Dienstag, 21. Oktober 2008

Dönerbibel

Die Uni hat begonnen und im Endeffekt ist alles wie in den Semestern zuvor:
Das Chaos ist auf den Thron zurückgekehrt und beherrscht mein Leben auf's Neue.

Aber es gibt auch schöne Dinge zu berichten.
Zum Beispiel über das Buch, das mich seit knapp zwei Wochen begleitet und in dem ich ab und zu mal (wenn es die Zeit zulässt)lese:
Meine Dönerbibel.

Richtig gelesen.
Ich besitze eine Dönerbibel.
Im Grunde ist es eine ganz normale Bibel, Einheitsübersetzung, gebunden.
Nachdem jeder Geschichtsdozent irgendwann einmal während des Semesters darauf hingewiesen hat, dass für Historiker die Bibel zur Pflichtlektüre gehört, habe ich mich dazu durchgerungen, mir eine eigene Ausgabe der "Heiligen Schrift" zuzulegen.
Zuletzt habe ich in der Grundschule eine in Händen gehalten. Danach wurde uns immer nur das Neue Testament vorgelegt.
Dabei soll doch gerade das Alte Testament so spannend sein. Da soll es ja so richtig rund gehen.Da fließt noch Blut, Menschen werden brutal ermordet und Frauen geschändet. - Passt doch wie die Faust auf's Auge in unsere heutige Gesellschaft.
Allerdings bin ich noch nicht so weit.
Ich habe gerade Abraham hinter mir gelassen und bin nun bei Isaak und Jakob.

Warum meine Bibel trotzdem etwas Besonderes ist, lässt sich ganz einfach erklären.
Auf dem Weg nach Hause machte ich noch einen Zwischenstop beim Dönermeister meines Vertrauens. Ein Döner-Spezial mit Allem.
Den packte ich dann, weil es gerade an diesem Tag so schweinekalt war, in meine Tasche, in der sich natürlich auch die Bibel befand.
Zuhause angekommen packte ich erst den Döner aus und legte eine Pause ein (zuvor hatte ich sechs Stunden in der Bibliothek verbracht, das ist zermürbend!).

Danach wollte ich natürlich sofort anfangen, dieses grundlegende Werk der Religion zu lesen, die ich - abgesehen von Taufe, Kommunion und Firmung - nur passiv ausübe.
Soll heißen:
In meinen Papieren steht zwar, dass ich römisch katholisch bin, aber ich gehe weder in die Kirche, noch bete ich. Ich bin davon überzeugt, dass der Glaube nur als psychologische Hilfe "erfunden" wurde. Und auch nicht für alle Menschen, sondern nur für die, die ihn in der Quelle verstehen. Denn die Bibel ist laut Aussage einiger Lehrer voller Codes.
Ich sage nur "und er erkannte seine Frau". - Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen sich schon bildlich vorgestellt haben, wie Abraham zu Sara geht, ihr tief in die Augen sieht und dann sagt: "Ha, dich kenn ich doch!".
(Ich habe es getan und es war sehr lustig!)
Gerade neulich habe ich einem jungen Mann erklärt, dass damit nicht dieses Erkennen gemeint ist, sondern in manchen Fällen eben die sportliche Betätigung, die man gemeinsam mit seinem Partner im Bett ausübt.
Was ich damit sagen will, ist Folgendes:
Meiner Meinung nach, ist die Bibel viel zu kompliziert geschrieben, als dass sie jeder verstehen könnte.
Das allerdings ist in meinen Augen eine Grundvoraussetzung für etwas, das angeblich allen Menschen zustehen soll.
Wenn ich immer einen brauche, der mir erklärt, was mit diesem oder jenem Gleichnis gemeint ist, dann hilft mir das im Zweifelsfall nicht weiter.

In der Bibel werden eben grundsätzliche Verhaltensweisen aufgezeigt. Beispiele, wie man miteinander besser auskommt. Das Grundgesetz in Sachen Miteinander. Vielleicht.

Und mit psychologischer Hilfe meine ich, dass es jedem einleuchten dürfte, dass es sich gut anfühlt, wenn man in Notzeiten oder Momenten, in denen man nicht weiter weiß daran glauben kann, dass man nicht alleine ist.
Auch die Vorstellung, dass jemand nach seinem irdischen Leben nun bei Gott ist, ist eindeutig schöner, als der Fakt, dass ein Mensch gestorben ist, nicht mehr existiert und seine Überreste in einer Holzkiste unter der Erde vor sich hin verrotten.
Dann schon lieber Opa, der täglich sein Manna genießt.

Was ich vielleicht klarstellen muss:
Auf keinen Fall möchte ich hier jemanden, der einen starken Glauben an Gott hat verletzen!
Ich beneide manchmal sogar diejenigen, die fähig sind zu glauben. Denn ich kann es offensichtlich nicht, weil ich in diesem Punkt zu rational denke.

Zurück zur Dönerbibel.
Dadurch, dass die Bibel noch eine Weile in der Tasche war, konnte sie den Dönerduft prima annehmen und jetzt besitze ich eben eine Dönerbibel.
Klar, langsam verfliegt der Hauch von Zwiebel, Knoblauch und gegrilltem Fleisch...
Aber der Gedanke daran, dass es in den Zelten der Menschen "damals" eventuell ebenso gerochen haben könnte, war schon lustig.