Dass ich bei Prüfungen etwas anders bin, als die meisten, ist mittlerweile bekannt.
Bei meiner Zwischenprüfung in NDL mit dem Hauptthema "Vom Biedermeier bis zum Naturalismus" (eine Vorlesung, zu deren Stoff die Fragen gestellt wurden)war das nicht anders.
Von den zur Verfügung stehenden 240 Minuten benötigte ich knappe 100. Die Zeit für Überarbeitung und "noch mal Durchlesen" ist schon inklusive.
Mit einem ungewohnt guten Gefühl ging ich nach Hause, stellte beim Nachschlagen fest, dass ich eine Antwort auf jeden Fall falsch hatte und entschied mich dafür, nicht länger darüber nachzudenken, was noch alles daneben gegangen sein könnte.
Da auf dem Angabeblatt stand, dass das Ergebnis frühestens nach acht Wochen zu erwarten sei, stellte ich mich auf eine lange Leidenszeit mit viel Grübelei ein.
Das war am 12. Februar.
Gestern bekam ich eine Nachricht von einer Freundin, in der stand, dass die Ergebnisse bereits vorliegen und man sich die Unterlagen im Prüfungsamt abholen kann. Sie habe die Information bekommen, dass diejenigen, die noch keinen Brief von der Uni erhalten hätten, bestanden haben.
Als ich das las, war es halb neun abends. Ich war seit Samstag nicht mehr in meiner alten Wohnung gewesen, wusste also nicht, ob nicht in den paar Tagen dazwischen ein Brief für mich angekommen war.
Dass die Nacht nicht angenehm war, versteht sich von selbst.
Daran konnte auch die Verfilmung von Hemmingways Klassiker "Der alte Mann und das Meer" nichts ändern.
Ich träumte wirres Zeug, starrte stundenlang an die Decke und malte mir sämtliche Möglichkeiten aus, was zu tun sei, da ich mit Sicherheit einen Brief finden würde, in dem stand, dass ich nicht bestanden habe.
Heute morgen fuhr ich mit dem Rad zu meiner Wohnung. Mein Postfach im Treppenhaus war leer, aber das hieß nichts, denn selten holte einer der Mitbewohner die Post aus dem Briefkasten.
Dieser war mein nächstes Ziel. Er war gefüllt. Ich wühlte mich durch den Stapel und fand nur einen Umschlag mit einem bunten Muster und einem aufmunternden "Hej" darauf. Schön, dass sie einem die Niederlage versüßen wollen. Echt nett.
Allerdings sah ich schnell, dass es sich um Post von IKEA handelte.
Hm.
Dann also auf zum Prüfungsamt.
Dort wurde ich von bunten Zetteln an diversen Türen vom einen zum anderen Büro geschickt, bis ich endlich das für mich zuständige Prüfungsamt erreicht hatte.
Dort ging es dann relativ schnell.
Ich zeigte meinen Ausweis vor, die Dame holte einen Hefter aus einem riesigen Aktenschrank, ich fragte kleinlaut, ob ich denn bestanden hätte und sie sagte nur nach kurzem Zögern, das mich in leichte Panik versetzte "Ja. Und sogar richtig gut.".
Damit war dann auch schon alles erledigt.
Ich bekam mein Zeugnis, die von mir eingereichten Scheine, musste noch kurz unterschreiben und war schon wieder aus dem Büro verschwunden.
Herrlich.
Ich habe es also tatsächlich geschafft.
Mit einer annehmbaren 2,0 habe ich die ZP (Fachjargon) bestanden.
Das ist mal wirklich ein guter Tag.
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