ich hatte Unrecht!
JA, Götz ist kein Wolf und JA ich war vollkommen auf dem Holzweg.
Zu dieser Stellungnahme bewegt mich nicht etwa plötzlich erlangtes Verständnis oder eine rasante Eingebung, sondern die Erkenntnis, dass ich nur eine Studentin im zweiten Semester bin und die Dozentin eben eine Dozentin mit nem Titel. - Wenn sie so sehr darauf beharrt, dass ich mich da in eine Sache verrannt habe, die so nicht stimmt, dann wird sie wohl Recht haben.
Das sehe ich ein und gebe hiermit meinen Kampf um die Postition Götzens als Wolf auf.
Depression kann tödlich sein.
Wörtlich. Das wurde mir heute in einem ernsten Gespräch klar.
Es ist zwar eine Krankheit und die ist sehr gut behandelbar, sogar heilbar; aber der Weg ist manchmal lang und geht nicht immer nur bergauf, sondern kann in extreme Tiefen führen, die man zuvor noch nie gesehen hat.
Und besonders gefährlich wird es, wenn einem der eigene Tod keine Angst mehr macht. Wenn man bei dem Gedanken daran, dass man sich doch eigentlich umbringen könnte, kein mulmiges Gefühl mehr bekommt, sondern dieser Option ruhig, beinahe gelassen gegenübersteht.
Beispiel:
Man kommt von der Uni nach Hause, der Tag war weder gut noch schlecht, eigentlich normal und man hat keinen Grund, wegen irgendetwas traurig zu sein.
Als man die Tür seines Zimmers hinter sich schließt, kommt einem plötzlich eine Idee:
Wenn man eben diese Türe nicht nur zudrückte, sondern absperrte, könnte man in Ruhe und bei seiner Lieblingsmusik sterben. Es bemerkte keiner. Erst nach ein bis drei Tagen käme vielleicht jemand vorbei und klopfte an.
Man müsste sich keine Gedanken machen, in einer blöden Situation gefunden zu werden oder gar in die Verlegenheit zu kommen, dass man rechtzeitig gefunden, "gerettet" werde und dann in Erklärungsnot geräte, weil einen doch noch jemand früh genug erreicht hätte.
Man ginge noch ein Mal durch sein Zimmer, sähe sich ein Mal noch die Bilder an, die man gemalt hat, dann legte man sich ruhig hin, drehte die Musik etwas lauter und schliefe ein. Endlich Ruhe.
Kein gehetzes Unbehagen mehr, das einen umtreibt, keine Angst mehr, nicht zu genügen oder gar zu stören. Völlige Ruhe.
Ich denke, dass es sich wie eine Narkose anfühlt. Man bekommt gar nichts mit, nicht mal, dass man in "Narkose" ist.
Aber wie ich mich kenne, wäre es kein schöner Tod. Denn mir kämen Menschen in den Sinn, die wegen eines solchen Ablebens meinerseits ernsthafte Probleme bekämen. Von wegen "Haben sie das nicht bemerkt?" - "Sie muss doch was gesagt haben!" - "Wie, Sie wussten, dass sie depressiv ist? - Warum haben Sie nichts getan?"
Und letztlich machten sich einige Leute diese Gedanken sowieso schon. Egal, ob sie mich leiden konnten oder nicht.
Ich kenne das Gefühl, wenn man aufgezeigt bekommt, wie machtlos man eigentlich ist. Denn gegen einen solchen Wunsch kommt niemand an.
Nicht mal der, der ihn hat.
Einerseits würde es sehr gut zu mir passen, diesen Weg zu wählen. Ein Davonlaufen, eine Flucht vor dem, was ich nicht zu bezwingen fürchte. - Meine eigenen Ansprüche.
Das ist der Strick, den ich mir unablässig drehe, jeden Tag aufs Neue.
Ich gestehe mir keine Fehler zu und finde doch immer wieder neue an mir. - Anders: Ich bin ein Fehler.
Als ich vor nicht all zu langer Zeit einen Ausspruch Claudius' Mutter über ihren "missratenen" Sohn gelesen habe, kam ich mir angesprochen vor. Sie sagte, er sei etwas, das die Natur angefangen, aber nicht zu Ende gebracht habe. Etwas Unfertiges.
Ein Bruchstück.
Ab und zu komme ich mir so vor. Ich bin auch nur ein Bruchstück von dem, was ich eigentlich sein sollte. Ob das nun gut oder schlecht ist, will ich nicht festlegen.
Ich weiß nur, dass ich nicht ganz bin.
Um zu dem ernsten Gespräch zurück zu kommen: Wir haben eine Art Pakt geschlossen, der besagt, dass ich nichts tun werde, was für mich tödlich enden würde.
Ich habe es versprochen.
Mal wieder.
Der Kampf geht also weiter.
Mein Gegner - bin ich.
Ich kämpfe - um mich.
Jetzt geht`s zur Übung in Alter Geschichte: Germanen und Kelten in der antiken Ethnographie.
Heutiger Tagesordnungspunkt: Die "Germania" des Tacitus, Kapitel vier bis acht.
Wenn doch jedes Seminar und jede(r) Dozent(in) so angenehm wäre...
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen