Als ich vorhin in der Kelten und Germanen – Übung saß, kam mir dieser Gedanke.
Man hangelt sich doch in der Geschichte von einem Krieg zum anderen. Die Zeit dazwischen, wie jemand mal den Frieden definiert hat, gerät immer mehr aus dem Blickfeld. Ich habe noch nie etwas von einem Friedenshistoriker gehört. Dafür aber von Militär- oder Kriegshistorikern, von Schlachtenforschern und ähnlichen Spezialisten.
Kann es nicht sein, dass sich diese Sichtweise auf unser Gesamtgefühl auswirkt? – Ich meine, wenn man sich ständig sagt, dass man dumm ist, glaubt man das auch irgendwann (wie ich aus eigener Erfahrung weiß…). Wenn man sich nun ständig damit beschäftigt, warum und wie sich verschiedene Länder, Herrscher oder Heere (denn die sind es ja eigentlich, die kämpfen) bekriegt haben, bekommt man da nicht eine negative Sichtweise, die immer unterschwellig mitschwingt, wenn man sich mit anderen Dingen abgibt?
Wobei es nebenbei bemerkt eine komische Formulierung ist, wenn man sagt oder schreibt, dass zwei Länder krieg führen.
Denn streng genommen sind es in den meisten Fällen zwei Personen oder ein zumindest überschaubarer Kreis, die den ganzen Zinnober anfangen. Nur sind die es in den seltensten Fällen, die letztlich wirklich daran beteiligt sind, wenn es um die Austragung des vom Zaun gebrochenen Streites geht.
Die Zeit, in der ein Herrscher selbst in die Schlacht gezogen ist, ist vorbei. Diese Verbrecher (ich glaube daher kommt dieser Begriff; sie haben einen Streit vom Zaun gebrochen) haben sich immer weiter vom eigentlichen Geschehen entfernt. Irgendwann zwischen Mittelalter und Neuzeit hat sich ein Oberhaupt mal gedacht „Nö, ich reite nicht mit. – Da wäre ich ja schön blöd, am Ende bekomme ich eins auf die Mütze.“ (Denn in solchen Kriegen gibt es eben nur einen Versuch. Kampf bis zum Tod des Gegners und gut is…) Und der Gegenspieler dieses Oberhauptes dachte sich „Wenn der nicht kommt, komm ich auch nicht. – Außerdem regnet´s draußen…“. Schon war der Krieg aus der Distanz erfunden.
Noch eine These zur Wortgenese: Gegenspieler…man könnte auch meinen, dass das Wort in eben dieser Erfindung seinen Ursprung hat. Die Chefs sitzen daheim und spielen mit kleinen Soldaten auf nachgebauten Schlachtfeldern den draußen tobenden Krieg nach. Oder vor. Je nach dem.
„Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.“ – Ein wunderbarer Satz. Was täte George W. Bush, wenn seine Soldaten auf dem Absatz Kehrt machten und lieber mit ihren Familien zuhause blieben? – Ja, eine unwahrscheinlichere Vorstellung als diese gibt es nicht, aber mal angenommen, es passierte doch. Was wäre dann?
Was hätte Hitler getan, wenn niemand den rechten Arm gehoben (was er selbst übrigens äußerst selten tat!) und brav „Heil“ gegrölt hätte? – Vielleicht wäre er aus Verzweiflung allein losgezogen. Oder hätte wieder Postkarten bemalt.
So gesehen ist es äußerst schade, dass ihn die Kunsthochschule, an der er sich beworben hatte, nicht nahm.
Die Menschen könnten so interessante Experimente machen, die niemandem schaden würden. Im Gegenteil, wir hätten alle unseren Spaß daran, weil wir begreifen würden, dass wir uns so verdammt ähnlich sind.
Wir sind eine Herde.
Wie oft wird gesagt, dass der Mensch ein Rudeltier sei und nicht allein leben könne. Aber leider geht unser Rudelbewusstsein nur selten über das Ende der Straße in der wir wohnen oder den Verwandtschaftsgrad der Tante hinaus. – Es sei denn, es ist Fußballweltmeisterschaft…
Es klingt sicher ziemlich verträumt, aber im Endeffekt sind wir alle eine Familie. Eine sehr große, zugegeben, aber über so und so viele Ecken sind wir alle miteinander verwandt.
Das heißt nicht, dass man jeden Idioten lieben und schätzen muss, nur weil er die gleiche Anzahl Chromosome hat (was bei manchen zu bezweifeln ist…). Aber ein gesunder Respekt vor dem anderen, würde viele Dinge im Leben jedes Einzelnen von uns einfacher machen. Wir haben etwa 75 Jahre, die einen mehr, die anderen weniger, die wir auf diesem Planeten leben dürfen. Aus purem Zufall. – Wenn ich die paar Körnchen Optimismus, die ich habe, zusammenkratze, könnte ich das Wort Zufall durch ein anderes ersetzen. Nämlich „Glück“.
Aber es gibt (nicht nur) einen Grund, warum mir das schwer fällt:
Weil man es einfach nicht Glück nennen kann, auf einem Planeten zu leben, auf dem sich Menschen gegenseitig den Schädel einschlagen.
Es gibt das geflügelte Wort, dass man aus der Geschichte lernen kann.
Tja, da haben dann wohl einige im Unterricht nicht aufgepasst…
Gewalt ist keine Lösung.
So abgedroschen dieser Spruch auch klingen mag, aber er stimmt einfach.
Selbst Nero wusste das.
Wenn man seine Fehltritte mal außen vor lässt, könnte man fast sagen, wir bräuchten heute wieder solche „Regenten“.
Männer und Frauen, die sich nicht die Bohne für Militär und kriegerische Auseinandersetzungen interessieren, sondern die der Ansicht sind, dass man Konflikte in streng geregelten Wettstreiten auf der Bühne regeln sollte.
Und mal ehrlich: Da hätten wir alle mehr davon!
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