Dienstag, 23. Oktober 2007

Von Lebkuchenhäuschen, Foltermethoden und Männern vom Fass

Man läuft durch die erlanger Innenstadt und sieht sich um.
Alles ganz normal.
Radfahrer, Marktstände, schreiende Kinder, alte Menschen, junge Menschen, alte Menschen, die so tun, als wären sie junge Menschen...nichts Besonderes.
Oder etwa doch?
...na wenn ich schon so frage...
Lebkuchenhäuschen.
Wir haben Oktober und seit geschätzten zwei Wochen stehen hier Holzbuden mit Lebkuchenoptik herum.
Meine erste Vermutung war ja, dass diese Hütten nachts ein Eigenleben entwickeln und auf tagsüber unsichtbaren Zehenspitzen im Dunkeln zum Schloßplatz schleichen, um sich dann am ersten Advent zu einem Rudel zusammen zu finden und ihr Innerstes, sprich Spekulatius, Printen, Anisplätzchen und Kokosmakronen, preiszugeben.
Aber irgendwie lag ich da falsch. Sie wandern nicht. - Obwohl das eine sehr schöne Vorstellung ist, das muss man mir lassen!
Sie stehen also da und mittlerweile ist es schon so, dass sogar Weihnachtsgebäck verkauft wird. Wobei Norma und Co. ja schon vor drei oder vier Wochen damit begonnen haben.
Mal ehrlich:
vergeht einem da nicht die Vorfreude?
Bei uns zuhause gibt es die goldene Regel, dass es keinen Lebkuchen und nicht ein einziges Plätzchen, geschweige denn Stollen vor dem ersten Advent gibt.
Das hält die Spannung aufrecht und man nimmt nicht schleichend von September bis Dezember zu, sondern schlagartig...ob das von Vorteil ist, sei dahin gestellt, aber die Grundidee ist doch nicht schlecht.

Ich habe ja vor einiger Zeit die These aufgestellt, dass es irgendwann einen gesetzlichen Feiertag namens Weihstern geben wird. Ostern und Weihnachten finden dann im Sommer, mitten in den großen Ferien statt. Dann also, wenn der Großteil der Bevölkerung sowieso frei hätte, so dass kein zusätzlicher freier Tag anfällt und die Arbeitgeber sich zufrieden die Hände reiben können, weil niemand ausfällt.
Gut, die Wirtschaft wird davon nicht sonderlich begeistert sein, denn ob eine Zusammenlegung der Feste die Kaufkraft automatisch verdoppelt ist die zweite Frage...
Eigentlich bin ich mir jedoch ziemlich sicher, dass die Regierung (so wie sie jetzt drauf ist) darüber bestimmt sofort eine Bundestagsdebatte abhalten und einen vorläufigen Gesetzesentwurf erarbeiten würde.
Sogar Herr Schäuble würde sich freuen, denn dann gibt es nicht mehr zwei Tage, an denen potentielle Anschläge passieren könnten, sondern nur noch einen! Das macht die Lage in Deutschland doch schon mal sicherer...
Zum eben genannten Herren nur ein Zitat eines Ausspruches eines bekannten Kabarettisten:
"Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wäre ich der festen Überzeugung, dass der ein Rad ab hat." - Dem ist nichts hinzu zu fügen.

Was ich allerdings meinem Zimmer zufügen sollte (welch glanzvolle Überleitung), ist ein Bett. Und damit meine ich wirklich das Ding mit den vier Brettern als Rahmen und einem ordentlichen Lattenrost und ner Matratze.
Was ich bisher als Schlafstätte benutze, hätte man selbst im Mittelalter ob seiner grausamen Schmerzen, die es herbeiführt, als Folterinstrument abgelehnt.

Apropos Schmerzen:
Wenn ich noch einen Comedian erwische, der einen blöden Witz über das PMS macht...
Die sollen das selbst erst mal mitmachen, dann würden sie die Klappe nicht so aufreißen, sondern hätten Ehrfurcht vor unserer Standhaftigkeit!
Wenn Männer die Tage bekommen würden, würde unser gesamtes System täglich zusammen brechen und die Krankenhäuser hätten eigene Stationen dafür, die ständig überbelegt wären. Es gäbe keine Schießereien mehr im Fernsehen, sondern den Wettstreit, wer es länger aushält, ohne zur Schmerztablette zu greifen.

Aber gut...ich will mich beruhigen und lieber noch eine nette Anekdote zu den Kelten erzählen. Bei Asterix und Obelix, ihres Zeichens Gallier (=Kelten) gibt es ja die Vorstellung, dass die einzige Angst, die sie hätten, die sei, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte.
Wie ich nun erfahren habe, ist das keineswegs eine Erfindung von Goscinny und Uderzo, sondern eine historisch belegte Tatsache.
Es findet sich zum Beispiel ein Bericht eines Alexander-Biographen, der von einem Besuch der Kelten bei Alexander erzählt. Dieser habe die Krieger gefragt, wovor sie Angst hätten, natürlich nur, um zu hören, wie sie knieschlotternd und mit bebender Stimme seinen Namen sagten (er war ein kleinwenig eingebildet...was auch durch Quellen belegt und damals ebenso empfunden wurde).
Die Antwort der Gäste allerdings ließ ihn kurz verstummen.
Sie erklärten ihm, dass sie so weit ab vom Schuss lebten und er sich sowieso in eine andere Richtung orientiere, dass sie vor ihm, den sie natürlich schätzten, keine Angst hätten. Die einzige Befürchtung, die sie immer wieder umtreibt sei, dass der Himmel über ihnen hereinbrechen könnte.
Daraufhin machte er sie noch schnell zu Bundesgenossen und als sie den Raum verlassen hatten, nannte er die Kelten "Windbeutel" - will heißen: Aufschneider, Angeber, Prahler.
Tja, gleich und gleich gesellt sich eben gern.
Bekannter als diese Tatsache ist die Begegnung mit Diogenes, dem Typen im Fass. Er predigte wohl sowas wie Besitzlosigkeit, also dass man nicht reich und wohlhabend sein müsse, um glücklich zu sein.
Diogenes lag also an einem schönen Tag mal wieder herum und genoss sein Leben.
Da kam Alexander vorbei, der von ihm gehört hatte und sagte ganz gönnerhaft: Er wolle ihm jeden Wunsch erfüllen, den Diogenes verlange. Egal was, er würde es ihm erfüllen.
Diogenes gab als Antwort genau fünf Worte:
"Geh mir aus der Sonne!"
Bühnenreif, würde ich sagen. Eindeutig.

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