Mittwoch, 19. März 2008

Es ist alles eitel – Von Gryphius und Schokoeiern

So lautet der Titel eines Gedichtes von Andreas Gryphius. Es handelt von der Vergänglichkeit der Dinge um uns herum. Nichts besteht ewig. Jedes Ding kann morgen schon Vergangenheit sein. Das wirklich Ewige kann kein Mensch sehen, dazu ist niemand fähig.
Mehr und mehr teile ich Gryphius Ansicht. Auch wenn ich zu einem anderen Schluss komme. Denn in seinem Tonfall, klingt es, was für ihn typisch ist, sehr pessimistisch. Das Werden und Vergehen hat bei ihm etwas von ausgespuckt werden und dann verfallen. Aber es ist anders. Ja, nichts ist ewig. Das steht felsenfest im Mittelpunkt dieses Gedankengebäudes.
Ich sehe jedoch in dem Auftauchen und Verschwinden von Dingen etwas anderes. Es ist positiv. Wandel ist nicht in jedem Fall negativ zu sehen. In dem, was heute entsteht, stecken Ideen, die nur durch das Scheitern der vorausgegangenen Idee möglich geworden sind.

Darüber wollte ich aber eigentlich gar nicht schreiben.
Eigentliches Thema: Osterwahnsinn.
Er ist wieder ausgebrochen und gestern wagte ich es, mich in denselben zu stürzen. Eine knappe Stunde hielt ich es aus. Dann waren die Besorgungen, die nötig waren, erledigt. Zum Glück. Länger hätte ich es nicht ausgehalten.
Was mir allerdings auffiel und was mich etwas stutzig machte war, dass der Altersdurchschnitt der Einkaufenden (übrigens zu 90 % Frauen) bei ca. 60 Jahren und darüber lag (was erklärt, warum es überwiegend Frauen waren). Um mich herum schlurften ältere Damen, die sich mit der einen Hand an ihren Gehwägelchen, Regenschirmen oder Spazierstöcken festhielten und die andere Hand fest um den Griff des Drahtkörbchens der Galeria Kaufhof klammerten, durch die Regalreihen und versuchten mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen, was sich in der bunten Folie eigentlich befindet.
Hatte ich etwas nicht mitbekommen? Gab es etwa Rentnerrabatt auf Schokoeier und Schmunzelhasen?
Egal. Das Ziel nicht aus den Augen verlieren und weiter nach den überlegten Kleinigkeiten suchen!
Das gestaltete sich jedoch nicht halb so leicht, wie gedacht. Denn dass es Menschen gibt, die mit einer Minz-Apfel-, Cranberrie-Basilikum- oder gar Wasabi-Füllung nichts anfangen können, sondern ein stinknormales Schokoladenosterei wollen, hat die Süßwarenindustrie in diesem Jahr wohl einfach ignoriert.
Da stand ich nun. Umringt von Ostereiern, deren Beschreibungen der Füllung sich eher nach dem Inhalt der Biotonne eines Feinschmeckerlokals anhörten.
Gibt es denn keine einigermaßen traditionellen Dinge mehr fürs Osternest? Weshalb muss in jeder Schokolade etwas drin sein, was absolut nichts mit Schokolade zu tun hat? Pfeffer, Chili, Lavendel…all das brauche ich nicht! Ich möchte bitte einfach nur ein spießiges, nichtgefülltes und in einfarbige Alufolie gewickeltes Schokoei! Mehr nicht!
Da haben wir wieder unseren lieben Herrn Gryphius: alles ist eitel, alles vergeht. Sogar die Schokoeier.
Damit verschwindet ein Teil meiner Kindheit!
Nachdem ich an der Wursttheke keine Extrascheibe mehr angeboten bekomme, ich offiziell nicht mehr mit dem Fahrrad auf dem Gehweg fahren darf und auch in der Gastwirtschaft beim Bezahlen kein Lutscher mehr rüberwächst, bricht nun auch dieser wichtige Bestandteil meiner Jugend weg und ich nähere mich mehr und mehr dem Gefühl, wirklich alt zu werden.
Zum Glück gibt es noch die Fondant-Küken, Fondant-Nester und Fondant-Spiegeleier. Wobei ich bei Letzteren in der Weihnachtszeit einen Schock bekommen habe, denn da gab es doch tatsächlich Fondant-Spiegelei-Sterne!
Es war schrecklich…
Meine Jugend, meine Kindheit, meine Basis geht in die Binsen und ich kann nichts dagegen tun…
Aber das ist eben der Wandel der Zeit.
Es werden neue Dinge kommen und irgendwann werde ich denen nachtrauern, weil sie durch wieder neue Sachen ersetzt werden.
So wird es weitergehen, bis schließlich ich eines Tages ersetzt werde.
As time goes by…