Wer war das?
Wer zum Teufel hat dafür gesorgt, dass ich für die meisten Dinge, die der Mensch am Körper trägt, zu groß bin?
Ich kann mich nicht daran erinnern bei Gott am Tresen gestanden zu haben und auf seine Frage „You want it supersize?“ mit einem klaren „Yes!“ geantwortet zu haben.
Vielleicht ist er auch einfach nur ein kleiner Sadist, der gerne dabei zusieht, wie sich Menschen den Kopf über Dinge zerbrechen, die ihnen im Alltag ab und zu mal ein paar Probleme bereiten. Die Körpergröße zum Beispiel. – Und damit meine ich Größe in alle Richtungen. Also auch nach vorne, hinten, oben und unten. Durchmesser, Umfang, Gewicht, Höhe, Breite, Länge, Tiefe. Alles, was so dazugehört.
Wahrscheinlich sitzt er in seinem abgeranzten Fernsehsessel und durchsucht per Fernbedienung seine favorisierten Kanäle (für jeden Menschen gibt es einen) nach etwas Heiterem. So richtig zum kaputt lachen. – Meinen Kanal eben.
Da lümmelt er dann, schlägt sich vor Lachen auf die göttlichen Oberschenkel und verschluckt sich am himmlischen Manna, während er mir dabei zusieht, wie ich in der Damenabteilung der Galeria Kaufhof vor einem Ständer mit Blusen stehe, an dem Oberteile hängen, die einem dreijährigen Kind etwas zu knapp sein dürften.
Es dürfte in etwa so lustig aussehen wie ein Elefant, der verzweifelt versucht, seinen Kumpel Bob, einem Biber, den Beweis zu liefern, dass er sich ja wohl mal ganz locker die Badehose seines Pflegers überstreifen kann.
Nein.
Irgendwas passt da nicht so ganz.
Dabei habe ich abgenommen. Ganze sieben Kilo! – Ich weiß, dass man mir das nicht ansieht, aber ich habe Zeugen, die beim Wiegen dabei waren, die das auf Nachfrage bestätigen können. Außerdem gibt es mittlerweile auch wieder Hosen, die ich zugeknöpft und mit Gürtel einfach so runterziehen kann, ohne dass dabei Nähte reißen oder Nieten fliegen.
Sogar das Kleid vom Frühjahrsball saß schon fast zu locker. Ich musste mit einer Sicherheitsnadel verhindern, dass ich ständig auf den Saum trat, weil der Rock wieder gerutscht war.
Was also ist an mir verkehrt?
Ähnliche Geschichte im Schwimmbad. Der Badeanzug saß eindeutig lockerer als im letzten Jahr.
Und trotzdem konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich mich für mein Aussehen nun für alle sichtbar schämen sollte, oder ob ich in ein schallendes Lachen ausbrechen sollte, als mich drei Damen anstarrten, während ich mit meinem Freund an ihnen vorbei lief. – Lachen deshalb, weil sie von der Hautfarbe her den Blumenkästen mit Terrakotta-Optik ähnelten – sehr braun mit einem Hang zu Hummer. (Wer den Schmuckverkäufer aus Bridget Jones kennt, weiß was ich meine…)
JA, ich weiß: An seinem Aussehen kann man was ändern. Man kann abnehmen, Sport treiben, sich gesund ernähren, sich schminken, zum Friseur gehen – und sich zur Not ne Tüte übern Kopf ziehen.
Aber das habe ich zum Teil schon getan bzw. tue es noch. Und andere dieser Möglichkeiten wären einfach nicht ich. Ich bin nicht der Make up-Typ. Mein Friseur bin ich selbst, weil ich sowieso nie mit dem zufrieden wäre, was dabei herauskäme.
Ich will ja trotzdem noch ich bleiben und nicht zu jemandem oder besser etwas mutieren, das ich nicht bin.
Wenn man allerdings als junge Frau mit Übergewicht gut gelaunt loszieht, um sich ein Oberteil zu kaufen (Voraussetzung ist gute Laune!), dann weiß man schnell, warum man sich seit einem Jahr nichts Neues gekauft hat.
Es gibt nichts, in dem man nicht entweder aussieht, als würde man verzweifelt versuchen ein wenig modisch auszusehen, wohlwissend, dass man eher aussieht wie ein Blauwal, der versucht in einem Tutu gut auszusehen. Oder in dem man den Eindruck macht, dass man gerne ein Drei-Mann-Zelt trägt, weil es so schön kaschiert …
Mal abgesehen davon, dass man selten etwas findet, was schlicht aussieht. Schlicht, nicht plump!
Die Regale sind voll mit nuttigen Tops, strassbesetzten Kettenhemden oder quer gestreiften Sonnensegeln.
Und wenn man dann mal ein T-Shirt findet, das ganz normal ist, ohne Glitzer- oder Fick-mich-Effekt, dann muss man sich schnell von der Illusion lösen, sich vom Restgeld noch ein zweites Teil kaufen zu können.
Warum?
Und vor allem warum ich?
Ich weiß, dass es vielen so geht, wie mir. Aber trotzdem …
Falls sich jemand mit mir einen Spaß erlauben sollte, indem er sämtliche Kleidungsstücke, die ich probieren möchte, auf dem Weg zur Umkleide fünft Nummern kleiner macht, und falls dieser Jemand das hier lesen sollte, möchte ich doch höflichst darum gebeten haben, diesen Scherz zu beenden.
Danke.
Dienstag, 19. August 2008
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