bei meiner Zwischenprüfung in NDL mit dem Hauptthema "Vom Biedermeier bis zum Naturalismus" (eine Vorlesung, zu deren Stoff die Fragen gestellt wurden)war das nicht anders.
Von den zur Verfügung stehenden 240 Minuten benötigte ich knappe 100. Die Zeit für Überarbeitung und "noch mal Durchlesen" ist schon inklusive.
Mit einem ungewohnt guten Gefühl ging ich nach Hause, stellte beim Nachschlagen fest, dass ich eine Antwort auf jeden Fall falsch hatte und entschied mich dafür, nicht länger darüber nachzudenken, was noch alles daneben gegangen sein könnte.
Da auf dem Angabeblatt stand, dass das Ergebnis frühestens nach acht Wochen zu erwarten sei, stellte ich mich auf eine lange Leidenszeit mit viel Grübelei ein.
Das war am 12. Februar.

Gestern bekam ich eine Nachricht von einer Freundin, in der stand, dass die Ergebnisse bereits vorliegen und man sich die Unterlagen im Prüfungsamt abholen kann. Sie habe die Information bekommen, dass diejenigen, die noch keinen Brief von der Uni erhalten hätten, bestanden haben.
Als ich das las, war es halb neun abends. Ich war seit Samstag nicht mehr in meiner alten Wohnung gewesen, wusste also nicht, ob nicht in den paar Tagen dazwischen ein Brief für mich angekommen war.
Dass die Nacht nicht angenehm war, versteht sich von selbst.
Daran konnte auch die Verfilmung von Hemmingways Klassiker "Der alte Mann und das Meer" nichts ändern.
Ich träumte wirres Zeug, starrte stundenlang an die Decke und malte mir sämtliche Möglichkeiten aus, was zu tun sei, da ich mit Sicherheit einen Brief finden würde, in dem stand, dass ich nicht bestanden habe.

Heute morgen fuhr ich mit dem Rad zu meiner Wohnung. Mein Postfach im Treppenhaus war leer, aber das hieß nichts, denn selten holte einer der Mitbewohner die Post aus dem Briefkasten.
Dieser war mein nächstes Ziel. Er war gefüllt. Ich wühlte mich durch den Stapel und fand nur einen Umschlag mit einem bunten Muster und einem aufmunternden "Hej" darauf. Schön, dass sie einem die Niederlage versüßen wollen. Echt nett.
Allerdings sah ich schnell, dass es sich um Post von IKEA handelte.
Hm.
Dann also auf zum Prüfungsamt.
Dort wurde ich von bunten Zetteln an diversen Türen vom einen zum anderen Büro geschickt, bis ich endlich das für mich zuständige Prüfungsamt erreicht hatte.
Dort ging es dann relativ schnell.
Ich zeigte meinen Ausweis vor, die Dame holte einen Hefter aus einem riesigen Aktenschrank, ich fragte kleinlaut, ob ich denn bestanden hätte und sie sagte nur nach kurzem Zögern, das mich in leichte Panik versetzte "Ja. Und sogar richtig gut.".
Damit war dann auch schon alles erledigt.
Ich bekam mein Zeugnis, die von mir eingereichten Scheine, musste noch kurz unterschreiben und war schon wieder aus dem Büro verschwunden.

Herrlich.
Ich habe es also tatsächlich geschafft.
Mit einer annehmbaren 2,0 habe ich die ZP (Fachjargon) bestanden.
Das ist mal wirklich ein guter Tag.

In Metern bitte!

So ein Umzug ist ja durchaus etwas Feines.
Man kommt in eine neue Gegend, lernt neue Menschen kennen, neue Geräusche. Wenn man mit seinem Freund zusammenzieht, hat es noch einen Vorteil: Man ist nun noch mehr zusammen, teilt alles miteinander, gehört komplett zusammen.
Doch vor diesen ganzen Freuden liegt ein großes Aber. Der Umzug.
Bei vielen Dingen ist schnell klar:
Das muss mit!
Die CD-Sammlung auf jeden Fall, die Platten und der Plattenspieler sowieso. Uni-Unterlagen, diverse Leitzordner, Fotos, Bilder, Fotoalben, Musikinstrumente, Schreibkram, Bücher...
Moment. Wo sollen die ganzen Bücher hin. Hm. Naja, so viele sind es ja gar nicht. Würde ich sie alle nebeneinander stellen, käme ich vielleicht auf so...eventuell...pi-mal-Daumen...sieben oder acht Meter. Das ist nicht die Welt. Millionen Menschen besitzen mehr Bücher als ich.
Also ab damit in die Kartons und Stoffbeutel, die noch nicht voll sind und los geht's in die neue Wohnung.
Dort bricht mein Freund erst mal innerlich in einen Schreikrampf aus. Äußerlich macht sich das durch hochgezogene Augenbrauen und ein erstauntes "Oh!" bemerkbar. Ganz klar: Es muss ein neues, nein, zwei neue Regale müssen her. Wohin wir die Stellen ist zunächst egal, hauptsache, sie sind da.
Nachdem wir also mit dem geliehenen Clio losgefahren sind, kommt uns beiden ein schrecklicher Gedanke: Wie bekommen wir ein über zwei Meter hohes Regal in diese Knutschkugel? Das letzte Mal war es ein Passat Kombi!
Zum Umkehren ist es zu spät, da vorne ist schon der IKEA-Parkplatz.
Beim Beladen des Autos erlebten wir allerdings ein Wunder, um es näher zu beschreiben, ein Raumwunder. Denn keiner von uns beiden musste den Rückweg zu Fuß bewältigen. Wir passten prima MIT den Regalen ins Auto und ein Einkauf für's Wochenende hatte auch noch Platz, inklusive einem Kasten Wasser!

Das Aufbauen der Regale war kein Problem. Als eingespieltes Team, meisterten wir diese Aufgabe mit Links.
Die nächste Frage war allerdings: Wie sortiere ich meine Bücher? Nach Autor, Thema, Titel oder Verlag? Auf die Schnelle kam mir dann die Lösung: nach Größe!
Das passte auch wunderbar. Das Regal war komplett ausgefüllt und von der Rückwand war nichts mehr zu sehen.
Die Aufforderung, ich solle doch ruhig auch das große Regal (zwei Meter plus) nutzen, wurde von mir dann wenige Tage später angenommen.
Das bedeutete jedoch auch, dass ich neu sortieren musste. Diesmal jedoch nach meinem altbewährten System:
1. Stufe: deutsch - fremdsprachig
2. Stufe: nach Autor
3. Stufe: innerhalb eines Autors nach Titel
4. Stufe: Bücher, die keinen Autor haben, weil sie Sammlungen sind, stehen zusammen.

Das Ordnen dauerte etwa zwei Stunden, weil ich ab und zu in einem Buch blätterte oder feststellte, dass ich noch einen C-Autor vergessen hatte, mich aber bereits bei K-Autoren befand.
Letztendlich stehen sie nun alle schön sortiert in ihren Regalen und ich bin zufrieden.
Demnächst kommen die CDs dran. Wobei die Hälfte davon immer noch in einem Karton verstaut ist. Grund: Kein Regal...