Ab und zu muss ja jeder mal zum Hausarzt, so oder so. Und wenn es nur deshalb ist, weil eine andere Ärztin darauf hinweist, dass man mal die Blut- und Leberwerte checken sollte.
Wenn da nur nicht die Sache mit der Nadel wäre...aber gut, klein Stina lässt sich tapfer einen Termin geben, erscheint auch pünktlich und setzt sich ins Wartezimmer.
Als ich mich gerad wunderbar von dem mir Drohenden abgelenkt habe, steckt die Sprechstundenhilfe den Kopf zur Tür rein, grinst mich freudestrahlend an, fragt "Frau Thun?" - "Ja?" - "Wir bräuchten erst mal ein wenig Urin." - "Jetzt?" - "Ja ja, a bissla was geht immer!". Warum bin ich plötzlich so irritiert? Ist es das "wir" in ihrer Aufforderung? Wer ist "wir" und was wollen die damit? Ihre Sammlung ergänzen? - Sicher nicht...
Schon jetzt ist jeder Versuch sich gedanklich mit etwas anderem zu beschäftigen sinnlos: Die Nadel wartet und es dauert sicher nicht mehr lange bis..."Und dann gehen sie einfach ins Zimmer da drüben und legen sich auf die Liege, gell?", ich kann nur ein leises und verzweifeltes "O.k." antworten und verschwinde im Klo.
Warum kann ich mich nicht einfach runter spülen? Und was wäre, wenn ich mich hier einsperrte und einfach nicht mehr heraus käme? Aber es nützt ja nichts...
Nachdem der erste Akt gemeistert ist, folgt bekanntlich der zweite. Im klassischen Dreiakter der Höhepunkt, die Peripethie.
Ich liege also auf der Pritsche und frage mich, ob es einem zum Tode geweihten in den USA am Ende genau so geht, wie mir gerade - wobei ich wahrscheinlich noch vor der Injektion aus lauter Angst vor der Spritze krepieren, also von der Aktion selbst nichts mitbekommen würde.
Die nette Dame fängt an. Erst das Gummiband um den Oberarm und dann wird gesucht. Bei mir ein hoffnungsloses Unterfangen, wie ich aus Erfahrung weiß. Sie findet eine Ader, bzw. glaubt es zumindest, und sticht, nach einer kurzen Warnung ("So, jetzt piekst es kurz und dann brennt es ein bisschen." - Danke für den Hinweis...)in meine Armbeuge.
Tja, wie erwartet kommt kein Blut. Sie fängt an zu rühren, es tut sich nichts. Keine Chance. Sie zieht die Nadel wieder heraus, auf das übliche Pflaster kann verzichtet werden, es kommt ja eh nichts.
Mir ist mittlerweile kotzübel, mir wird heiß und kalt, prima Stimmung! Der nächste Versuch wird in einem anderen Zimmer gestartet, damit sie an den rechten Arm kommt ist eine andere Liege notwendig. Also gut, dann gehen wir mal los. In meinem Kopf tanzen die Synapsen Samba und ich sehe mal schwarz und dann verschwommen den Türrahmen, an dem ich mich festkralle. Endlich im anderen Zimmer angekommen, kann ich mich wieder hinlegen. Jetzt ist es schon so weit gekommen, dass ich die Geräusche um mich herum nur noch ganz gedämpft wahrnehme. Wird ja immer besser...
Die Suchaktion "Ader" wird von Neuem gestartet, ein zweiter Stich getätigt und erneut gerührt und gedrückt. Ergebnis: mir ist immer noch schlecht und die Kanüle bleibt trocken.
Jetzt hilft nur noch Eines: der Chef muss selber ran.
Um es kurz zu machen: er sticht sehr (!) tief und findet endlich eine Ader, die bereit ist, ihre Schleusen zu öffnen. Kommentar seinerseits: "Ein Traum wird wahr!"
Nachdem drei Röhrchen gefüllt sind und ich, auf die Einstichstelle drückend, mich langsam aufrichte und vorsichtig zur Tür gehen will, kommt die Sprechstundenhilfe noch mal und hält mich auf. "Moment, wir brauchen noch den Blutdruck!" Na, wenn´s weiter nichts ist, denke ich mir. Weit gefehlt! (Und warum schon wieder "wir"?)
"Gut. Jetzt brauchen wir dann bloß noch die Größe, das Gewicht und ein EKG."
Nutzt er die seltene Gelegenheit, dass ich mal da bin, um mich buchstäblich auf Herz und Nieren zu checken?
Die Größe ist kein Problem, die weiß ich ja. 1,78m, können Sie gleich aufschreiben. - Sie glaubt es mir aber nicht. "Sie sind doch größer..." - Guuut, dann messen wir eben. Das Ergebnis beweist, dass ich falsche Angaben für meinen Perso gemacht habe. 1,83m. Hm...dass ich so groß bin, hätte ich jetzt nicht gedacht...
Es folgt das Gewicht und damit der dritte Akt. Die Katastrophe.
Die genauen Daten lasse ich jetzt mal außen vor. Nur so viel: Die Notrufnummer der Polizei vergesse ich so leicht nicht...
Und als Abschluss des Ganzen: das EKG.
Super. Oben ohne vor einer jungen Sprechstundenhilfe, die mit einem traumhaften Körper gesegnet ist. Gibt es demütigenderes?
Jedenfalls bin ich froh, als ich wieder angezogen im Arztzimmer hocke und auf den Chef warte. Es folgt das obligatorische Abhören und nach einem kräftigen Händedruck und dem Hinweis, dass ich die Ergebnisse am nächsten Tag abholen kann, verlasse ich mit zwei schmerzenden Armen die Praxis.
Resultat heute, einen Tag danach:
Meine Werte sind in Ordnung.
Nur meine Armbeugen sehen aus, als wäre ich eine Drogensüchtige, die das Stechen noch üben muss. Abgesehen von den Schmerzen.
Nun gut, es ist geschafft und ich lebe noch.
Bis zum nächsten Mal ;-)
Ein weiteres Erlebnis, das mir erst mal einen Schreck eingejagt hat, war eine e-Mail von der Uni, dass die Anmeldung zu einem Kurs schon längst abgelaufen und der Kurs bereits voll ist.
Toll, was jetzt?
Beim checken der anderen Kurse fällt mir auf, dass die bereits alle belegt sind. Bis auf einen. Digitale Literatur. - Interessiert mich das? -Nein.
Letzte Chance: die Dozentin persönlich anschreiben und die ganze Story erklären. Denn ein früherer Eintrag im Univis informierte einen darüber, dass die Anmeldung im Kurs erfolgt und nicht online.
Und ich habe mordsmäßiges Glück!
"Ja, er ist bereits voll, aber sie können sich ausnahmsweise noch in der ersten Stunde anmelden. Mit freundlichen Grüße,..." - DANKE!
Mein sorgfältig erarbeiteter Stundenplan bleibt mir erhalten und ich komme in alle Kurse, die ich wollte.
Das Semester kann beginnen, ich bin bereit!
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