Wenn einem selbst die Worte fehlen, ist es vielleicht ganz gut, die Klappe zu halten und anderer Leute Worte zu nutzen. Wenigstens übergangsweise.
Manchmal hör ich ein Lied, bei dem ich mir dann denke: Das könnte man prima am Ende einer Verfilmung deines Lebens spielen, wenn eine kleine Einblendung kommt, dass du irgendwann Schluss gemacht hast.
Als ich gestern mittag in der Küche stand, lief genau so ein Lied im Radio und ich sah den Abspann zu meiner Bio vor meinem inneren Auge ablaufen.
Es hat ziemlich gut gepasst.
http://www.youtube.com/watch?v=bv5SQH7V2Ao
Allerdings bin ich jetzt schon fast wieder der Ansicht, dass ich das perfekte Lied zum Schluss doch selbst schreiben sollte.
Vielleicht geht es mir dann so wie allen großen Künstlern, dass ich erst nach meinem Tod wirklich Erfolg habe.
Aber vielleicht soll ich den gar nicht haben.
Vielleicht bin ich das, wofür die Mutter des Claudius ihren Sohn immer gehalten hat: Etwas, das die Natur begonnen, aber nicht zu Ende geführt hat. Etwas völlig unvollkommenes.
Klar, niemand ist vollkommen, niemand ist perfekt, aber einige sind nahe dran, zumindest ein ganzes Stück näher, als ich.
Ja, das klingt jetzt wieder tieftraurig und wahnsinnig betrübt, aber manchmal braucht man ein Ventil, um seine abgründigen Gedanken loszuwerden.
Die Abgründigsten behält man sowieso für sich.
Gerade vorhin saß ich in einem Proseminar, in dem ich immer wieder den Eindruck hatte, dass es ziemlich sinnlos ist, worüber da diskutiert wird. Bringt es die Menschheit wirklich weiter, wenn sie weiß, was der Mantel in Aristophanes "Wolken" für eine Bedeutung hat? Muss ich wissen, warum Strepsiades am Ende Sokrates´Haus niederbrennt?
Und warum zieht im Augenblick alles an mir vorbei?
Weshalb kommt es mir so vor, als wäre die Welt hinter Glas und ich bin das kleine Kind vor dem Spielzeugladen, dass sich die Nase an der Scheibe plattdrückt?
Im Film "Stadt der Engel" gibt es die Vorstellung, dass diejenigen, die bald sterben werden, von einem in Schwarz gekleideten Engel abgeholt werden, den nur sie sehen können.
Im Augenblick beobachte ich mich immer wieder dabei, wie ich nach einem solchen Engel Ausschau halte, wie ich ihn mit meinen Blicken suche und doch nicht finde, obwohl ich ab und zu den Eindruck habe, dass er direkt hinter mir steht.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass sich viele Menschen eine von ihnen nicht beeinflussbare Bedingung setzen, die sie, wenn sie erfüllt wird, dazu berechtigen, zu gehen...
Da ist es schon gut, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen