Samstag, 6. Oktober 2007

Sowas is widerlich.

Und wieder habe ich eine Kategorie Mensch entdeckt, zu der ich niemals gehören möchte.
In Gaustadt findet ja derzeit die alljährliche "Kerwa", also Kirchweih, statt. Das hat mit der Sache an sich eigentlich nichts zu tun und ich hätte diese Frau auch sonst wo treffen können, aber sie begegnete mir, vielmehr meiner Mutter, eben dort. Heute.
Die beiden Frauen unterhielten sich über eine dritte Person. Deren Familie hat mit der Familie der mir bis dahin unbekannten Frau seit Jahren eine Art Fehde. Diese Frau ist sozusagen mit der Abneigung der dritten Person gegenüber aufgewachsen.
Diese dritte Person hat eine Krankheit die man durchaus als Schizophrenie bezeichnen könnte, eher noch eine Persönlichkeitsstörung. Sie hat ziemlich harte Schicksalsschläge hinnehmen müssen, hat diese aber immer geschluckt und nie den Mund auf gemacht. Vor ein paar Jahren war das Fass eben voll und aus einer temporär niedergeschlagenen Stimmung heraus brach eben alles über ihr zusammen und der Vulkan in ihr brach aus. Sie wurde laut, war leider auch in Bierlaune und es schaukelte sich hoch, bis es soweit war, dass sie mit der weißen Jacke abgeholt werden musste. Es dauerte eine Weile, dann ging es ihr wieder besser und dieser Zustand hielt einige Jahre an. Vor etwa acht oder neun Monaten kam es wieder zu einem Ausbruch, allerdings weniger stark und mit weitaus geringerem Aufsehen als zuvor. Sie kam wieder in die Klinik und im Moment ist sie wieder stabil und versucht (erfreulicherweise relativ erfolgreich) Fuß zu fassen. Eigentlich eine traurige Geschichte, wenn man die Hintergründe kennt, die zum Ausbruch dieser Krankheit (denn nichts anderes als das ist es) geführt haben, kennt.
Aber eben nur eigentlich.
Denn die oben genannte Frau sieht nicht ein, dass es "nur" eine Krankheit ist. Sie versucht erst gar nicht zu verstehen, dass es keine Bosheit ist, die zu solchen Ausschreitungen führt, dass es im Grunde nicht gegen sie persönlich ist, sondern in einem größeren Zusammenhang gesehen werden muss.
Sie aber hat die dritte Person abgestempelt. Der schlimmere der beiden Vorfälle hat für sie nur das bestätigt, was sie von ihrer Familie über die dritte Person und deren Angehörige vermittelt bekommen hat. Sie ist schlicht und einfach verrückt, hat "einen an der Waffel" und was vor ein paar Jahren war, das wird ihr noch heute vorgehalten.
Sie bekommt gar keine Chance zu beweisen, dass es im Laufe der Zeit einige Veränderungen (durchaus zum Positiven) gegeben hat. Ihr wird nicht mal die Möglichkeit eingeräumt zu zeigen, dass sie den Willen hat, an ihrer Lage etwas zu ändern. Sie wurde ein Mal in eine Schublade gesteckt und aus der wird sie nie wieder raus kommen. Sie wird für immer die "Bekloppte" bleiben, die "Säuferin mit dem Sprung in der Schüssel". Das perfekte Objekt um dem Drang des Gaffens nachzugeben, wie ein körperlich missgebildeter Mensch oder ein wildes Tier, das im Käfig sitzt und begierig von allen Seiten angestarrt wird, während es zu Grunde geht, weil niemand den Mut hat, auf es zu zu gehen und zu integrieren. Es herrscht einfach pure Sensationsgeilheit vor. Wann tickt sie das nächste Mal aus? Wann kann ich das nächste Mal zusehen, wie verzweifelt jemand versucht nach Hilfe zu rufen, weil er nicht mehr weiter weiß?
Und wenn man schon dazu nicht bereit ist zu helfen (weil man vielleicht tatsächlich nicht dazu in der Lage ist), dann sollte man wenigstens den Anstand haben, nicht hinterrücks alte Geschichten wieder aufzuwärmen, die längst vergangen sind, denn mit der Verbreitung solcher Dinge wird der Weg zur Normalität auch wieder verbaut, denn wenn Frau X das sagt, wird es schon stimmen und "wir haben´s ja schon immer gewusst" und flugs verbreitet sich das alles wie bei Stille Post weiter und im Nu ist man isoliert.
Heute dachte ich mir, dass ich bitte niemals so sein möchte. Ich möchte nicht voll von Vorurteilen durch die Welt gehen und mir damit die Gelegenheit verbauen, eventuell einen ganz besonderen Menschen kennen zu lernen. Ich möchte nicht jemandem das Leben noch schwerer machen, als es für ihn sowieso schon ist, aus welchen Gründen auch immer.
Und sollte mich jemand dabei ertappen, dass ich Anzeichen eines solchen Verhaltens an den Tag lege: Haltet mich auf!

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