Wie schaffen es Schriftsteller, ein sechshundert Seiten dickes Buch zu schreiben? Oder meinetwegen nur zweihundert Seiten. Wie geht sowas? Wo kommen die ganzen Ideen her? Wie behalten die den Überblick über das, was sie schon geschrieben haben und das, was sie noch schreiben wollen?
Wenn ich eine Idee zu einem Text habe, reicht es grad mal für eine, maximal zwei Seiten. Mehr nicht. Dann gehen mir die Worte aus. Das, was ich erzählen wollte, habe ich gesagt und fertig. Aber leider sieht die Geschichte in meinem Kopf ganz anders aus, als auf dem Papier. Viel plastischer. Ich kann manche Situationen genau nachfühlen, weiß genau, wie die Luft riecht, wie warm sich die Sonne anfühlt und wie stark der Wind bläst. Wenn ich dann meinen Text lese, ist davon nichts mehr da. So lang ist doch der Weg von meinem Hirn zu meiner Hand gar nicht, dass das alles da verloren gehen kann! Wo bleiben die Gerüche, Geräusche, Lichtstimmungen und Gefühle, wenn sie nicht auf dem Papier landen?
Und sollte es dann doch mal so weit kommen, dass ich etwas schreibe, bei dem man nachfühlen kann (na gut, könnte...), was ich meine, muss es mir vorher erst richtig schlecht gehen, damit es funktioniert. Schreiben kann ich nur, wenn ich mies drauf bin.
Wie machen das Schriftsteller?
Sind die ein halbes Jahr lang stinkstiefelig, nur damit ein gutes Buch bei rum kommt?
Kann doch nicht sein...
Außerdem müsste ich dann schon mehrere Pulitzerpreise und mindestens einen Literaturnobelpreis im Regal stehen haben, wenn sich die Qualität eines Romanes mit der düsteren Stimmung des Autors oder der Autorin steigert...
Apropos:
Es gibt ja verschiedene Arten von Autofahrern. Manche Leute sagen, dass es am Fabrikat, andere wiederum behaupten am Nummernschild erkennbar sei, wie man den Vorder- oder Hintermann und dessen Fahrstil einzuordnen habe.
Ich versuche weitestgehend frei von Vorurteilen zu sein. Auch bei diesem Thema, aber heute war bei mir echt die Grenze erreicht.
Autobahn.
Die rechte Spur voll mit LKWs. Daher fahre ich auf der Linken. Hinter mir ein Zeitgenosse der ungeduldigen Art.
Nicht genug, dass er so nah auffährt, dass er mit Sicherheit ablesen kann, was mein Tacho anzeigt, nein, der gute Mann muss natürlich noch den Beweis liefern, dass auch sein Automobil mit Scheinwerfern ausgestattet ist. Die allseits bekannte Lichthupe kommt zum Einsatz.
Ich lass mir das ein Mal gefallen, auch ein zweites und drittes Mal. Aber als er zum vierten Mal beinahe in meinen Kofferraum fährt und ich kurz davor bin, voll in die Eisen zu steigen und ihm die Meinung zu geigen, was ich natürlich unterlasse, weil: Autobahn; da ist das Maß dann voll und ich tue etwas, was ich noch nie in meinem Leben während des Autofahrens getan habe.
Ich zeige ihm den Effenberg! - Wie bei allen, die das tun, stellt sich bei mir ein wohliges Gefühl der Überlegenheit ein. Ich hab es ihm so richtig gezeigt. Jawohl! Ha haa, wäre ja noch schöner, wenn man sich alles gefallen ließe! Wo sind wir denn?
Aber um zum eigentlichen Thema zurück zu kehren: Bereits beim Blick in den Rückspiegel konnte ich erkennen, dass mein Hintermann einen Wagen eines Bayerischen Herstellers fuhr. Schön und gut, dachte ich mir, kann ja ne Ausnahme sein, dass gerade dieser BMW-Fahrer ein Arschloch ist.
Als er mich dann schließlich doch noch überholte, konnte ich sein Nummernschild erkennen.HAS. Es war so klar. Drei Buchstaben: Hirsch-Am-Steuer. Oder auch Hirn-Am-Suchen.
Das konnte dann doch kein Zufall mehr sein...
Als ich auf dem Weg zum Parkplatz war (noch vor obiger Geschichte), schien die Sonne wunderbar vom Himmel herab und es ging ein leichter Wind. Es duftete nach frischem, feuchtem Herbstlaub, nach Sonne, nach Gras.
Und komischerweise war das der gleiche Geruch, wie anfang März. Genau so. Sofort viel mit ein Tag wieder ein, an dem ich den gleichen Duft in der Nase hatte, wie heute. Ich wusste jede Kleinigkeit wieder, die an diesem Tag passiert ist. Mit wem ich zusammen war. Wo. Was ich den Tag über gemacht hatte. Sogar einzelne Gesprächsteile fielen mir wieder ein.
Ein komisches Gefühl. Aber ein Schönes. Man bekommt fast den Eindruck, dass das Jahr symmetrisch verläuft. Jeden Tag erlebt man zwei Mal. Aber jedes Mal macht man etwas anderes daraus. Nur die Gegebenheiten bleiben die gleichen. Die Luft, die Sonne, die Gerüche...
Und noch etwas ist mir heute aufgefallen.
Es kann mir noch so schlecht gehen, sobald ich einen Buchladen betrete, fühle ich mich sicher und gut aufgehoben. Als wären lauter gute Bekannte um einen herum und es könne einem dadurch nichts passieren. Wenn man dann ein Buch aufschlägt, lädt einen dieser Bekannte zu einem interessanten, lustigen, dramatischen, traurigen, wie auch immer gearteten Dialog ein.
Eine schöne Vorstellung, finde ich.
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